Borussia Dortmund:Tuchel wird in der Not zum Optimisten

Lesezeit: 3 min

Die Weggänge von Hummels & Co. schmerzen den BVB. Doch Trainer Tuchel hat seine Visionen, wie die kommende Bundesliga-Saison doch erfolgreich werden könnte.

Von Johannes Kirchmeier

Thomas Tuchel, 42, musste nun also reden. Er erinnerte bei seiner ersten größeren Fragerunde der neuen Saison an seine letzte der vergangenen. Damals, im Mai, saß er auf dem Podium im Berliner Olympiastadion und musste die Niederlage im Elfmeterschießen im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern erklären. Er tat das, ja, aber er schaute dabei in etwa so, wie ein Fünfjähriger schaut, der noch seine drei Minuten Zähneputzen am Abend vor sich hat - die leidige Pflicht halt. Tuchel sprach leise, er saß geknickt da.

Knapp zwei Monate später, am Dienstagmittag, blickte er wieder wie dieser Fünfjährige. Nur hatte er eine neuere Version des Dortmunder Trainingsanzugs an. Die leidige Pflicht dieses Mal: Er musste erklären, wie hart es ihn als Trainer trifft, dass sein Klub Borussia Dortmund im Sommer die schwer zu ersetzenden Leistungsträger Henrikh Mkhitaryan (zu Manchester United), Ilkay Gündogan (Manchester City) und Mats Hummels (FC Bayern München) abgeben musste. Tuchel schnaufte kräftig durch, bevor er ansetzte: "Wir verlieren weltweites Topniveau", sagte er und unterstrich die langen, aber letztlich erfolglosen Bemühungen des Vereins: "Wir haben alles versucht, diese Spieler nicht nur zu halten, sondern das Team um sie herum zu verstärken. Der Verein hat durch die Angebote Grenzen gesprengt." Das reichte nicht aus.

Tuchel spricht vom "Neuanfang", zu André Schürrle sagt er nichts

Der Sommer hat gezeigt: Tuchels Verein ist noch nicht in der europäischen Spitze angekommen. Andere Klubnamen klingen attraktiver, die Borussia fungiert (noch) als deren Zuarbeiter. Als ehemaliger Mainzer Trainer sollte der 42-Jährige diese Situation also eigentlich kennen. Dass er nun doch getroffen wirkt, zeigt, dass er bei seinem aktuellen Klub nicht damit gerechnet hätte. Tuchel bezeichnete den Start in die Saison fast trotzig sogar als "Neuanfang", was erstaunlich klingt bei drei Weggängen aus einem Bundesliga-Kader, der derzeit 28 Spieler umfasst.

Auf Tuchel kommt nun jedoch die Aufgabe zu, die Hierarchie im Team neu zu ordnen, denn "die drei Spieler hatten einen riesigen Einfluss auf unser Spiel, aber auch in der Kabine bei den Nebenleuten. Die Rollen müssen sich neu finden." Dazu könnten auch neue Spieler beitragen: "Es kann in alle Richtungen was passieren." Der Verein spielt künftig ja in der Champions League, außerdem hat er im Sommer mehr als 100 Millionen Euro eingenommen - und bisher nur etwa die Hälfte davon ausgegeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema