Marco Reus beim BVB:Zwischen Bank und Legende

Marco Reus beim BVB: Die Vertragsgespräche laufen, da möchte BVB-Kapitän Marco Reus gerne auf sich aufmerksam machen.

Die Vertragsgespräche laufen, da möchte BVB-Kapitän Marco Reus gerne auf sich aufmerksam machen.

(Foto: Leon Kügeler/Reuters)

Marco Reus ist Dortmunds zweitbester Torschütze der Geschichte. Aber in der Champions League liegt sein letzter Einsatz lange zurück. Das Rückspiel gegen Chelsea entscheidet auch über die Zukunft des Kapitäns beim BVB.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

18 Tore muss Marco Reus noch schießen, dann hat er den erfolgreichsten Schützen in der 114-jährigen Geschichte des Ballspielvereins Borussia Dortmund eingeholt. Am vergangenen Freitag hat Reus sein 159. Pflichtspieltor für den Klub erzielt und jetzt nur noch Adi Preißler vor sich, jene 2003 verstorbene BVB-Legende, die in den vierziger und fünfziger Jahren 177 Treffer erzielte und der Fußballwelt die immergrüne Weisheit hinterließ: "Entscheidend is' aufm Platz."

18 Tore braucht Reus noch, aber nach derzeitigem Vertragsstand wäre es möglich, dass er nur noch plus/minus 13 Spiele für Borussia Dortmund macht. Das würde für 18 Tore kaum langen. Sollte sein am 30. Juni endendes Arbeitspapier nicht verlängert werden, dann wird der 33-Jährige die Spitze der ewigen BVB-Torschützenliste nicht mehr erobern. Es sieht allerdings so aus, als wolle und könne er diesen Legendenstatus erreichen, denn er wirkt entschlossen, sich bei Borussia Dortmund statistisch unsterblich zu machen. Auf mehrfache Nachfragen ließ er im Anschluss an den jüngsten Sieg gegen Leipzig deutlich durchklingen: Reus will bleiben.

Es geht in den Gesprächen mit Sportdirektor Sebastian Kehl dem Vernehmen nach primär um das, worum es im Grunde immer geht: die Laufzeit eines neuen Vertrags und ums Gehalt. Kehl stellt sich in beiden Kategorien vielleicht eher kleinere Zahlen vor, die Reus-Seite etwas größere. So scheint aber allenfalls noch die Frage zu sein, ob Reus zunächst mal um ein oder zwei Jahre verlängert und um wie viel Prozent sein Jahresgehalt reduziert wird, das die Branche auf zwölf Millionen Euro taxiert.

Reus ist zwar nach wie vor Kapitän der Dortmunder Mannschaft, aber er hat die Garantie auf einen Platz in der Startelf verloren. Als der BVB vor drei Wochen sein Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Chelsea 1:0 gewann, musste Reus durchgängig zuschauen, da erhielten Salih Özcan im Mittelfeld und Karim Adeyemi auf dem Flügel den Vorzug. Doch Reus kam stark und unbeirrt zurück: Gegen Hertha gelangen ihm ein Tor und eine Vorlage, gegen Hoffenheim war es eine Vorlage, und gegen Leipzig das 1:0 per selbst erwirktem Elfmeter.

Reus' letztes Spiel in der Champions League ist ein halbes Jahr her

Reus hat sich binnen dreier Partien wieder so sehr für die Startelf empfohlen, dass er auch an diesem Dienstag im Rückspiel beim FC Chelsea vermutlich von Beginn an mitmachen darf. "Chelsea wird ein Fight", sagt Reus und lässt keinen Zweifel daran, dass seine Mannschaft mindestens jenes Maß an Leidenschaft und Kampf wird zeigen müssen, mit dem sie die vergangenen zehn Pflichtspiele allesamt gewonnen hat. "Wir nehmen den Flow mit - aber niemand bei uns dreht durch", sagt der gebürtige Dortmunder, um ein bisschen Druck vom Team zu nehmen, aber auch, um nicht aussprechen zu müssen, dass man den Bayern erstmals seit 2012 wieder den Meistertitel zu rauben beabsichtigt.

58 Champions-League-Spiele hat Reus für den BVB bestritten, aber das bislang letzte davon ist bereits ein halbes Jahr her. Es war die 1:2-Niederlage im zweiten Gruppenspiel bei Manchester City. In den darauffolgenden fünf Partien der Königsklasse fehlte Reus vier Mal verletzt und ein Mal als Bankdrücker. Nun kann er maßgeblich mitwirken beim Unterfangen, Borussia Dortmund nach zwei Jahren wieder ins Viertelfinale der Champions League zu hieven. Letztmals im Halbfinale war der BVB in jenem Jahr 2013, in dem er später in London das Endspiel gegen Bayern München verlor. Zum einzigen Mal Sieger dieses Wettbewerbs war Dortmund 1997.

Viel über das Verhältnis zwischen Reus und Kehl verrät der Umstand, dass der nur zehn Jahre ältere Sportdirektor vor dem Hintergrund der Vertragsverhandlungen nicht versucht, Reus' Rolle zu relativieren oder klein zu reden. Nach dem Leipzig-Spiel kam Kehl vor Reportern von sich aus auf Reus zu sprechen und nannte seine Leistung "großartig". Kehls Verhandlungsposition könnte das zwar erschweren, es klingt aber deutlich so, als spielte Reus auch weiterhin beim BVB. Preißlers Rekord wackelt.

Zur SZ-Startseite

FC Liverpool gegen United
:Ein Spiel, in dem alles zusammenfällt

Das gab's noch nie: Das 7:0 des FC Liverpool gegen ManUnited ist der höchste Sieg der "Reds"-Geschichte gegen den lokalen Rivalen. Auch Mo Salah gelingt ein Rekord - und Jürgen Klopp gerät ins Schwärmen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: