Boxen:Großer Kuchen

Alexander Petkovic in den Eisbach Studios in München, 2016

Boxpromoter Alexander Petkovic.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Promoter Pit Gleim und Alexander Petkovic verkünden, dass die Boxteams PGP Boxing und Petko's Boxpromotion zusammengeführt werden.

Von Benedikt Warmbrunn

"Mahlzeit!", ruft Axel Schulz in den Raum hinein, er läuft nicht nach vorne zu den Mikrofonen, sondern nach hinten, wo die Häppchen bereitstehen. Das Thema für diesen Mittag, an dem laut Ankündigung "ein absolutes Novum im deutschen Boxsport" verkündet werden soll, ist gesetzt. Es geht ums Essen.

Im Boxsport geht es immer auch ums Geschichtenerzählen, ums Geschichtenverkaufen, groß ist nicht immer groß genug, und so ist auch die Atmosphäre am Donnerstagmittag frei von jeglicher Bescheidenheit. Die Verkündung findet statt am Platzl im München, bei Alfons Schuhbeck, der zwar keinen Michelin-Stern mehr hat, aber immer noch einen großen Namen. Selbst anwesend ist Schuhbeck zwar nicht, er hat aber einen Kellerraum zur Verfügung gestellt, viel Gold an den Wänden, Schlösser auf den Tapeten. Neben den Mikrofonen stehen glutenfreies Granola und Curcusan-Immun-Balance Kurkuma-Kapseln. Ganz am Ende wird es noch eine Suppe und Nudeln geben, erst einmal aber setzen sich hinter die Mikrofone Axel Schulz sowie die beiden Promoter Alexander Petkovic und Pit Gleim. Es geht nun ums Boxen, auch wenn es manchmal anders klingt.

"Ich mag es nicht, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht", sagt Gleim, der 2019 sein Boxteam PGP Boxing gegründet hat. "Ich habe schon immer gesagt, dass ich den Kuchen groß machen will", sagt Petkovic, der gemeinsam mit Nadine Rasche Petko's Boxpromotion betreibt. Verkündet also wird zur besten Mittagessenszeit, dass die beiden Promoter von nun an zusammenarbeiten werden, in einer gemeinsamen Firma. Das ist tatsächlich ungewöhnlich, im Boxen sind sich die meisten Teams teilweise in einer leidenschaftlichen Feindschaft verbunden. Sauerland und Universum aber, die beiden größten Namen der deutschen Branche, organisieren seit einigen Monaten gemeinsame Kampfabende, doch Petkovic und Gleim wollen noch weiter gehen, alles soll zusammengefügt werden; die erste Veranstaltung findet Ende März in Ulm statt.

Ein paar Dinge bleiben am Donnerstag noch unklar, unter anderem, wer der TV-Partner werden soll, denn ohne TV-Partner lassen sich im Boxsport keine Geschichten erzählen und erst recht nicht verkaufen. Klar aber wird, dass beide sich zusammenschließen, weil sie sich Sorgen um das deutsche Boxen machen. "Der Boxsport ist an einem Punkt angelangt, wo er fast am Boden ist", sagt Gleim. "Nur wenn wir uns zusammenschließen, können wir das Boxen wieder salonfähig machen", sagt Petkovic. Beraten werden die beiden bei ihrem Projekt von Schulz, der inzwischen auf seiner Kappe nicht mehr für Fackelmann wirbt, sondern für auto.de, was vielleicht auch schon etwas über den Zustand des deutschen Boxens verrät. "Wir haben wahnsinnig viele Talente, die aber viel zu früh irgendwo hingeschmissen werden, für Titel, die erfunden werden", sagt Schulz, er will da auch "bremsen". Was er sagt, klingt eigentlich alles ganz vernünftig, und doch fragt er am Ende: "Wurde man daraus gerade schlau?"

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