Trauer um Markus Beyer:Einfach ein guter Boxer

Markus Beyer

Glückliche Momente: Markus Beyer bei seiner Titelverteidigung 2006 in Zwickau.

(Foto: dpa)

Markus Beyer wurde Box-Weltmeister in einer Zeit, in der nicht nur Freaks und Dampfplauderer im Ring standen. Nun starb er mit gerade 47 Jahren.

Nachruf von Benedikt Warmbrunn

In der Mitte der 1990er-Jahre war das deutsche Profiboxen auf dem Höhepunkt seiner Popularität, die Kämpfe hatten regelmäßig Einschaltquoten von mehr als zehn Millionen. Die Menschen wollten nicht nur Freaks und Dampfplauderer sehen, sie interessierten sich auch für: gute Boxer. Es war die Zeit, in der eine Karriere wie die von Markus Beyer möglich war.

Im November 1996, bei der Veranstaltung, bei der Henry Maske (vorübergehend) seine Karriere beendete, debütierte Beyer. Er hatte zuvor 274 Mal bei den Amateuren geboxt, 235 Mal hatte er gewonnen; er hatte zweimal an Olympischen Spielen teilgenommen, er hatte bei der WM das Halbfinale erreicht und bei der EM das Finale.

Es debütierte ein Boxer, der alle Tricks schon gesehen hatte, der jeden Schlag aus jedem Winkel schon kassiert hatte. Es debütierte einer, der wusste, dass saubere Schläge und eine sichere Deckung im Ring mehr bedeuten als Muskelpakete und flotte Sprüche vor dem Fight.

Zweimal verlor er seinen Titel - und holte ihn zurück

Seinen ersten Kampf gewann Beyer durch einen technischen Knockout in der sechsten Runde. Knapp drei Jahre später gewann er in England die WM nach Version des Verbandes WBC im Supermittelgewicht gegen den Briten Richie Woodhall. Nach Max Schmeling und Ralf Rocchigiani war er der dritte Deutsche, der im Ausland Weltmeister wurde. Zweimal verlor Beyer seinen Titel, zweimal gewann er ihn zurück. In seinem größten Kampf, der Titelvereinigung im Oktober 2006 gegen den Dänen Mikkel Kessler, ging er in der dritten Runde k. o.

2008 boxte er zum 39. und letzten Mal, zum 35. Mal gewann er. Beyer, sagte sein Trainer Ulli Wegner dem Sportinformationsdienst, sei sein "Lieblingsboxer" gewesen: "Er war taktisch sehr vielseitig, ein kompletter Boxer." Nach Beyers Rücktritt zählte genau das, die Technik, in Deutschland immer weniger. Mit Beyer endete die Zeit, in der auch gute Boxer, die keine Lust auf die große Show hatten, berühmt werden konnten.

Am Montag ist Beyer, der 47 Jahre alt wurde, nach kurzer schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus gestorben.

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