Borussia Mönchengladbach:Kärntner Klatsche

Europa League - Group J - Borussia Moenchengladbach v Wolfsberger AC

Frustrierter Coach: Marco Rose.

(Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Das erschütternde 0:4 in der Europa League gegen den Wolfsberger AC aus Österreich markiert einen Tiefpunkt der eklatanten Mönchengladbacher Heimschwäche unter dem neuen Trainer Marco Rose.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Die 25 000-Einwohner-Stadt Wolfsberg im österreichischen Bundesland Kärnten war bislang nicht für fußballerische Feuerwerke in heißen Europapokal-Nächten bekannt, was wohl daran liegt, dass der ortsansässige WAC, wie der Klub in der Heimat von allen genannt wird, außer bei ein paar Qualifikationsspielen vor vier Jahren noch nie international dabei war. Sein offizielles Debüt auf europäischer Bühne gab der erst seit acht Jahren erstklassige Verein jetzt in Mönchengladbach, bei einem Verein, der bereits in den Siebzigerjahren Europapokal-Geschichte geschrieben hat.

Dass frühere Verdienste auf dem Fußballplatz aber nichts wert sind, bekamen die Gladbacher schmerzlich zu spüren, denn sie blamierten sich gegen den Dritten der österreichischen Bundesliga mit einem 0:4 (0:3) - der höchsten Heimniederlage ihrer 59-jährigen Europa-Historie.

"Ein Alptraum!", seufzte Gladbachs Innenverteidiger Matthias Ginter nach dem Debakel zum Auftakt der Europa-League-Saison. Von den acht Pflichtspielen, die Ginter diesen Sommer bislang für Gladbach und die Nationalelf bestritten hat, beendete er vier ohne Gegentor, im Grunde keine schlechte Quote. Allerdings fielen drei der vier anderen Spiele umso schlimmer aus: 1:3 gegen Leipzig, 2:4 gegen die Niederlande und nun: 0:4 gegen Wolfsberg. Ginter tröstete sich damit, dass Gladbach bemüht sei, das schnellere und riskantere System des neuen Trainers Marco Rose einzustudieren. Das kann nicht auf Anhieb gelingen, aber so ein 0:4 ist trotzdem schmerzhaft und wirft zwei Fragen auf: Setzen die Borussen den Fußball des neuen Trainers nicht leidenschaftlich und hartnäckig genug um? Oder ist der Kader womöglich gar nicht optimal besetzt für Roses Spiel, das auf viele Sprints und Zweikämpfe angelegt ist.

Innenverteidiger sind nicht die Hauptverantwortlichen für Gegentreffer, aber man sieht sie dann halt immer entnervt vor dem eigenen Tor stehen. Auch in Mönchengladbach sind Ginter und der Schweizer Nico Elvedi bisweilen die Leidtragenden von Fehlern, die weiter vorne gemacht werden. Dort wurden gegen Wolfsberg besonders viele Fehler fabriziert. Man wollte schön und schnell spielen und verließ sich offenbar darauf, dass das gegen die unbekannten Österreicher leicht gelänge. "Wir haben wohl gedacht, wir spielen sie auseinander", schimpfte Sportdirektor Max Eberl. Er ärgerte sich, dass seine Spieler trotz tagelanger Vorbereitung auf den Gegner zu wenig umgesetzt haben vom Matchplan. "Vielleicht hat der eine oder andere nicht richtig hingehört", sagte Eberl streng wie ein Klassenlehrer.

Schon beim 1:3 gegen Leipzig wirkte die Mannschaft schlecht ausbalanciert. Von guter Balance spricht man, wenn ein Team defensiv so gut steht, dass es sich durch schnelle Offensivaktionen nicht allzu anfällig macht fürs Hinterherrennen nach Ballverlusten. Das war Gladbach gegen Leipzig dreimal fatal widerfahren, und Skeptiker ahnten da schon ähnliche Probleme wie jene, an denen der Trainer Peter Bosz 2017 bei Borussia Dortmund gescheitert war. Gegen Wolfsberg passierte ein Gegentor direkt nach einem Ballverlust, die weiteren Gegentreffer fielen nach zwei Standards und nach zu zögerlicher Attacke auf der linken Abwehrseite.

Verärgerte Fans im heimischen Stadion kannte Rose von seiner vorherigen Station in Salzburg nicht, dort hat seine Elf in den zwei Spielzeiten unter seiner Regie kein einziges Heimspiel verloren. Gladbach ist jetzt seit Februar ohne Heimsieg, auch unter Rose konnten weder Schalke noch Leipzig noch Wolfsberg geschlagen werden. Im Derby gegen Düsseldorf geht es am Sonntag also auch ums Ende einer schwarzen Serie.

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