Borussia Dortmund: Wechsel von Nuri Sahin:Neun Freunde

Es war einmal ein Dortmunder Märchen der elf Freunde. Doch der Wechsel von Nuri Sahin ist ein Vorgeschmack auf das, was dem BVB in der kommenden Saison bevorsteht: das Märchen in die Realität zu bugsieren.

Christof Kneer

Es war einmal ein Märchen, das keiner glaubte, außer denen, die es erzählten. Die es erzählten, waren drei lustige Gesellen, sie hießen Mats und Kevin und Nuri, sie waren gute Kameraden, und sie versprachen einanden, niemals in die Fremde zu ziehen, weil es ihnen in der Heimat gar prächtig gefiel.

Borussia Dortmund - 1. FC Nuernberg

Da glaubten noch alle an ein Märchen: Nuri Sahin (l.), Dede und Mario Götze (r.) feierten die Meisterschaft.

(Foto: dapd)

In der Heimat gab es keine reichen Könige, keine Schatzkammern, nicht mal Töchter, die Stroh in Gold verwandeln. Was es aber reichlich gab, war eine kostbare Viererkette, eine klare Raumaufteilung im Mittelfeld und einen Knipser aus Argentinien. All das war so vortrefflich, dass die Freunde Gut und Geld abschworen und gelobten, niemals durch den finsteren Wald ins ferne Bayernland zu wandern und schon gar nicht nach Madrid.

Die meisten Märchen gehen gut aus, wie man weiß, bei manchen Märchen ist das aber auch nur Definitionssache. In Dortmund, wo das Märchen von den elf Meisterfreunden spielt, werden sie es für ein ziemlich böses Ende halten, dass Nuri Sahin sich nun doch für Gut und Handgeld entschieden hat.

Außerhalb Dortmunds dürften sie die brutal realistische Pointe dieser Geschichte dagegen ziemlich gelungen finden. Die in der Bundesliga gedemütigten Rivalen wird es freuen, dass der Treueschwur der Dortmunder Meisterspieler nicht mal bis zum letzten Spieltag der Meistersaison gehalten hat. Diese Mannschaft wollte gemeinsam die Zukunft erobern und wird schon jetzt von der Gegenwart eingeholt.

Dass Nuri Sahin sich in Madrid ein paar Sterntaler dazuverdienen will, darf als stellvertretend gelten für das, was dem BVB in der kommenden Saison bevorsteht. Die Dortmunder müssen nichts weniger schaffen, als ihr Märchen halbwegs unbeschädigt durch die Realität zu bugsieren.

Sie werden nun erleben, was der VfB Stuttgart vor vier Jahren und der VfL Wolfsburg vor zwei Jahren erlebt haben: Die Spieler und deren Berater werden anspruchsvoller, der Kader wird teurer, die Doppelbelastung schlaucht, und in der Liga ist jeder Gegner meisterlich motiviert.

Dennoch sollten die Rivalen nicht zu sehr darauf vertrauen, dass aus dem Dortmunder Erfolg nur eine Kurzgeschichte wird. In Wahrheit war das Märchen von den elf Freunden ja immer schon ein Märchen von den neun Freunden:

Nuri Sahin und Lucas Barrios, der Knipser aus Argentinien, galten im Klub schon immer als gefährdet, den Verlockungen jenseits des finsteren Waldes nachzugeben. Ansonsten aber steckt in Dortmund tatsächlich ein anderer Geist als damals in Stuttgart oder Wolfsburg. Mats (Hummels), Kevin (Großkreutz) und die anderen glauben zurzeit wirklich an Märchen.

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