Den 700-PS-Lamborghini mit Flügeltüren ist er diese Woche losgeworden, an einen finanzkräftigen Verkehrsteilnehmer in Dormagen am Rhein. Gerade rechtzeitig, um Platz in der Garage zu schaffen für seinen neuen Lamborghini Aventador, in individueller "Purple-blue-aquamarine-Folierung". Einmalig in Deutschland, heißt es, Neupreis deutlich mehr als 300 000 Euro. Für Pierre-Emerick Aubameyang ein kleiner Luxus nebenbei. Und ein bisschen Ablenkung von all dem Trubel um Borussia Dortmund, den alten Trainer, den neuen Trainer - und die zeitweise Ladehemmung eines Fußballers, der sich als Scharfschütze definiert.
Die Schlagzeilen, die Borussia Dortmunds Torjäger - mit bisher zwölf Bundesliga-Treffern in der laufenden Saison - unaufhörlich erzeugt, scheinen an ihm vorbeizugleiten. Aber ein, zwei oder gar fünf Spiele ohne ein Tor, wie zuletzt: Das macht selbst einen Luftikus wie ihn ein bisschen nervös. Aubameyang, so hört man von Mitspielern, sei zwar fast immer ein Stimmungsaufheller für den Rest der Truppe, ein Spielkind mit Faible für alles Glitzernde. Aber die vergangenen Wochen unter dem inzwischen abgelösten Trainer Peter Bosz seien an ihm nicht spurlos vorübergezogen. So ernst und introvertiert wie in jüngster Zeit hat man ihn in viereinhalb Jahren Dortmund nicht erlebt. Selbst Ausflüge nach Paris änderten nichts.
Fast zehn Millionen Euro soll er pro Jahr verdienen
Seit Dienstag aber, seit dem 2:0-Sieg in Mainz, scheint sich die Welt des Pierre-Emerick Aubameyang aufzuklaren. Überhaupt hat der Trainerwechsel zu Peter Stöger binnen Stunden eine andere Laune bei ihm herbeigezaubert. Die Position in der Bundesliga, bis zum Samstag zwar nur auf Platz sechs, aber auch nur vier Punkte hinter dem Zweiten, dem Rivalen Schalke 04, erscheint mit einem Mal wieder in besserem Licht. Die Schlagzeilen um Aubameyang ärgern Aubameyang nicht. Aber sie irritieren den Rest der Mannschaft. Vor allem die andauernden Wechselgerüchte.
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Dabei hat Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc gerade erst wiederholt, dass ein Wintertransfer des Franzosen mit zusätzlichem Pass für Gabun, dem Heimatland seines Vaters, auf keinen Fall in Frage komme. Man könne im Winter Aubameyang noch weniger ersetzen als im Sommer. Und außerdem: Es seien gar keine Interessenten da. Jedenfalls keine, die sich die Ablöse und das ambitionierte Gehalt des schillernden Torjägers leisten könnten.
Das war auch im vergangenen Sommer schon so, als Aubameyangs Vater und Berater feststellen mussten, dass lediglich Interesse aus China bestand. Doch selbst das erlahmte, auch wegen der Ablöse, die nicht unter 80 Millionen Euro liegen soll. Für seinen schönen Lamborghini braucht Aubameyang deshalb wohl Winterreifen, um sich weiter durch Matsch und Schnee in Deutschland zu quälen. Dass er sich seine teuren Hobbys (Privatjet-Trips nach Paris, Mailand oder Nizza mit der ganzen Familie, dazu ein halber Rennstall mit Sportwagen und natürlich seine feine Mode) gerne mit einem noch höheren Gehalt finanzieren würde, hat er im vergangenen Sommer deutlich gemacht.
In Dortmund soll Aubameyang inzwischen in der Nähe von zehn Millionen Euro Jahresgehalt rangieren. Er könnte selbst in der Theorie nur bei einer Handvoll Klubs noch mehr verdienen. Und die scheinen sich für den bald 29-Jährigen nicht ausreichend zu interessieren. Man schätzt seinen Torriecher, das schon. Aber verglichen mit Jüngeren - wie seinem Landsmann Kylian Mbappé, der von Monaco zu Paris Saint-Germain wechselte - gilt Aubameyang in der Szene als nicht vielseitig genug. Das limitiert seine Chancen bei noch größeren Klubs. Man munkelt schon, Aubameyang würde gar nicht mehr wechseln und seinen bis 2020 datierten Vertrag noch übererfüllen, also verlängern. Kann sein, dass er dafür auf ein paar Spielzeuge verzichten müsste. Das Geld ist auch bei einem Millionengehalt wie dem von Aubameyang endlich.
Aubameyang kam mit der Spielidee von Bosz nicht klar
Den Mitspielern sind Aubameyangs Eskapaden ziemlich egal. Sie mögen ihn. Viele sind selbst Aston-Martin- oder Ferrari-Piloten. In Dortmund verdienen Fußballer schließlich ganz ordentlich. Meinungsführer im Team versichern, dass alles gut sei, solange Aubameyang am Mannschaftsleben teilnehme, regelmäßig Tore schieße - und sich an der lästigen Defensiv-, Pressing- und Laufarbeit angemessen beteilige. In der vergangenen Saison soll er sich, seinen Kumpel, den zum FC Barcelona gewanderten Ousmane Dembélé, im Schlepptau, ein paar Privilegien ertrotzt haben. Schon da kam er nicht immer pünktlich zum Training oder machte unerlaubte Ausflüge vor Wochentagsspieltagen.
Bisweilen lagen seine Laufstreckenwerte gegen Ende der Saison bei nur rund neun Kilometern - andere, allen voran der Feinmotoriker Mario Götze, brachten es auf 12 bis 12,5 Kilometer. Gegen die einsetzende Bequemlichkeit Aubameyangs war Peter Bosz in dieser Saison machtlos. Aubameyang kam mit der Spielidee des Niederländers nicht klar. Auch nicht mit den neuen Ansprüchen an seine Disziplin.
Jetzt hoffen sie in Dortmund, dass die mit dem Wechsel von Bosz zu Peter Stöger wie angeknipst wirkende gute Laune Aubameyangs all die Sorgen wegwischt. Noch ein Sieg an diesem Samstagabend gegen Hoffenheim - und alles wäre wieder auf Anfang. Gut, es fehlt dann immer noch der Meistertitel, den sie mal wieder abgeschrieben haben in Dortmund. Doch Aubameyang hat in den vergangenen drei Spielen drei Tore erzielt. Das ist immerhin ein Anfang.