Borussia Mönchengladbach:Prototyp der Chancenwucherer

Bielefeld, Schueco Arena, 02.01.21, GER, Herren, 1.Bundesliga, Saison 2020-2021, DSC Arminia Bielefeld - Borussia Moenc

Lässt sich von der Grätsche des Bielefelders Amos Pieper (rechts) nicht irritieren: Breel Embolo trifft für Mönchengladbach.

(Foto: Ulrich Hufnagel /Imago)

Erleichterung in Gladbach: Endlich trifft Breel Embolo! So gewinnt Borussia zwar 1:0 bei Arminia Bielefeld, doch das eigentlich Problem ist damit nicht behoben: Die offensivstarke Mannschaft schießt viel zu wenig Tore.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld/München

"Typisch Breel!", hat Breel Embolo am 25. November gewitzelt, nachdem ihm in der Champions League gegen Schachtjor Donezk ein Traumtor per Fallrückzieher gelungen war: "Die einfachen macht er nicht, aber die schwierigen." Wer dachte, der 23 Jahre alte Schweizer würde derlei Selbsterkenntnis zur Kursänderung nutzen und statt der schwierigen fortan die einfachen machen - was seiner Trefferquote gut täte -, der sah sich getäuscht. Embolo blieb bei seiner unergiebigen Philosophie und demonstrierte auch im Bundesligaspiel beim Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld kreativ die Vielfältigkeit, mit der man klarste Torchancen vergeben kann. Dass Gladbach am Ende trotzdem mit 1:0 ausgerechnet durch einen Treffer von Embolo gewann, war auch dessen Kollegen Jonas Hofmann zu verdanken.

In der 58. Minute nämlich wurde Hofmann in der eigenen Spielhälfte des Balls habhaft und schlug ihn sogleich hoch und weit nach vorne - eher nicht in der Hoffnung, Embolo könnte die Vorlage zur Direktabnahme per Fallrückzieher verwenden. Embolo nahm den Ball flach mit, setzte sich kraftvoll gegen Arminias Innenverteidiger Amos Pieper durch und schloss cool zum 1:0-Siegtreffer ab. "Dieses Tor schießt er mit maximaler Konsequenz", lobte ihn Trainer Marco Rose, denn: Maximale Konsequenz ist momentan Gladbachs maximales Manko.

In 14 Bundesligaspielen haben die Borussen unter tabellarischem Aspekt nur ein Mal positiv überrascht: beim 1:0-Sieg gegen Leipzig. Verloren haben sie gegen Leverkusen, Dortmund und Hoffenheim. Gewonnen haben sie gegen die letzten Vier: Köln, Bielefeld, Mainz und Schalke. Hinzu kommen sechs Unentschieden. Während sie am 14. Spieltag in der vergangenen Saison mit 31 Punkten Tabellenführer waren, ringen sie nun mit 21 Punkten um den Anschluss an die Europapokalplätze. Und nächsten Freitag gastiert Bayern München im Borussia-Park.

Gladbach tut sich schwer, die aus dominantem Spiel kreierten Chancen zu verwerten, so auch in Bielefeld: 55 Prozent Ballbesitz und 22 Abschlüsse - aber bloß ein Törchen. "Klar hätten wir auch zwei, drei, vier machen können", sagte Rose, "aber die machen wir im Moment eben nicht." Umso hilfreicher war, dass dieses eine Tor zum Sieg genügte. Es war erst das zweite Mal in dieser Saison, dass Gladbach ohne Gegentor blieb.

Arminia Bielefeld - Borussia Mönchengladbach

Endlich den Trainer beglückt: Torschütze Breel Embolo (rechts) bejubelt Gladbachs goldenen Treffer mit Marco Rose.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Den letztjährigen Toptorschützen Alassane Plea (zehn Treffer) zwickt der Oberschenkel, er hat erst vier Tore geschossen. Marcus Thuram (zehn) ist nach seiner Spuckattacke im Spiel gegen Hoffenheim noch bis Ende Januar gesperrt, er hat erst zwei Tore geschossen. Patrick Herrmann (sechs) hat in der Liga diese Saison noch gar nicht getroffen. Während die Gladbacher in ihren teils fulminanten Gruppenspielen der Champions League im Schnitt auf 2,7 Treffer pro Partie kamen, trafen sie in 14 Bundesligaspielen im Schnitt bloß 1,8 Mal. Sechs dieser 25 Tore waren aber Elfmeter. Aus dem Spiel heraus liegt die Torquote pro Ligaspiel gar nur bei 1,3.

Prototyp der Chancenwucherer bleibt Embolo. Um ihn erst gar nicht zu demoralisieren, lobt Rose unermüdlich Embolos Unermüdlichkeit. Und genau die war es schließlich, die dem 2019 aus Schalke gekommenen Stürmer mit seinem dritten Saisontor doch noch den Siegtreffer bescherte.

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