BVB in der Einzelkritik:Fußball in Lichtgeschwindigkeit

Marco Reus vollendet einen Super-super-Konter. Erik Durm wäre Arjen Robben auch bis in die Dusche nachgelaufen. Und zu Sokratis passt ein Hummer besser als ein Fiat. Der BVB beim 3:0 in München in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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FC Bayern München - Borussia Dortmund

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Marco Reus vollendet ein Super-super-Konter. Erik Durm wäre Arjen Robben auch bis in die Dusche nachgelaufen. Und zu Sokratis passt ein Hummer besser als ein Fiat. Der BVB beim 3:0 in München in der Einzelkritik.

Roman Weidenfeller: Musste in der ersten Hälfte genau einen Ball halten, was wenig über ihn, aber viel über seine Vorderleute aussagte. Brachte sich vielmehr als Ballrauswuchter ins Spiel der Borussia ein und verdeutlichte in dieser Kategorie einen Klassenunterschied zu Gegenüber Manuel Neuer. Eher auf Kahn-Niveau schlingerten die Kugeln durch die Abenddämmerung. Durfte sich in München sonst wie ein Münchner Torwart fühlen: Nix zu tun, bisschen rumstehen und den Liedern der Fans zuhören.

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Kevin Grosskreutz: Spielte diesmal Rechtsverteidiger, womit ihm sein Trainer Jürgen Klopp die perfekte Chance eröffnete, sich vor Bundestrainer Joachim Löw für eben diesen Posten im WM-Aufgebot anzubieten. Gegenspieler Franck Ribéry verkörpert ja durchaus WM-Niveau. Löw sah in der ersten Halbzeit, dass dieser Großkreutz vermutlich nicht zum besten Rechtsverteidiger in Brasilien gewählt werden wird, aber dass dieser Großkreutz durchaus einen Ribéry stoppen kann. Benötigte bisweilen Hilfe eines Mitspielers, aber wer benötigt das nicht gegen den Franzosen. Dass dieser später ausgewechselt wurde, war jedenfalls kein Minuspunkt für den Dortmunder.

Bayern Munich's Robben is tackled by Borussia Dortmund's Sokratis during German Bundesliga first division soccer match in Munich

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Sokratis: Erregte kürzlich Aufmerksamkeit, weil er als millionenschwerer Fußballer mit einem italienischen Kleinwagen zum Training kommt. Verkörpert als Verteidiger auch eher einen Hummer als einen Fiat. Eckig, hart zu sich und zu den anderen. Wirkt neben dem erhabenen Hummels wie der schuftende Knappe, die beiden gaben ein perfektes Paar.

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

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Mats Hummels: Kam als siebenjähriger nach München und kennt sich deshalb in der Stadt ganz gut aus. Ist deshalb mit fast bayerischem Selbstbewusstsein gesegnet, zur Dominanz seines Ex-Klubs sagte er: "Mir wird da ehrlich gesagt zu viel gejammert. Ich will immer, also in jeder Saison, vor den Bayern stehen, weil ich eben immer Erster sein möchte." Wird in dieser Saison nach Recherchen der SZ nicht mehr Erster werden, tat jedoch viel dafür, den Münchnern zu zeigen, dass das nicht auf ewig so bleiben muss. War die Lebensversicherung in der Abwehr, falls die emsigen Kollegen doch mal einen Ball oder Gegner durchließen. Erahnte Passwege, half Mitspielern in Schwierigkeiten und klärte einmal gar mit der Nase. Durfte nach 69 Minuten raus und sich auf den VfL Wolfsburg im Pokal-Halbfinale einstimmen.

FC Bayern München - Borussia Dortmund

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Erik Durm: Nach Gareth Bale nun Arjen Robben. Für einen Immer-noch-Rookie in der Fußball-Bundesliga ganz schöne Schwergewichte, mit denen sich Erik Durm da messen musste binnen fünf Tagen. Nun, wie Bale hatte auch Robben zunächst wenig Spaß an diesem rotbackigen Gegenspieler. Durm verfolgte den zuletzt besten Bayern-Spieler bis zur Mittellinie, und wenn es sein musste, wäre er ihm wohl auch bis unter die Dusche nachgelaufen. War vermutlich mächtig irritiert, als Robben schon nach 70 Minuten tatsächlich den Platz verließ. Blieb trotzdem drauf und brachte eine richtig gute Partie zu Ende.

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Sebastian Kehl: Kapitän, Fixstern im Mittelfeld, durch die Ausfälle von Ilkay Gündogan und Sven Bender nicht zu ersetzen? Von wegen. In seiner Abwesenheit hatten Oliver Kirch und Milos Jojic gegen Real Madrid sensationell gut gespielt. Da war es fast eine Überraschung, dass Kehl wieder dabei war. Angespornt durch die neue Konkurrenzsituation wuchtete er sich mit seinen kantigen Schultern in den Kampf ums Mittelfeld, was ja nicht so einfach gegen die Guardiola-Bayern, die bekanntlich nur aus Mittelfeldspielern bestehen. Rieb sich in der Defensivarbeit auf, spielte nur selten gescheite Pässe nach vorne. War aber auch gar nicht nötig.

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

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Nuri Sahin: Ist nun wieder ein echter Dortmunder Junge. Bislang war er nun ein Leihjunge von Real Madrid gewesen, dann hatte der BVB verkündet, ihn für sieben Millionen Euro in den Besitz des Vereins zurückzuholen. Musste allerdings schnurstracks erleben, dass die Transaktion keinen Stammplatz im Mittelfeld garantiert, Kirch und Jojic ... (Siehe Kehl). Rannte sich ob dieser neuen Konkurrenzsituation die Dortmunder Seele aus dem Leib, versuchte alleine gegen die bayerische Mittelfeld-Mannschaft das Zentrum zu dominieren. Gelang ihm erstaunlich oft.

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

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Jonas Hofmann: Hat alles, um bei Mkhitaryan, Reus und Aubameyang mitzuspielen: Schnelligkeit, Technik, Leidenschaft. Allerdings fehlt in vielen Situationen noch Erfahrung und Spielverständnis. Wirkte in der ersten Halbzeit wie ein Auszubildender mit dem besten Platz im Stadion. Allein in Punkto Leidenschaft kann er es mit jedem Meister schon aufnehmen, half hinten eifrig Großkreutz gegen Ribéry. Legte nach 56 Minuten sein Gesellenstück ab, indem er alleine vor dem Bayern-Torwart den Ball zum 3:0 ins Netz wuchtete.

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

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Marco Reus: Bester Dortmunder Junge in den vergangenen Spielen. Ach was: bester Junge überhaupt. Lichtgeschwindigkeitsfußballer auf Robben-Niveau aber ohne Durm-Gegenspieler. Lief auch in München in Lichtgeschwindigkeit über den Rasen, allerdings zumeist, um den bayerischen Aufbau zu stören. Anschließend fehlten ihm bisweilen Kraft und Konzentration für den präzisen Pass. Nach 20 Minuten allerdings fand er den freistehenden Mkhitaryan, der das 1:0 erzielte. Vollendete den Super-Super-Konter zum 2:0 und schubste vor dem 3:0 Javi Martínez zu Boden (was man dem Leichtgewicht gar nicht zugetraut hätte). Knüpfte damit an seine Ultraschall-Leistungen der vergangenen Wochen an. Was Bundestrainer Löw besonders haben durfte: Reus tauchte oft auf der Mittelstürmer-Position auf.

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Henrikh Mkhitaryan: Um es nach München zu übersetzen: Die Leistung von Henrikh Mkhitaryan am Dienstag gegen Real wirkte wie ein Sprung in den Eisbach am heißesten Tag des Jahres. Ein hitziger Abend erkaltete ob der Chancenverwertung des Armeniers. Schoss bereits beim Aufwärmen mehr Richtung Oberrang als Richtung Tor. Und dann die Wende: Mkhitaryan traf ins Tor! 1:0! Und das vor Joachim Löw, der ihn einst Micki-nochwas nannte. Es muss eine Genugtuung gewesen sein für den Gescholtenen, der zuvor kaum einen Pass zum Mitspieler brachte und nach dem Tor plötzlich aufblühte und sich erfolgreich mit der gesamten bayerischen Mittelfeld-Mannschaft anlegte. Bereitete das 2:0 herrlich vor.

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

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Pierre-Emerick Aubameyang: Wenn Dortmund nun besser ist als Real, dann kann auch Aubameyang schnellere Übersteiger als Ronaldo. Die Sparte Übersteiger-Schnelligkeit wird zwar bis heute (noch) nicht gemessen, nach Anschauung der SZ in München darf es der Gabuner hier aber durchaus mit dem Weltfußballer aufnehmen. Mit seiner (bereits gemessenen) Schnelligkeit im Sprint passt er so perfekt ins Kloppsche Konterspiel wie Orang-Utan-Klaus zu einem Auftritt von Helge Schneider. War sowohl beim ersten wie auch beim zweiten Tor in der Vorbereitung beteiligt.

FC Bayern München - Borussia Dortmund

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Robert Lewandowski: Kam erst nach 62 Minuten ins Spiel, sollte sich für das Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg schonen. Das Münchner Publikum wird ihn ohnehin bald genauer kennenlernen, wechselt bekanntlich am 1. Juli zum FC Bayern. Half erstmal minutenlang als Innenverteidiger aus und köpfte die Bälle aus dem Strafraum, weil eine kleine Drangphase des FC Bayern folgte.

Manuel Friedrich: Immerhin ein Real-Held vom Dienstag, durfte dennoch erst nach 69 Minuten auf den Platz. Stellte sich mit der Lässigkeit eines Ex-Fußball-Rentners auch den Super-Super-Top-Top-Bayern in den Weg.

Milos Jojic: Immerhin ein Real-Held vom Dienstag (wo war eigentlich Oliver Kirch?). Kam erst nach 76 Minuten aufs Feld. Bewies mit ein paar Aktionen wieder, dass er eine echte Alternative ist.

© SZ.de/sonn
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