Borussia Dortmund:Kleinlaut gegen einen ekligen Gegner

Borussia Dortmund - Hertha BSC

Trost vom Weltmeister: Mario Götze streichelt seinen Dortmunder Teamkollege Jadon Sancho (rechts) nach dem 2:2 gegen Berlin.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Es gibt nicht allzu viele Situationen im Leben, in denen der stets akkurat frisierte Berliner Davie Selke stolz darauf ist, eklig zu sein. Beim Fußball gilt das jedoch als Auszeichnung. "Wir sind immer schön eklig", sagte Selke nach dem 2:2 (1:1) seiner Hertha BSC beim Tabellenführer Borussia Dortmund, als er gefragt worden war, warum die Berliner gegen die besten Klubs der Bundesliga punkten. Als Favoritenschreck verweigerten sie den Dortmundern im siebten Heimspiel dieser Saison den siebten Sieg, weil Selke in der letzten Minute der regulären Spielzeit einen Elfmeter erwirkt hatte, den Salomon Kalou in der Nachspielzeit zum durchaus verdienten Ausgleich einschoss.

"Das waren zwei verlorene Punkte, weil wir zuvor unsere Möglichkeiten zum dritten Tor nicht genutzt haben", sagte Dortmunds Mario Götze mit aufgewühlter Stimme. Nach zuvor sechs Siegen in Serie mit jeweils mindestens drei eigenen Treffern dürften sich die Dortmunder von diesem Remis dennoch rasch erholen. Der junge Jacob Bruun Larsen freilich, in der 80. Minute eingewechselt und in der 86. Minute erfolglos allein vor Hertha-Torwart Rune Jarstein, wirkte hinterher deprimiert. "Den hätte ich machen müssen", beichtete er kleinlaut. Trainer Lucien Favre sagte: "Wir hatten zwei, drei Gelegenheiten, das dritte Tor zu machen, aber das haben wir versäumt."

Stürmer Alcácer fehlt verletzt

Nach 37 Treffern in den ersten zwölf Pflichtspielen hatten die Dortmunder dieses 13. Pflichtspiel mit den Offensivkräften Maxi Philipp, Christian Pulisic, Marius Wolf und Bruun Larsen begonnen - auf der Bank. Vier hochtalentierte junge Virtuosen nur als Ersatz, was war für ein Luxus! Aber der Trainer Favre kann sich zusätzliche Startelf-Positionen auch nicht aus den Rippen schneiden, und weil er an Marco Reus, Mario Götze und Jadon Sancho festhalten und überdies den gegen Atlético Madrid zwei Mal treffsicheren Raphael Guerreiro bringen wollte, bot er den 24-jährigen Portugiesen erstmals in dieser Saison in der Startelf und als offensiven Linksaußen auf. Dass Mittelstürmer Paco Alcácer wegen muskulärer Probleme ausfiel, machte es Favre sogar leichter.

Der BVB hatte starke erste zehn Minuten hingelegt, als die Aufmerksamkeit im Stadion vom Fußball abgelenkt wurde. Zwischen etwa 50 Polizisten und ähnlich vielen Hertha-Fans kam es vor dem Hertha-Block, aber noch hinter dem Zaun zu einer Konfrontation, als die Polizisten versuchten, ein riesiges Transparent zu entfernen, hinter dem sie womöglich pyrotechnisches Material vermuteten. Als die Scharmützel vorbei waren, erzielte Sancho in der 18. Minute mit der Hacke das erste Dortmunder Tor, aber es wurde nicht gegeben, weil sein Vorlagengeber Reus minimalst im Abseits gestanden hatte. Keine Diskussionen gab es mehr, als Sancho in der 27. Minute auf Vorlage von Götze das 1:0 erzielte, doch die Dortmunder verpassten es, die Führung in die Pause zu bringen: Vor dem Berliner Strafraum spielte Mahmoud Dahoud einen fatalen Querpass, den Maximilian Mittelstädt erlief. Vor dem Dortmunder Tor lauerte Kalou und schloss zum 1:1 ab (41.).

Kalou trifft in der Nachspielzeit per Elfmeter zum 2:2

Die Berliner demonstrierten auch nach der Pause ihr kurzes und knackiges Spiel vors Tor. Per Volleyabnahme hätte Kalou zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff beinahe den zweite Treffer erzielt. Es war durchgängig zu erkennen, warum die Hertha ihre Spiele gegen Mönchengladbach (4:2), Schalke 04 (2:0) und Bayern München (2:0) gewonnen hatte. Der eingewechselte Darida schoss in der 50. Minute ebenfalls knapp übers Tor.

In der 55. Minute zeigte der Schiedsrichter Sascha Stegemann nach einem Foul von Fabian Lustenberger an Reus auf den Elfmeterpunkt, aber es war klar zu sehen, dass dies außerhalb des Strafraums geschehen war, und so wurde per Videobeweis ein Freistoß daraus, der nichts einbrachte. Immerhin erhöhte Dortmund nun wieder den Druck, und das zahlte sich in der 61. Minute aus. Achraf Hakimi, dreimaliger Vorbereiter gegen Atlético, passte in den Strafraum, wo Reus den Torwart Jarstein und Verteidiger Mittelstädt irritierte. Der Ball rutschte zu Sancho durch, der sein zweites Tor erzielte. Dieses 39. Pflichtspieltor des BVB im 13. Pflichtspiel war das 28., das nach der Pause erzielt wurde.

Weil die Dortmunder weitere gute Chancen aber fahrlässig vergaben, schenkten sie den Sieg in der Nachspielzeit her. Dan-Axel Zagadou riss den eingewechselten Selke in der 90. Minute im Strafraum in höchster Not - in die er sich selbst gebracht hatte - zu Boden, wofür es einen Elfmeter gab, den Kalou in der 91. Minute zum 2:2 verwandelte. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte Trainer Pal Dardai und verlieh ihr damit sein höchstes Lob.

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