Süddeutsche Zeitung

Borussia Mönchengladbach:Jetzt drückt sogar Köln die Daumen

Für Borussia Mönchengladbach wird die Saison mehr und mehr zur Demütigung. Nach dem 1:2 gegen den VfB Stuttgart ist nicht mal die Qualifikation für die drittklassige Conference League sicher.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach/München

Gut drei Monate ist es erst her, da war die Welt von Borussia Mönchengladbach noch in bester Ordnung. Gladbach stand im Champions-League-Achtelfinale, im DFB-Pokal-Viertelfinale und in der Bundesliga bloß einen Punkt hinter dem für die neuerliche Champions-League-Qualifikation relevanten vierten Platz. Dann nahm das Unheil seinen Lauf: Erst verlor die Borussia daheim das Prestige-Derby gegen den 1. FC Köln, eine Woche später kündigte der Trainer Marco Rose seinen Wechsel zu Borussia Dortmund im Sommer an. Dies war der Beginn eines denkwürdigen, dreimonatigen Niedergangs, der am Samstag mit der 1:2-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart und dem Sturz auf Platz acht seinen vorläufigen Tiefpunkt erreichte.

Seitdem Rose Mitte Februar seinen Fortgang zum BVB angekündigt hatte, verlor sein Team zehn von 15 Pflichtspielen. Es gewann in der Bundesliga nur vier von zwölf Partien, schied aus der Champions League gegen Manchester City aus sowie aus dem DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund. Nachdem man in der Bundesliga sukzessive den Kontakt zu den Champions-League-Plätzen verloren hatte, beabsichtigte man sich mit der erhofften Qualifikation für die Europa League zu trösten, und nachdem irgendwann auch diese Hoffnung hinfällig war, erklärte man eine Qualifikation für den neugeschaffenen, drittklassigen Europapokal namens Conference League zum erstrebenswerten Ziel. Seit Samstag erscheint sogar diese Ambition ausgezehrt.

1:0 hatten die Gladbacher gegen den VfB durch einen Treffer ihres Kapitäns Lars Stindl kurz vor der Pause geführt, ehe sie diese Führung in der zweiten Halbzeit binnen fünf Minuten verspielten. Wataru Endo (72.) und Sasa Kalajdzic (77.) drehten die Partie zu Gunsten der Schwaben und sorgten am Niederrhein für eine so nicht gekannte statistische Demütigung: 29 Punkte haben die Borussen in dieser Saison nach Führungen noch verspielt. Eine saftigere Ohrfeige kann es für den Charakter einer Mannschaft kaum geben.

"Es ist erlaubt, Gladbach die Daumen zu drücken", sagt Köln-Trainer Friedhelm Funkel. Reiner Opportunismus natürlich

Zusätzlich demütigend erscheint die plötzliche, von Opportunismus getragene Sympathie des Erzrivalen Köln - weil man dort darauf hofft, dass Gladbach am finalen Spieltag beim Abstiegskandidaten Werder Bremen gewinnt und man selbst gegen Schalke dann noch die Relegation erreicht. "Es ist erlaubt, Gladbach die Daumen zu drücken", sagt der Kölner Trainer Friedhelm Funkel. Für eingefleischte Gladbacher ist das eine kaum auszuhaltende Nähe.

Und so sind sie in Mönchengladbach weiter damit beschäftigt, das Festhalten am Trainer Rose nach dessen Wechselankündigung schönzureden. Zuletzt erklärte der Vizepräsident Hans Meyer in einer TV-Talkshow überaus detailliert, wie gut es die geplagte Mannschaft in dieser ach so kräftezehrenden Saison doch gemacht habe. Der Trainer Rose predigt derweil seit Wochen redundant die Hoffnung auf Besserung: "In Bremen haben wir noch einmal die Chance, Dinge besser zu machen." Vielleicht zu spät.

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