Borussia Dortmund:"Wir hatten viele Probleme in der Kabine"

Sinsheim Deutschland 12 05 2018 1 Bundesliga 34 Spieltag TSG 1899 Hoffenheim BV Borussia Dor; Sahin

Nuri Sahin in Sinsheim.

(Foto: imago/DeFodi)
  • Der BVB verliert in Sinsheim, erreicht aber dank des besseren Torverhältnisses gerade noch so vor Bayer Leverkusen die Champions League.
  • Trainer Peter Stöger verkündet seinen Abschied zum Saisonende.
  • Nuri Sahin spricht Probleme in der Kabine an und ist froh, dass jetzt erstmal sechs Wochen Urlaub sind.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Kurz bevor Peter Stöger schließlich erklärte, dass dieses Spiel bei der TSG Hoffenheim sein letztes als Trainer von Borussia Dortmund gewesen sei, verließ er lieber schnell die Szene: Die Spieler der TSG Hoffenheim enterten das Podium während der Pressekonferenz und überschütteten ihren Trainer Julian Nagelsmann mit Bier. Stöger schlich sich eilig aus dem Bild, während die Hoffenheimer Profis ihren Trainer feierten. Durch das 3:1 gegen den BVB qualifizierte sich die TSG erstmals in der Vereinsgeschichte für die Champions-League-Gruppenphase. Zu Beginn dieser Spielzeit waren sie in der Champions-League-Qualifikation am FC Liverpool gescheitert.

Vor einem Vierteljahr schien der Klub nach einem trüben 1:1 gegen den SC Freiburg im Liga-Mittelmaß zu versinken. Doch nun toppt Hoffenheim nach einer Serie mit nur einer Niederlage in den abschließenden elf Spielen den Erfolg der letzten Runde (Tabellenvierter) und schließt die Saison 2017/18 als Dritter ab. Man kann sagen: Julian Nagelsmann hat die TSG Hoffenheim schon wieder auf ein neues Niveau gehievt. Durch die Champions-League-Millionen gewinnt der Klub nicht nur auf dem Transfermarkt neue Spielräume, bereits am Montag sollen erste Zugänge präsentiert werden.

Dass Peter Stöger Borussia Dortmund auf ein neues Niveau gehoben hat, wird niemand behaupten. Aber auch der BVB spielt in der kommenden Saison in der Champions League. Das werde er nach einer gewissen Zeit für sich "als positiv" in Erinnerung behalten, sagte Stöger sichtlich erleichtert, nachdem er nach der Siegesshow der Hoffenheimer wieder auf das Pressepodium zurückgekehrt war und seinen Abschied bekannt gegeben hatte. Auch über sein Ende in Dortmund wirkte Stöger sichtlich erleichtert. Vom ersten Tag an habe es ja eine Debatte um seine Zukunft gegeben, klagte Stöger.

Der neue BVB-Trainer soll zeitnah bekanntgegeben werden

Er, Klubboss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc hätten sich auf eine Trennung nach Saisonende "gemeinschaftlich verständigt". Man sei "schon länger" zu der Erkenntnis gekommen, dass ein neuer Reiz dem Verein guttun würde, erklärte Stöger: Und dies betreffe nun einmal zuvorderst die Trainerposition. Als Favorit auf seine Nachfolge gilt der Schweizer Lucien Favre, der derzeit noch in Nizza unter Vertrag steht, aber für eine festgeschriebene Ablösesumme zu einem Wechsel bereitsteht.

Nachdem Stögers Aus nun offiziell ist, wird dessen Nachfolger wohl relativ zeitnah bekanntgegeben. Der BVB braucht schnell eine Aufbruchsstimmung. Seinem Nachfolger wünsche er, dass dieser mehr Stabilität und Ruhe in die Mannschaft bringe, sagte Stöger. Der Österreicher hatte den BVB nach der Entlassung von Peter Bosz im Dezember übernommen - nur drei Tage, nachdem er beim 1. FC Köln entlassen worden war. Damals stand der BVB auf Platz acht der Tabelle. Stöger hofft, dass spätestens bei der Auslosung für die Champions League dieser vierte Platz von allen im Klub als positiv gewertet werde, auch wenn er lieber als Zweiter oder Dritter in Europas Königsklasse eingezogen wäre, gestand der Österreicher.

Mittelfeldspieler Nuri Sahin nannte das Erreichen der Champions League "das Minimalziel". Und bei aller Kritik müsse man auch sehen: "Ich will nicht wissen, wie die Leverkusener sich heute fühlen", sagte Sahin. Leverkusen verpasste aufgrund des schlechteren Torverhältnisses als Tabellenfünfter die Champions League. So wie die Saison gelaufen sei, sei einfach nicht mehr drin gewesen, resümierte Sahin, der zugab, froh zu sein, jetzt in den Urlaub verschwinden zu können. "Wir brauchen Ruhe", sagte Sahin: "Wir hatten am Anfang der Saison viele Probleme in der Kabine. Wir hatten streikende Spieler, wir hatten Trainerwechsel. Es ist gut, dass wir uns jetzt sechs Wochen nicht sehen. Eine andere Sichtweise mit etwas Abstand ist wichtig."

Stöger hatte sich die Aufgabe "einfacher vorgestellt"

Stöger hatte sich die Aufgabe "einfacher vorgestellt"

Zu Anfang der Saison kam Bosz nach der Entlassung des Pokalsiegers Tuchel, dann folgte der erneute Wechsel zu Stöger. Die Unruhe durch die erzwungenen Wechsel der Offensivkünstler Ousmane Dembélé (im Sommer nach Barcelona) und Pierre-Emerick Aubameyang (im Winter zum FC Arsenal), Verletzungssorgen sowie der Prozess gegen den Attentäter des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus vor 13 Monaten hätten viel Unruhe in den Klub und in die Kabine gebracht. "Aber wir müssen uns auch alle selbstkritisch hinterfragen", sagte Sahin.

Die Mannschaft wird durch neue Spieler und vor allem den neuen Trainer ein neues Gesicht bekommen. Sahin fordert: "Wir müssen wieder besser Fußball spielen und wieder eine Einheit mit den Fans werden."

In Hoffenheim spielten die Dortmunder nicht richtig schlecht, aber eben auch nicht gut. Die Leistung sei ein Spiegelbild der ganzen Saison gewesen, meinte Trainer Stöger. Die Hoffenheimer verdienten sich den Sieg durch mehr Biss nach dem Dortmunder Ausgleich durch Marco Reus (58.). Die Tore von Andrej Kramaric (26.), Adam Szalai (65.) und Pavel Kaderabek (72.) drückten im Ergebnis die Überlegenheit der Badener aus.

Peter Stöger gab zu, dass er sich seine Aufgabe "einfacher vorgestellt" habe. Jetzt gehe er "mal wieder nach Hause nach Wien" und werde dann schauen, was komme, sagte Stöger. Der Mann wirkte erleichtert - auch wenn er seine unverhoffte Chance in Dortmund nicht für sich nutzen konnte.

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