Borussia Dortmund:"Der hat echt eine wahnsinnige Qualität"

Borussia Dortmund: Der BVB feiert das späte 4:3 gegen den FC Augsburg.

Der BVB feiert das späte 4:3 gegen den FC Augsburg.

(Foto: Martin Meissner/AP)
  • Borussia Dortmund gewinnt durch einen Freistoß-Treffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit mit 4:3 gegen den FC Augsburg.
  • Wieder entscheiden Einwechselspieler die Partie: Paco Alcácer mit drei Treffern und Mario Götze mit einem.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Als um 16.46 Uhr am Samstag vor der Ersatzbank von Borussia Dortmund die elektronische Handtafel einen Wechsel beim BVB anzeigte, hätten die Fußballer vom FC Augsburg panisch werden müssen. Wenn Dortmund einwechselt, ergeht es dem Gegner schlecht. Ein Drittel aller Tore schießen beim BVB eingewechselte Spieler. 1:0 führte Augsburg in dieser 59. Minute, aber was dann passierte, waren die spektakulärsten und verrücktesten 37 Minuten (inklusive Nachspielzeit) der bisherigen Saison.

Vier Dortmunder Treffer durch die eingewechselten Paco Alcácer (drei Tore) und Mario Götze bei noch zwei Toren für die Augsburger bedeuteten am Ende einen 4:3 (0:1)-Sieg für den BVB. Das Siegtor erzielte Alcácer in der sechsten Minute der Nachspielzeit per Freistoß. Es war sein drittes Tor binnen 37 Minuten in diesem Spiel und sein sechstes als Joker in einer Saison, in der er bislang noch kaum gespielt hat und in der Bundesliga nur drei Mal eingewechselt wurde. Seine Bilanz: sechs Tore binnen 83 Minuten. "Der hat echt eine wahnsinnige Qualität", sagte Augsburgs André Hahn hinterher.

Zwölf Jokertore in zehn Pflichtspielen

Von den 29 Toren in zehn Pflichtspielen für den BVB sind nun also zwölf sogenannte Jokertore gefallen. Die Quote steigt. "Wenn du so eine Qualität noch von der Bank bringen kannst...", sagte Hahn und musste fast ein bisschen lachen. Den tapferen Augsburgern blieb dabei wenig. "Jetzt haben wir nicht mal einen einzigen Punkt", sagte Stürmer Alfred Finnbogason. Komplimente für ein sehr gutes Spiel seiner Mannschaft wollte er nicht annehmen, "ohne Punkt ist alles ein bisschen egal".

Unter Trainer Manuel Baum hatte Augsburg zuvor zwei Mal ein 1:1 in Dortmund erreicht: Im Dezember 2016 gegen einen von Thomas Tuchel trainierten BVB und im Februar 2018 gegen einen von Peter Stöger trainierten. Das dritte Unentschieden nacheinander ging in der allerletzten Aktion des Spiels verloren: durch den Freistoß von Alcácer.

Für Dortmund war es im zehnten Pflichtspiel der Saison das siebte Spiel und das dritte nacheinander, in dem sie in der ersten Halbzeit kein Tor schossen. Die Augsburger waren nur zu bereit, diese Option für sich zu nutzen. Nach vier Minuten führten sie 3:0 nach Eckbällen, nach 16 Minuten hätten sie einen Elfmeter bekommen können, weil Michael Gregoritsch im Strafraum von Dan-Axel Zagadou am Bein getroffen wurde. Und nach 22 Minuten nutzte Finnbogason Verwirrung unter Dortmunds Abwehrspielern, um nach einer Freistoß-Hereingabe von Philipp Max das 1:0 zu erzielen.

Die Führung war verdient, weil die Augsburger den Dortmundern bereits weit in deren eigener Hälfte begegneten und sie dort zu Ballverlusten zwangen. "Wir können auch knackig spielen", hatte Baum vor dem Spiel angekündigt. Und das war knackig.

Alcácer zirkelt den finalen Freistoß ins Eck

Nach 59 Minuten kam der vom FC Barcelona ausgeliehene Spanier Alcácer für den schwachen Maximilian Philipp ins Spiel, und es dauerte nur drei Minuten, da lösten die Dortmunder ihre Probleme fußballerisch. Axel Witsel schickte Jadon Sancho, mit sechs Torvorlagen bester Vorbereiter der Liga , über die rechte Seite, und der jagte den Ball vors Tor, wo Alcácer freie Bahn und keine Mühe hatte, zum 1:1 auszugleichen.

Doch die Augsburger waren nicht bereit, dieses über weite Strecken souverän geführte Spiel nun herzugeben. Sie kapitulierten nicht vor der erhöhten Dortmunder Offensivpower und blieben selbst gefährlich, so dass sie in der 71. Minute wieder in Führung gingen. André Hahn hatte eine Flanke von Finnbogason an den zweiten Pfosten verlängert, dort drosch Philipp Max den Ball unbedrängt unter die Latte des Dortmunder Tores. Alcácer egalisierte danach erneut (80.), Götze brachte sieben Minuten nach seiner ersten Einwechslung in ein Bundesligaspiel in dieser Saison die Dortmunder erstmals in Führung (84.). Und als Gregoritsch in der 87. Minute zum 3:3 ausgeglichen hatte, wäre ein Unentschieden angemessen gewesen.

Doch Alcácer wollte mehr. Er schlenzte einen finalen Freistoß ins rechte Eck des Augsburger Tors, dort, wo Andreas Luthe nicht hinkam. "Und das Spiel hat ja sogar noch richtig Spaß gemacht", klagte Gregoritsch hinterher verzweifelt, "aber jetzt würde ich trotzdem am liebsten in einen Kübel speien."

Es ist kaum der Erwähnung wert, dass Dortmunds Trainer Lucien Favre hinterher vor allem über die defensiven Fehler seiner Mannschaft dozierte. "Da müssen wir noch viel lernen", sagte er. Offensiv hingegen scheint es besser kaum zu gehen: 18 Tore in den jüngsten vier gewonnenen Pflichtspielen, 16 Tore allein in der zweiten Halbzeit. "Gut, dass jetzt Länderspielpause ist", sagte Manuel Akanji. Der Abwehrspieler fürchtete offenbar, seine Dortmunder könnten sonst an einer Überdosis Adrenalin noch Schaden nehmen.

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