Borussia Dortmund:Mit Stöger drohen, um Favre zu bekommen

Peter Stöger

Geborener Österreicher, aber längst Mentalitäts-Kölner: FC-Trainer Peter Stöger, 49.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)
  • Der BVB ist bereit, für Nizzas Trainer Lucien Favre eine Ablöse zu bezahlen - will sich aber nicht erpressen lassen.
  • Als Alternativkandidat gilt der Kölner Peter Stöger.
  • Der bisherige Dortmund-Trainer Thomas Tuchel wird indes in Leverkusen gehandelt.

Von Philipp Selldorf, Köln

Jörg Schmadtke saß im Geißbockheim an seinem Schreibtisch, als er auf dem Titelblatt des Kicker das Foto von Peter Stöger vor schwarz-gelbem Hintergrund entdeckte. Dass die Fachzeitung dem Trainer des 1. FC Köln eine tragende Rolle in den Personaldispositionen von Borussia Dortmund zuordnet, hat Schmadtke nicht erfreut, aber zunächst auch nicht weiter irritiert. "Auf dem Foto trägt er eine rot-weiße Kappe, das hat mich erst mal beruhigt", sagt der Kölner Manager.

Bisher hat niemand behauptet, dass Stöger nach Dortmund wechselt und dort Nachfolger von Thomas Tuchel wird. Aber es wird zumindest behauptet, dass sich die Dortmunder an ihn wenden wollen, falls der Wunschkandidat Lucien Favre nicht kommen darf, weil ihn dessen Arbeitgeber OGC Nizza nicht gehen lässt. Nizza, so heißt es in der französischen Presse, sperrt sich energisch gegen die Freigabe des Trainers, allerdings wäre alles andere auch verwunderlich. Schließlich ist diese Freigabe Geld wert, und die Südfranzosen befinden sich dank des bis 2019 gültigen Vertrags in einer guten Verhandlungsposition, um eine hohe Ablösesumme zu erzielen.

Der BVB, der schon seit Monaten mit dem 59 Jahre alten Schweizer einvernehmlich im Gespräch sein soll, ist zwar bereit, eine Entschädigung zu bezahlen, aber er will sich auch nicht erpressen lassen. Da kann es hilfreich sein, der Gegenseite zu signalisieren, dass man jederzeit eine Alternative hätte. Schmadtke jedenfalls findet die Theorie plausibel, dass das Gerücht um Stöger den Borussen als taktisches Manöver dienen soll. "Ich bin nicht in Sorge", sagt er - und ist sich doch nicht ganz sicher. Demnächst werde er mit dem vorerst in Wien und dann auf Mallorca urlaubenden Trainer telefonieren, "hoffentlich nicht in der Causa Dortmund".

Bayer Leverkusen will den Dialog mit Tuchel vertiefen

Auch die Nachbarn auf der anderen Rheinseite sehen sich als Betroffene der Dortmunder Trainergeschichten. Bayer Leverkusen hat ebenfalls vor einigen Wochen Sondierungen in Sachen Favre unternommen, und nun ist man interessiert daran, den Dialog mit Thomas Tuchel zu vertiefen. Bisher besteht offenbar lediglich ein loser Kontakt, was vor allem daran lag, dass sich Tuchel vor dem - wenn auch absehbaren - Ende seines Engagements in Dortmund auf die sportlichen Aufgaben hatte konzentrieren wollen. Nach der am Dienstag erfolgten Trennung möchten die Leverkusener jetzt in Erfahrung bringen, ob sich der Trainer eine dauerhafte Beziehung mit Bayer vorstellen könnte.

Zwar hat Rudi Völler dazu noch nicht explizit Stellung nehmen wollen, dem von ihm formulierten Wunschprofil würde Tuchel aber sicherlich entsprechen. Der Bayer-Sportchef sucht einen nicht nur fachlich starken Trainer, der gern auch ein unbequemes Naturell haben darf - ein Kriterium, das nach Darstellung der Dortmunder Führungskräfte bei Tuchel eindeutig erfüllt ist. Dass dem 43-Jährigen aus dem Borussen-Lager allerlei komplizierte Eigenschaften nachgesagt werden, schreckt die Leverkusener nicht. Sie suchen ausdrücklich einen Mann, der den rheinischen Werksklub in Spannung versetzt und vom Stigma der "Komfortzone" befreit.

Aber ob Tuchel aus der Champions League und dem immer bis zum letzten Platz gefüllten Westfalenstadion in die überschaubar stimmungsvolle Bay-Arena wechseln will? Das zu glauben, fällt selbst den Leverkusenern nicht leicht. Tuchel habe einen Markt, auf dem er gefragt sei, und könne sich Abwarten leisten, heißt es bei Bayer einsichtig. Der Klub dagegen wünscht eine zügige Klärung der Trainerfrage, bis zum 1. Juli will man sich nicht Zeit lassen. Vor ein paar Wochen war der ehemalige Mainzer Coach Martin Schmidt ein Kandidat, davon ist man inzwischen aber abgerückt. Sollte Tuchel kein Interesse am Job bei Bayer haben, braucht sich Jörg Schmadtke dennoch keine Sorgen zu machen: Peter Stöger ist in Leverkusen kein Thema.

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