Borussia Dortmund:Die Elf der zweiten Halbzeit

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Fatalistische Fans, die bereits fürchteten, Borussia Dortmund werde womöglich nie wieder ein Champions-League-Heimspiel gewinnen, seit am 11. April 2017 ein Irrer den Mannschaftsbus mit Granatsplittern beschossen hat, wurden am Mittwochabend erlöst. Vier Heimspiele nacheinander hatten die Dortmunder in der europäischen Königsklasse seit jener Tragödie vor eineinhalb Jahren nicht mehr gewonnen, und jetzt kam eigens die AS Monaco wieder nach Dortmund, damit der BVB diesen Fluch besiegen konnte.

Das 3:0 (0:0) durch Treffer von Jacob Bruun Larsen, Paco Alcácer und Marco Reus war der erste Heimsieg in der Champions League seit einem 4:0 gegen Benfica Lissabon am 8. März 2017. Dortmund unter dem neuen Trainer Lucien Favre ist momentan also nicht nur Tabellenführer der Bundesliga, sondern mit zwei Siegen in den ersten beiden Champions-League-Spielen auch auf einem guten Weg ins ersehnte Achtelfinale.

540 Tage war das Bombenattentat am Mittwoch her. Seinerzeit war das Spiel gegen die Monegassen nach dem Zwischenfall kurzerhand auf den nächsten Tag verschoben worden, was Dortmunds damaligen Trainer Thomas Tuchel derart aufregte, dass er danach die öffentliche Konfrontation mit den Klub-Bossen suchte und am Ende der Saison auch deshalb entlassen wurde. Der BVB schied damals gegen Monaco im Viertelfinale aus, drei der sechs Gegentore beim 2:3 und 1:3 schoss Kylian Mbappé, der mittlerweile bei Paris St. Germain unter Tuchel spielt. Auf Monacos Ersatzbank saß seinerzeit im Hinspiel der junge Abwehrspieler Abdou Diallo, der jetzt beim BVB als Verteidiger reüssiert und gegen Monaco wie schon zuvor gegen Leverkusen links verteidigte.

In der Offensive schenkte Favre erstmals von Beginn an dem vom FC Barcelona ausgeliehenen Stürmer Paco Alcácer das Vertrauen. Inmitten der Flügelzange aus Marius Wolf und Jadon Sancho sowie vor Marco Reus sollte Alcácer herumwirbeln. Die Erwartungen waren groß angesichts der vorangegangenen sieben Dortmunder Tore gegen Nürnberg und der vier gegen Leverkusen, aber als es zur Pause nullzunull stand, durfte sich auch niemand wundern, weil die Dortmunder gegen Nürnberg ja fünf Tore und gegen Leverkusen sogar alle vier erst in der zweiten Halbzeit geschossen hatten.

Wieder bereitet Jadon Sancho ein wichtiges Tor vor

Diesmal mussten sich die Fans vor der Pause mit zwei gefährlichen Dortmunder Torschüssen begnügen: Der erste von Alcácer (33.) ging knapp vorbei. Den zweiten von Wolf lenke Monacos Torwart Diego Benaglio, der ehemalige Wolfsburger, zwar versiert am Tor vorbei, zerrte sich dabei aber im Gebein und verließ zwei Minuten vor der Pause humpelnd das Spielfeld. Er machte Platz für den Kroaten Danijel Subasic, der vor einigen Wochen noch im Endspiel der WM mitgewirkt hatte.

Der junge Däne Bruun Larsen ersetzte in der zweiten Halbzeit auf dem linken Flügel Wolf, um den Ball von dort effektiver in den Strafraum zu eskortieren. Aber als Dortmund in der 51. Minute mit 1:0 in Führung ging, lief es anders: Da zauberte der Rechtsaußen Sancho durch die Abwehrmauer hindurch einen Pass in den Strafraum und traf dort den Champions-League-Debütanten Bruun Larsen an, der im richtigen Moment losgelaufen war und Torwart Subasic überwand. Trainer Favre hat ja ein Faible dafür, Torschützen einzuwechseln. Und Sancho, der 18-jährige Engländer, mit dem der BVB soeben bis 2022 verlängerte, hat schon wieder ein wichtiges Tor vorbereitet. In der Bundesliga ist er mit fünf Assists der beste Vorbereiter.

Nachdem Reus in der 68. Minute vom Polen Kamil Glik im Strafraum gelegt worden war, durfte Alcácer aus elf Metern einen ungestörten Torschuss abgeben, jagte den Elfmeter aber unter die Latte, von wo der Ball vor der Torlinie wieder aufsetzte. Diese Schmach wollte der Spanier aber nicht auf sich sitzen lassen und rang sich sehr energisch zum 2:0 (72.) durch. Den Schlusspunkt setzte in der Nachspielzeit Marco Reus mit dem 3:0. Wieder hatten die Dortmunder das Spiel in der zweiten Halbzeit für sich entschieden - ein Signal der Geduld und der Ausdauer, das Favre nur zu gern aus diesem neunten Pflichtspiel ohne jede Niederlage mitnahm.

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