Gladbacher Niederlage gegen Leverkusen:Der ewige Ginter schaut nur noch zu

Gladbacher Niederlage gegen Leverkusen: Gladbach-Coach Adi Hütter setzt Matthias Ginter (links) auf die Bank und vertraut stattdessen Marvin Friedrich.

Gladbach-Coach Adi Hütter setzt Matthias Ginter (links) auf die Bank und vertraut stattdessen Marvin Friedrich.

(Foto: Revierfoto/imago)

Im Sommer wird der langjährige Borussen-Verteidiger Gladbach verlassen. Trainer Adi Hütter plant deswegen schon jetzt nicht mehr mit ihm - beim 1:2 gegen Leverkusen sitzt er auf der Bank. Soll so ein Winter-Wechsel forciert werden?

Von Ulrich Hartmann

Vielleicht war die Frage müßig, ob Matthias Ginter bei den beiden Gegentreffern nach ruhenden Bällen eine bessere Figur gemacht und sie womöglich verhindert hätte. Der langjährige Abwehrchef hat nicht mitgespielt bei Borussia Mönchengladbachs 1:2 (0:0)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Der Nationalverteidiger hat das ganze Spiel über auf der Bank sitzen und untätig mit ansehen müssen, wie Gladbach verlor, obwohl der Torwart Yann Sommer erst einen Elfmeter von Patrik Schick links aus dem Eck gefischt hatte und dann auch noch einen von Kerem Demirbay rechts aus dem Eck. Zwei Gegentreffer nach Standardsituationen kosteten die Borussen eine Woche nach dem Rückrunden-Auftaktsieg in München das erste Rückrunden-Heimspiel gegen Leverkusen. Gladbach bleibt damit in akuter Abstiegsgefahr.

Die Frage, warum Ginter, der seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängert, nicht mitspielen durfte, verärgerte den Gladbacher Trainer Adi Hütter nach dem Spiel. "Das war ja klar, dass dieses Fass jetzt aufgemacht wird", zürnte er bei Sky, um dann leicht beleidigt zu erklären: "Wir haben auch mit Matze in vier Spielen schon mal 17 Gegentore bekommen, und danach hat auch niemand nach ihm gefragt; es ist meine Entscheidung, und wir müssen mit oder auch ohne Matthias Ginter aus dieser Situation herauskommen."

In den viereinhalb Jahren zuvor hatte Ginter zu Beginn eines Bundesligaspiels von Borussia Mönchengladbach nie auf der Ersatzbank gesessen. Zwölf Mal seit seinem Wechsel von Borussia Dortmund nach Mönchengladbach im Sommer 2017 hatte er verletzt gefehlt, 142 Mal hatte er im Kader gestanden - und 142 Mal in der Startelf. Doch am Samstagabend saß Ginter erstmals auf der Bank. "Wir gehen im Sommer ja getrennte Wege", hatte Hütter kurz vor dem Anpfiff bei Sky gesagt auf die Frage, warum Ginter nicht spielt und warum statt seiner der sehr frische Zugang Marvin Friedrich, zu Beginn der Woche von Union Berlin gekommen, den rechten Verteidiger in der Dreierabwehrkette geben durfte. "Er ist im Saft und wird auch in Zukunft für Borussia Mönchengladbach spielen", sagte Hütter über Friedrich.

Gladbacher Niederlage gegen Leverkusen: Auf dem Weg ins richtige Eck: Gladbach-Torwart Yann Sommer (li.) beim Schuss von Patrik Schick.

Auf dem Weg ins richtige Eck: Gladbach-Torwart Yann Sommer (li.) beim Schuss von Patrik Schick.

(Foto: Revierfoto/Imago)

Daraus wurde ersichtlich: Hütter will fortan lieber auf Friedrich setzen. Aber vielleicht will Gladbach seinem langjährig besten Innenverteidiger Ginter damit überdies signalisieren, dass er seinen künftigen Verein - über den es heißt, es könnte Inter Mailand sein - von einem Wechsel bereits im Januar überzeugen soll. Ginter will bei der im November beginnenden Weltmeisterschaft in Katar für die deutsche Mannschaft auflaufen. Ein Rückrunde auf der Bank wäre da wenig förderlich. Ein Transfer im Winter würde Gladbach auch noch eine kleine Ablöse einbringen und Ginters Gehalt sparen. "Ginder im Winder zu Inder", witzelte der Franke Lothar Matthäus als Experte ins Sky-Mikrofon und erntete ein anerkennendes Nicken vom Gladbacher Sportdirektor. Max Eberl nannte die Entscheidung gegen Ginter und für Friedrich: "Eine sportliche Entscheidung." Man habe keinen "Knatsch" mit Ginter.

Die Tür für Ginter sei nicht zu, betont Hütter noch

Auch die beiden französischen Stürmer Alassane Plea und Marcus Thuram, Wechselkandidaten im nächsten Sommer, saßen bei Spielbeginn nur auf der Bank. Der Schweizer Mittelfeldmann Denis Zakaria fehlte krank. Gladbach spielte mit einer Zukunfts-Elf, die aber wohl erst in der kommenden Saison zur wirklich erforderlichen Gegenwart wird. Doch Hütter schafft schon jetzt Fakten und bot eine Startelf auf mit lauter Spielern, die über die gegenwärtige Saison hinaus ziemlich sicher für Gladbach spielen dürften.

Nach mauen ersten 50 Minuten war es ausgerechnet Marvin Friedrich, der im eigenen Strafraum den Leverkusener Karim Bellarabi zu Fall brachte. Man hätte dies nicht unbedingt als Foul pfeifen müssen, aber der Schiedsrichter Sascha Stegemann tat es trotzdem. Für Leverkusens Mittelstürmer Patrik Schick ergab sich dadurch eine gute Chance, ungestört aus elf Metern zu treffen, doch der Gladbacher Torwart Yann Sommer lenkte den strammen Schuss versiert um den Pfosten. Doch nur Sekunden später, nachdem Florian Wirtz die anschließende Ecke in den Strafraum geschlagen hatte, schoss der Leverkusener Robert Andrich in der 51. Minute zur 1:0-Führung für die Gäste ein.

Mit dem Verteidigen von Standards tun sich die Gladbacher schwer in dieser Saison. Den vorerst letzten Beweis dafür setzte es in der 74. Minute, als Schick nach einem Freistoß von Kerem Demirbay und wohl unter Mithilfe des unglücklich verteidigenden Friedrich mit seinem 18. Saisontreffer das 2:0 für Leverkusen erzielte. Nico Elvedi konnte für Gladbach in der 81. Minute nur noch auf 1:2 verkürzen, und selbst nachdem Sommer in der 87. Minute auch noch einen zweiten Strafstoß gehalten hatte, diesmal von Demirbay nach Foul von Jordan Louis Beyer an Florian Wirtz, gelang den Gladbachern nicht mehr der Ausgleich.

Die Tür für Ginter sei nicht zu, betonte Hütter am Abend noch. Und er könne auch mit Friedrich gemeinsam spielen. Ob Hütter dies umsetzt, wird sich am Mittwoch im Pokalspiel bei Hannover 96 zeigen.

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