Borussia Dortmund schafft 1:1 in München:FC Bayern vergibt späte Chancen zum Sieg

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Die Führung für den FC Bayern: Toni Kroos vor seinem Schuss zum 1:0. (Foto: REUTERS)

Trotz einer 1:0-Führung kann der FC Bayern auch im sechsten Spiel in Serie in Bundesliga und DFB-Pokal nicht gegen Borussia Dortmund gewinnen. Das Team von Jürgen Klopp überzeugt mit seiner taktischen Einstellung und schafft das Remis. BVB-Keeper Weidenfeller vereitelt in den letzten Minuten den Sieg der Münchner. Holger Badstuber verletzt sich schwer.

Von Martin Anetzberger

Die wichtigste Frage vor dem Spiel des FC Bayern gegen Borussia Dortmund hatte eher mit einer emotional schwerwiegenden Statistik zu tun denn mit sportlicher Brisanz: Würden die Münchner ihren gedemütigten Stolz wiederherstellen? Die vergangenen fünf Spiele in Bundesliga und DFB-Pokal hatten sie gegen den Double-Gewinner verloren. In dieser Saison ist Bayern München jedoch bereits Herbstmeister, der BVB hatte vor dem Spiel elf Punkte Rückstand. Vor größeren Verstimmungen bewahrt ihn nur die souveräne Qualifikation für das Achtelfinale der Champions League.

Doch in den vergangenen Tagen brachten Externe Unruhe in den Verein. Der Sport-Bild wurde der Vertragstext von Mario Götze zugespielt, aus dem hervorgehen soll, dass der Mittelfeldspieler Dortmund 2013 verlassen kann. Die britische Zeitung Daily Mail meldete auf ihrer Website, Robert Lewandowski stehe vor einem Wechsel zu Manchester United. Und die Aufmerksamkeit für die jungen Spieler von Jürgen Klopp wird wohl auch in Zukunft nicht kleiner werden, denn das Spiel war in 203 Ländern live im Fernsehen zu sehen.

Am Ende des Abends stand ein Ergebnis, mit dem beide Seiten ihr Gesicht wahrten. Die Bayern zeigten, dass sie sich um die Meisterschaft wohl keine Sorgen mehr machen müssen. Dortmund überzeugte mit einer disziplinierten, taktischen Leistung und kam nach der Bayern-Führung durch Toni Kroos zum verdienten 1:1-Ausgleich durch Götze, ehe die Bayern ihre Schlussoffensive starteten, in der Roman Weidenfeller den Bayern die Revanche verdarb.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Toni Kroos lässt die Verteidiger rechts liegen

Der Mittelfeldspieler kann einmal die Dortmunder Defensive entscheidend umspielen, Javi Martínez zeigt sich im Krabbel-Duell in Clásico-Laune, der Cirque Ribéry kommt erst nach der Pause zur Aufführung und Holger Badstuber wird mit Schmerzen vor der Bayern-Bank abgestellt. Der FC Bayern beim 1:1 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

"Wir waren nach der Pause nicht voll da. 15 Minuten haben wir gebraucht, um wieder in den Rhythmus zu kommen. In der Schlussphase hatten wir die klareren Torchancen, da hat Weidenfeller glänzend gehalten. Ich weiß nicht, was passieren muss, dass dieser Junge endlich mal international spielt", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes. Auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp lobte den Keeper: "Wir sind nach der Schlussphase sehr zufrieden mit dem Unentschieden. Roman hat uns das Ergebnis festgehalten. Das Resultat ist absolut in Ordnung. Viele Bayern-Spieler haben Roman nach dem Spiel gratuliert. Das war sein Spiel."

In den ersten zwölf Minuten hatten die vielen Millionen Zuschauer ebenso wie die 71.000 im Stadion wenig vom Spiel gehört. Ein bisschen Raunen, ein paar Pfiffe und die verirrten Anfeuerungen eines einzelnen Bayern-Anhängers, der offensichtlich nicht zum aktiven Teil der Fanszene gehört, die erneut gegen das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga protestierte.

In diesen ersten Minuten war den Bayern ihr herbstmeisterschaftliches Selbstbewusstsein anzumerken. Sie hatten deutlich mehr Ballbesitz und holten die ersten Eckbälle. Die Dortmunder agierten aus einem engen Fünfer-Mittelfeld - mit Sven Bender als einer Art Vorstopper vor der Viererkette - und verteidigten die Angriffe weitgehend souverän. So gab es zu Beginn nur zwei kleine Aufreger: Einen gefährlichen Pass von Franck Ribéry an den Fünf-Meter-Raum klärte Marcel Schmelzer (7.). Kurz zuvor hatte Manuel Neuer die Münchner Arena für einen Moment noch stiller gemacht, als ihm ein Ball über den Spann rutschte und er dem BVB beinahe eine Großchance schenkte.

Die Münchner taten sich zunehmend schwerer, durch das schwarz-gelbe Mittelfeld zu kommen. Neuer bekam in dieser Phase mehr Rückpässe als ihm lieb sein konnte. Die Dortmunder hielten den Ball immer besser vom eigenen Tor entfernt, weil der FC Bayern es nicht schaffte, die gut organisierte Raumdeckung der Gäste in Verlegenheit zu bringen. In der 32. Minute verdrehte sich Holger Badstuber im Fallen auch noch derart heftig das Knie, dass er ausgewechselt werden musste. Die schlimme Diagnose: Kreuzbandriss. Für ihn kam Jérôme Boateng.

Und die Mannschaft von Jupp Heynckes zeigte sich vom Ausfall ihres Innenverteidigers durchaus beeindruckt. Die Dortmunder machten jetzt mehr nach vorne und zeigten im Ansatz ihr berüchtigtes Umschaltspiel: Mats Hummels eroberte mit einem Vorstoß ins Mittelfeld den Ball, spielte hoch auf Reus, der den Aufsetzer auf Neuers reflexartig hochgereckte Fäuste katapultierte, kurz danach pfiff Schiedsrichter Peter Gagelmann zur Pause.

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Am Samstag steigt der Bundesliga-Knaller zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Die Herbstmeisterschaft gewannen die Münchner so schnell wie noch nie - da ist die Freude groß.

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Auch danach spielten die Dortmunder nicht, also ob sie in einem verzweifelten Sturmlauf ihre letzte Mini-Chance auf die Meisterschaft zu nutzen versuchten. Sie traten wie eine Mannschaft auf, deren Trainer ob der momentanen Bayern-Dominanz eine Chance haben wollte, das Spiel zu gewinnen. Und sie waren mit dieser Taktik zunächst die bessere Mannschaft. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Schmelzer, tauchte Hummels vollkommen ungedeckt vor Neuer auf, traf dann aber den Ball nicht richtig (52.). Wenig später verpasste Marco Reus nach einem Steilpass von Götze knapp im Strafraum. BVB-Keeper Weidenfeller bekam einen Schuss von Mario Mandzukic zu halten, als Mario Gomez sich schon warmmachte (54.).

Dass die Dortmunder aber in ihrer stärksten Phase nicht in Führung gegangen waren, ermutigte den Gastgeber. Ribéry missglückte zunächst noch ein Seitfallzieher (65.). Kurz darauf ging Thomas Müller nach einer Flanke des Franzosen im Strafraum zu Boden, weil Schmelzer ihn in der Luft leicht unterlief. Gagelmann ließ weiterspielen. In der 67. Minute dann die Führung für die Bayern. Müller nahm einen hohen Ball im Sechzehner mit dem Rücken zum Tor an, der legte quer auf Kroos. Und der tanzte zwei Dortmunder aus, bevor er den Ball flach ins rechte untere Eck setzte.

Erst jetzt rückten die Dortmunder von ihrer lang befolgten Taktik ab - und das mit Erfolg, weil sie den Bayern keine Zeit zum Nachlegen ließen. Ein Steilpass von Reus auf Jakub Blaszczykowski war noch einen Tick zu lang. Doch nach einer Ecke landete der Ball auf Götzes Brust, von dort auf seinem linken Fuß, der ihn unhaltbar ins rechte untere Eck beförderte. 1:1 für Dortmund.

In den restlichen Minuten entwickelte sich ein offeneres Spiel, in dem beiden Teams aber auch die Erschöpfung anzumerken war. Die Bayern hatten dabei die besseren Gelegenheiten. Müller zielte nach Kopfballvorlage von Mandzukic knapp vorbei. Gefühlte 27 Sekunden nach dessen Auswechslung steckte der eingewechselte Gomez den Ball herrlich durch auf Kroos. Dessen Schuss parierte Weidenfeller überragend, genau wie eine verunglückte Flanke von Müller und einen Kopfball von Javier Martínez. Am Ende war das Unentschieden für den BVB glücklich, die Revanche für den FC Bayern missglückt.

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