Die Ära Schubert wirkt weniger romantisch, eher wie eine Vernunftehe, was aber auch daran liegen dürfte, dass Schubert zunächst als Übergangslösung gedacht war. Weil Markus Weinzierl kurzfristig jedoch nicht aus Augsburg loszueisen war, führte Schubert Gladbach aus einer Ergebniskrise sowie im Mai 2016 auf den vierten Platz der Bundesliga. "Wir wollten ursprünglich schon erst einmal sehen, was passiert, aber unsere Überzeugung ist dann gewachsen", sagt Eberl heute und freut sich, dass er sich des Favre-Schrecks nicht als Wendepunkt in der Gladbacher Entwicklung erinnern muss. "Wir haben die Chance dieses Schocks genutzt und bewiesen, dass wir aus so einer kritischen Situation gestärkt hervorgehen können - André ist für uns ein Glücksfall geworden."
Das Fachmagazin Kicker hat soeben ausgerechnet, dass Schubert unter allen derzeit tätigen Bundesligatrainern mit 1,9 Punkten pro Spiel den besten Schnitt hat. Von den 29 Liga-Spielen unter seiner Regie hat Gladbach 17 gewonnen und acht verloren. Die Mannschaft ist im Vergleich zu ihren Auftritten unter Favre aggressiver und offensiver geworden -, aber defensiv auch anfälliger.
Dieses Defizit bei Ballverlusten im Spielaufbau versucht Schubert zunehmend mit einer Dreierkette zu beheben, weil drei Abwehrspieler eine bessere Absicherung darstellen als zwei Innenverteidiger. Beim Hinspiel in Bern hat sich jedoch gezeigt, dass die Borussia defensiv anfällig ist. Sie hatte Glück, dass die Schweizer ihre Chancen nicht genutzt haben.
Wird sein Vertrag bald verlängert?
Schubert will, um seine in der Breite jetzt besser aufgestellte Mannschaft weiterzuentwickeln, ihren "offensiven Enthusiasmus", wie er das nennt, auch um einen Enthusiasmus nach hinten erweitern. Das betrifft Außenspieler wie Ibrahima Traoré, Fabian Johnson oder Oscar Wendt. Sie besitzen alle Verbesserungsoptionen für die Rückwärtsbewegung - und weil die Gladbacher offensiv wirklich stark sind, wird viel abhängen von dieser "Balance", wie das im Fußball jetzt alle nennen: die Ausgewogenheit von Offensive und Defensive.
Dafür, dass Schubert vor fast einem Jahr als Übergangslösung galt, hat er sich gut etabliert. Doch die Prüfungen werden weder weniger noch einfacher. Sein Vertrag gilt bis zum Ende der Saison, und in jedem Spiel wird es fortan auch ein bisschen darum gehen, ob und wie bald sein Vertrag verlängert wird. Die Spiele gegen Bern und am Samstag gegen Leverkusen sind da nur ein neuer Anfang.