Borussia in der Bundesliga:Gladbach zeigt nur noch dünnen Fußball

Borussia Moenchengladbach v TSG 1899 Hoffenheim - Bundesliga

So unentschieden wie das Spiel: Die Hoffenheimer Nico Schulz (l.) und Stefan Posch duellieren sich mit Gladbachs Thorgan Hazard.

(Foto: Lars Baron/Getty Images)
  • Mönchengladbach erzielt gegen Hoffenheim mit großer Mühe ein Unentschieden.
  • Doch die Mannschaft spielt weiterhin schlechten Fußball und Sportdirektor Max Eberl kommt in Erklärungsnot.
  • Fraglich ist auch, wie sich der anstehende Abschied von Trainer Hecking auf die Ergebnisse auswirkt.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Am Freitag haben sie ihr Vereinsmuseum eröffnet, mit großem Tamtam und Prominenten aus der erfolgreichen Historie. Borussia Mönchengladbach zelebrierte seine Vergangenheit. Am Samstag kam der Stürmer Josip Drmic vom Platz und sagte: "Man muss die Vergangenheit zurücklassen, man muss sie ausblenden und nur nach vorne schauen." Drmic, Torschütze zum glücklichen 2:2 gegen Hoffenheim, sprach natürlich nicht über die Tradition des Klubs, sondern über die Krise der aktuellen Elf.

Seit 13 Wochen sind die Gladbacher dabei, die überragenden ersten 20 Spieltage dieser Saison zu zerstören. Es ist ein bisschen so, als hätte man erst stundenlang filigran eine Sandburg gebaut, um sie dann kurzerhand wieder plattzumachen. Anfang Februar war Gladbach auf Champions-League-Kurs, und mancher Anhänger träumte insgeheim sogar von der Meisterschaft.

Seither hat sie aus zwölf Spielen nur noch zehn Punkte geholt und keines von sieben Heimspielen gewonnen. Die Borussen hatten auch am Wochenende mehr Glück als Verstand, dass sie in den Schlussminuten noch ein Remis holten gegen eine haushoch überlegene TSG Hoffenheim, der es aber nicht gelang, mit einem Torschuss-Verhältnis von 26:10 als Sieger vom Feld zu gehen.

Seit der Sportchef Max Eberl vor fünf Wochen die Trennung vom Trainer Dieter Hecking zum Saisonende angekündigt hat, ergatterte die Mannschaft nur noch fünf Punkte aus fünf Spielen. Schwerer noch als diese maue Bilanz wiegen die Phasen dünnen Fußballs. Die erste Halbzeit gegen Hoffenheim war eine der schlechtesten der jüngeren Vergangenheit. Eberl hält trotzdem an Hecking fest. Bei der Mitgliederversammlung vor einer Woche sagte er, eine "populistische Trainer-Entlassung" sei nicht sein Ding.

"Leider kann ich auch nicht alles erklären"

Am Samstag nach dem Spiel äußerte sich Eberl nicht, am Sonntag aber saß er in einer Talkrunde und sagte: "Seit der Heimniederlage gegen Hertha ist es bei uns wie abgerissen - leider kann ich auch nicht alles erklären." Hecking sei "ein hervorragender Trainer", sagte Eberl, "er und die Mannschaft bilden eine Symbiose". Die ersten drei Spiele nach der Trainer-Entscheidung seien auch gut gewesen, er wolle nicht nach jedem Spiel neu entscheiden, "außerdem will ich jetzt keinen neuen Impuls, von dem ich gar nicht weiß, durch wen und woher". Womit Eberl indirekt zugab, dass er keine bessere Alternative sah, als mit Hecking weiterzumachen.

Auch dass Eberl nach der vergangenen mauen Saison entschied, mit Hecking weiterzuarbeiten und dessen Vertrag im November sogar vorzeitig bis 2020 verlängerte, bedauert er nicht. "Marco Rose war vergangenen Sommer noch nicht verfügbar", sagte Eberl, "und als er kürzlich beschlossen hat, RB Salzburg zu verlassen, ist für uns eine Tür aufgegangen." Daraufhin habe er sich "aus perspektivischen Gründen" für Rose und gegen Hecking entschieden.

Es wird nun spannend zu beobachten, ob Gladbach in den restlichen beiden Spielen in Nürnberg und gegen Dortmund jene Punkte holen kann, die im engen Wettstreit mit Frankfurt, Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen nötig sind, um am Ende mindestens Siebter zu werden. Sollten die Borussen nur Achter werden, wären sie in der kommenden Spielzeit in der dritten Saison nacheinander ohne Europapokal-Einnahmen.

Zu diesem Szenario sagte Finanz-Geschäftsführer Stephan Schippers bei der Mitgliederversammlung: "Wenn wir uns drei oder vier Jahre nicht qualifizieren, müssten wir an die Hauptausgabenseite gehen, und das ist die erste Mannschaft." Die Borussia hatte im Geschäftsjahr 2018 erstmals seit sieben Jahren ein Minus zu verzeichnen, das sich mit 3,64 Millionen Euro aber wenigstens im Rahmen hielt.

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