Süddeutsche Zeitung

Borussia Dortmund:Nur Reus verkörpert Dortmunds Hoffnung

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Von Jonas Beckenkamp

Es gibt sehr wenige positive Erinnerungen, über die sie bei Borussia Dortmund in diesem Sommer sprechen werden, wenn sie auf die Saison zurückblicken und den großen Umbruch einleiten. Acht bis zehn Spieler sollen ausgetauscht werden, unter der Woche war auch von einem Kulturwandel zu hören, den Sebastian Kehl, der neue Leiter der Lizenzspielerabteilung, herbeiführen soll. Doch eine Szene gibt es dann schon, die sehr wichtig war und ohne die auch der Umbruch nicht möglich wäre.

Sie spielte allerdings nicht auf dem Rasen, sondern Anfang März im Aufzug der Geschäftsstelle. Sie war Teil eines Videos der Dortmunder PR-Abteilung. Marco Reus fährt darin in die vierte Etage zu Sportdirektor Michael Zorc und trifft Norbert Dickel, den Stadionsprecher. "Wie lang musst du?", fragt Reus. "19 Uhr, und du?", sagt Dickel. "2023", sagt Reus. Es war das Video zur Verkündung der Vertragsverlängerung mit dem wohl wichtigsten Fußballer des BVB.

Am Sonntag gegen Stuttgart wird Reus wohl in die Startaufstellung zurückkehren, nachdem er in den vergangenen beiden Spielen wegen Adduktorenproblemen gefehlt hatte. Ebenso wie Verteidiger Ömer Toprak, den muskuläre Probleme plagten, ist er einsatzbereit. "Es sieht gut aus, sie sind Teil der Mannschaft", sagte Trainer Peter Stöger. Womöglich ist nach zweimonatiger Auszeit sogar schon die Rückkehr von Stürmer Andrej Jarmolenko (Sehnenverletzung) ein Thema. Doch die Hoffnungen auf irgendwann mal wieder glänzende Zeiten trägt im aktuellen Kader Reus derzeit so ziemlich alleine.

Der 28-Jährige hatte schon im Februar nach seinem Kreuzbandriss und rund neunmonatiger Verletzungspause sogleich die Mannschaft belebt. In fünf Spielen gelangen ihm drei Treffer, zudem trieb er Mario Götze und André Schürrle zeitweise zu Höchstleistungen. Von den fünf Spielen mit Reus verlor der BVB keines, gewann dreimal, spielte zweimal Unentschieden. Die letzten sechs Saisonspiele sind für Reus auch deshalb wichtig, um sich nochmals für die Weltmeisterschaft in Russland zu empfehlen, es wäre nach von Verletzungspech geprägten Jahren endlich sein erstes großes Turnier. Und danach soll um ihn herum eine neue Dortmunder Mannschaft wachsen.

Dass Peter Stöger diese Mannschaft noch trainieren wird, gilt nicht erst nach seinen lakonischen Reaktionen im Anschluss an die 0:6-Niederlage beim FC Bayern am vergangenen Wochenende als sehr unwahrscheinlich. Er soll die Spielzeit eigentlich nur noch irgendwie mit der Qualifikation für die Champions League zu Ende bringen. Seine Arbeit macht der Österreicher in der ihm eigenen Ruhe, obwohl er natürlich nicht begeistert darüber ist, dass er trotz zwölf Siegen in der Bundesliga kaum gelobt, sondern für die defensive Spielweise und das Aus in der Europa League deutlich kritisiert worden war.

"Es gibt ein 0:6 aufzuarbeiten, aber wir haben schon oft wichtige Spiele ordentlich hingekriegt", sagte Stöger am Freitag. "Die Ausgangssituation für unsere Zielsetzung, in der kommenden Saison in der Champions League zu spielen, ist nach wie vor gut." Der Vorsprung der drittplatzierten Dortmunder auf einen Nicht-Champions-League-Rang beträgt weiter drei Punkte.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2018
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