Borussia Mönchengladbach:Verwirrt in die Ferien

Borussia Mönchengladbach: Auf der Palme: Gladbachs Sportchef Max Eberl sieht nach seinem Wutanfall im Anschluss an den Hoffenheimer Ausgleich Gelb.

Auf der Palme: Gladbachs Sportchef Max Eberl sieht nach seinem Wutanfall im Anschluss an den Hoffenheimer Ausgleich Gelb.

(Foto: Wolfgang Frank/Eibner/imago)

Nach dem verpassten Befreiungsschlag beim 1:1 in Hoffenheim gerät Sportchef Max Eberl wegen des Gegentreffers in der Nachspielzeit in Rage. Für ihn könnten besonders schwierige Woche bevorstehen. Neben der misslichen sportlichen Situation könnte es bei mehreren prominenten Gladbachern um Wintertransfers gehen.

Von Ulrich Hartmann, Sinsheim/München

Als Max Eberl rotsah, bestrafte ihn Schiedsrichter Sven Jablonski mit Gelb. Weil Borussia Mönchengladbach in der Nachspielzeit in Hoffenheim den Sieg hergeschenkt hatte, tanzte Gladbachs Sportdirektor wie ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie herum. Eine lange Nachspielzeit, ein mögliches Foul in der Entstehung des Gegentreffers und Provokationen von der TSG-Bank sollen Eberl auf die Palme gebracht haben. Er selbst gab keine Erklärung ab. Am Ende dürfte ihn aber vor allem schlichtweg der nächste Nackenschlag für seine Borussia entnervt haben. Nach vier Niederlagen mit 17 Gegentreffern hätte ein 1:0-Sieg in Hoffenheim vor den Weihnachtsferien Wunder wirken können. Doch das letztlich bloß erzielte 1:1 bedeutet, dass Gladbach mit nur drei Punkten Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz in die kurze Winterpause geht. So macht Entspannung keinen Spaß.

Für Max Eberl steht aber vielleicht sowieso keine entspannende Zeit bevor. Am 2. Januar beginnt die winterliche Transferperiode, in der gleich vier prominente Gladbacher - Nationalverteidiger Matthias Ginter, das Schweizer Mittelfeld-Ass Denis Zakaria sowie die beiden französischen Stürmer Marcus Thuram und Alassane Plea - eine relevante Rolle spielen könnten. Die Verträge von Ginter und Zakaria laufen im nächsten Sommer aus, für sie erhielte die Borussia nur noch jetzt kleine Ablösen. Thuram und Plea wären dem Vernehmen nach schon im vergangenen Sommer gerne gewechselt, aber da hatte sich nichts ergeben.

Ob es Interessenten für die Vier gibt, ist derzeit Spekulation. Ginter und Zakaria wären schon in einem halben Jahr ablösefrei, das spricht aus ihrer Sicht gegen einen kurzfristigen Wechsel. Ginter sagte nach dem Spiel in Hoffenheim: "Ganz ausschließen kann man nichts, aber ich glaube nicht, dass das heute mein letztes Spiel für Gladbach war." Plea und Thuram waren in der vorletzten Bundesliga-Saison mit je zehn Treffern Gladbachs beste Torschützen gewesen. In der vergangenen Spielzeit traf Thuram immerhin noch acht Mal, Plea sechs Mal. In der Hinrunde der laufenden Saison hingegen schoss Plea gerade mal drei Tore, Thuram in zehn Einsätzen gar keines - er lieferte nicht mal eine Vorlage.

"Im Grunde haben wir heute einen ziemlichen Scheiß gespielt."

Sollte die Borussia dem Winter-Verkauf eines Angreifers tatsächlich nicht abgeneigt sein, dann müsste Eberl allerdings unverzüglich Ersatz besorgen. Dies gölte auch für Ginter und Zakaria, zumal Nationalspieler Florian Neuhaus bei Gladbachs Trainer Adi Hütter offenbar gar nicht mehr zum Einsatz kommt. Nicht mal am Samstag spielte Neuhaus mit, als im Mittelfeld Kouadio Koné und Jonas Hofmann ausfielen.

Am gegenwärtigen Gesamteindruck der Mannschaft hat sich in Hoffenheim nicht viel gerändert: verängstigt, verunsichert, verwirrt. "Im Grunde haben wir einen ziemlichen Scheiß gespielt und jeden Ball nur lang nach vorne gehauen", sagte der Gladbacher Mittelfeldmann Christoph Kramer gewohnt frank und frei: "Das Unentschieden ist schmeichelhaft, aber mit einem kleinen Erfolgserlebnis in die Winterpause zu gehen, tut trotzdem gut."

Trainer Adi Hütter, für Sportchef Eberl weiterhin unumstritten, müht sich unverändert, alle verbliebenen positiven Ansätze zu überhöhen. "Wir haben kämpferisch eine sehr gute Leistung gezeigt", sagte er, "ich bin überzeugt, dass die Mannschaft die Qualität hat, mit dem Abstiegskampf nichts zu tun zu haben." Dass das Potenzial und die tatsächliche Leistung zwei Paar Schuhe sind, räumt aber auch Hütter ein. "Wir müssen die Situation annehmen", sagt er, "und die ist nicht ungefährlich." Und was sie nicht ungefährlicher macht: In der Rückrunde geht es los beim FC Bayern (7. Januar) und mit einem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: