Borussia Mönchengladbach:Pirouette des Seniors

Borussia Mönchengladbach: Traf zweimal beim Gladbacher Sieg in Augsburg: Lars Stindl.

Traf zweimal beim Gladbacher Sieg in Augsburg: Lars Stindl.

(Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)

Nach langer Verletzung trifft Lars Stindl wieder für Mönchengladbach. Beim 3:2-Erfolg gegen den FC Ausgburg ist er sowohl Vollstrecker als auch Vorbereiter und stehts zur Stelle- und macht dabei jeweils eine gute Figur.

Von Maik Rosner, Augsburg

Für die Redewendung, dass ein Unglück selten allein kommt, ließen sich in Augsburg ebenso Belege finden wie für eine Abwandlung dieses Sprichworts. Denn wer es lieber positiv sehen wollte, und das wollten sie bei Borussia Mönchengladbach, der konnte zur These gelangen, dass ein Glück selten allein kommt. Das jedenfalls galt für Lars Stindl, dem beim 3:2 mit seinen Toren (53./79.) ein maßgeblicher Anteil am ersten Bundesligasieg der Gladbacher in Augsburg im neunten Anlauf zugemessen wurde. Und da der Kapitän bereits beim vorangegangenen 4:1 in Düsseldorf mit einem Doppelpack auffällig geworden war, stand seine Wiederholung für den Eindruck, dass er nach langer Leidenszeit zurück ist in jenem Glück, das offenbar auch selten allein kommt.

Von einem "persönlichen Glücksgefühl" berichtete Stindl folgerichtig und wiederholte einen Scherz: "Der alte Mann ist noch beweglich", sagte der 31-Jährige. Er bezog sich damit selbstironisch auf sein zweites Tor, bei dem seine feine Pirouette als markantes Signal daherkam, dass Stindl nach seinem Scheinbeinbruch vom April 2019 und seiner Absenz bis Mitte Oktober wieder die alte Form zu erreichen scheint. Bis Mitte Januar war er meist nur in kurzer Teilzeit gefragt. Erst in den jüngsten vier Partien durfte er regelmäßig und über einen Großteil der Spielzeit seinen Wert für die Borussia einbringen. In Augsburg steuerte Stindl neben seinen Saisontoren vier und fünf die Vorlage zum 1:0 (49.) von Ramy Bensebaini bei.

Linksverteidiger Bensebaini stand nach seinem vierten Tor im neunten Ligaeinsatz für die ursprüngliche Fassung der Redewendung vom sich wiederholenden Unglück. Gleich zwei Mal war der Algerier von Augsburgs Raphael Framberger schmerzhaft in der Körpermitte getroffen worden. Zunächst mit den Stollen, rasch danach erneut durch Frambergers Schuss aus der Nahdistanz. Die beiden Volltreffer erfüllten beinahe den Tatbestand eines Racheakts nach Bensebainis 1:0. Doch eine Absicht war dem Augsburger Rechtsverteidiger nicht zu unterstellen, und vermutlich war auch er erleichtert, dass der nach einem Muskelfaserriss in die Startelf zurückgekehrte Bensebaini weiterspielen konnte.

Gemein hatten Stindl nach seinem langen Formaufbau und der zwei Mal empfindlich getroffene Bensebaini als Borussen des Tages, dass sie jene Wehrhaftigkeit personifizierten, die die Mannschaft von Trainer Marco Rose nachgewiesen hatte. "Erarbeitet" habe man sich den verdienten Erfolg, sagte Stindl, und auch Rose goutierte die Resistenz gegen Rückschläge. Zwischenzeitlich habe man die Kontrolle verloren, sagte er über jene Phasen, in denen Augsburg mit Wucht und den Toren von Eduard Löwen (57.) und Alfred Finnbogason (83.) herangekommen war. "Aber wenn dir so etwas passiert, musst du mit Fleiß dagegen arbeiten, und das hat sehr gut funktioniert", lobte Rose. Es passte zum Tag der erschwerten Bedingungen, dass das Stadion eine gute halbe Stunde nach Abpfiff wegen eines Feueralarms durch Rauch aus einem Pizzaofen für rund 30 Minuten evakuiert werden musste und die Pressekonferenz ausfiel.

Für die Gladbacher, eher beiläufig Verfolger des Tabellenführers FC Bayern, wirkten die überwundenen Unannehmlichkeiten bestärkend im Ringen um die Teilnahme an der Champions League, wofür sie das Nachholspiel gegen Köln am 11. März als Bonus nutzen könnten. Die nachgewiesene Widerstandskraft in Augsburg "sollte uns Selbstvertrauen geben für die nächsten Wochen", sagte Rechtsverteidiger Stefan Lainer vor dem Vergleich mit Dortmund am Samstag. Er verwies zudem auf den eingewechselten Alassane Plea, der in der zweiten Halbzeit für Offensivschwung gesorgt und Gladbachs ersten beiden Tore eingeleitet hatte. "Wir können individuelle Qualität nachschießen", stellte Lainer fest.

Vor allem aber werteten sie ihren Premierensieg in Augsburg als Ausdruck zunehmender Reife. "Wir sind mittlerweile mental nicht mehr so instabil wie in den letzten Jahren. Wir haben uns da weiterentwickelt", befand Jonas Hofmann. "Wie wir uns dann gewehrt haben, ist das, was wir brauchen, um solche Spiele, die auf der Kippe stehen, zu gewinnen", sagte Stindl. Künftig gelte es aber, die diesmal verschluderten Torchancen zu nutzen, um ein Zittern und einen bitteren Ausgleich wie jüngst beim 1:1 im Heimspiel gegen Hoffenheim zu vermeiden.

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