Borussia Dortmund:Auf Socken ins Achtelfinale

Borussia Dortmund: Schlecht platziert, gut pariert: Dortmunds Torwart hält einen Strafstoß von Riyad Mahrez

Schlecht platziert, gut pariert: Dortmunds Torwart hält einen Strafstoß von Riyad Mahrez

(Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch/Imago)

Gegen ein seltsam abwartendes Manchester City erarbeitet sich der BVB ein Remis und ist stolz auf die vorzeitige Qualifikation für das Champions-League-Achtelfinale. Erling Haaland wird schon zur Pause ausgewechselt.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Zuerst die zwei wichtigsten Nachrichten, nach dem Rendezvous mit der vermeintlich besten Mannschaft des Planeten: Borussia Dortmund hat das Achtelfinale der Champions League erreicht. Und: Jude Bellingham taten nach dem Spiel die Fußgelenke weh, dass er den Abend auf Socken ausklingen ließ. Man kann außerdem sagen: Es gab schon ereignisärmere Nullnummern - aber es war zugleich auch eines dieser Champions-League-Spiele der Gruppenphase, in dem beide Parteien schon vor dem Anpfiff mit einem Unentschieden flirten und es ohne allzu viel Thriller-Momente vor allem um den Vollzug geht.

BVB-Coach Edin Terzic wollte sich freuen, "dass wir es nach drei Niederlagen diesmal endlich bis zum Ende gegen Manchester City durchgezogen haben". Der Kollege Pep Guardiola hingegen meinte, dass er ein "großes Problem" sehe - nur weil Riyad Mahrez erneut einen Strafstoß vergeben hatte, genau wie beim letzten Spiel in Kopenhagen, als City ebenfalls nur 0:0 gespielt hatte. Aber natürlich hätte Guardiola noch ein paar andere Spieler in seinem Kader, die er mit der Ausführung eines Elfmeters beauftragen könnte. Einen gewissen Erling Haaland zum Beispiel. So mancher wird sich nach Guardiolas melodramatischer Äußerung jedenfalls gedacht haben: Deine Probleme möchte ich haben!

Borussia Dortmund: Hatte den früheren Teamkollegen gut im Griff: Mats Hummels (links) hält Manchesters Erling Haaland in Schach.

Hatte den früheren Teamkollegen gut im Griff: Mats Hummels (links) hält Manchesters Erling Haaland in Schach.

(Foto: Martin Meissner/AP)

Tatsächlich war der Elfmeter von Mahrez, den Dortmunds Torwart Gregor Kobel in der 58. Spielminute souverän abwehrte, der erste Schuss von Guardiolas Spielern auf das Borussen-Tor, den Kobel abwehren musste. Haaland, normalerweise schwer zu stoppen, hatte der Trainer schon zur Halbzeit vom Platz genommen, weil der frühere Dortmunder beim erneut sehr starken Mats Hummels offenbar so gut aufgehoben schien, dass mit einer Änderung dieser Lage nicht mehr zu rechnen war. Jedenfalls aus der bisweilen eigenwilligen Sicht von Guardiola nicht.

Edin Terzic, zwei Jahre lang als Co-Trainer von Slaven Bilic bei West Ham United selbst in der englischen Premier League unterwegs, meinte denn auch: "Ich habe selten ein Spiel von Manchester City gesehen, bei dem sie so wenig aufs gegnerische Tor geschossen haben." Das war wahrscheinlich nicht nur der subjektive Eindruck des Trainers. Aber es war schwer zu sagen, ob Citys vielbeschäftigte Zirkustruppe an diesem Abend erstmal abwarten wollte, ob man denn überhaupt viel Aufwand fürs eigene Toreschießen aufwenden musste. Mats Hummels resümierte hinterher: "Es ist unheimlich anstrengend, wie man gegen die pausenlos mit höchster Aufmerksamkeit spielen muss, weil die aus dem Nichts jederzeit etwas machen können." Am Ende war weder für Terzic noch für Hummels eindeutig zu sagen, mit wieviel letzter Entschlossenheit City an diesem Abend bei der Sache war.

"Nach der Pause", sagte Mats Hummels erfreut, "haben wir es fantastisch gemacht. Wir haben gelitten, wir haben gefightet."

Fest stand, dass Dortmund in der ersten Halbzeit deutlich bessere Chancen hatte. Mit sehr gutem Pressing konnte die Guardiola-Passmaschine, die prinzipiell auf 100 Prozent Ballbesitz angelegt ist, immer wieder aus dem Rhythmus gebracht werden. Und vor allem über Karim Adeyemi, der seine enorme Sprint-Geschwindigkeit gegen die stets arg hoch verteidigenden Engländer ausspielen konnte, kam der BVB zu drei, vier guten Gelegenheiten. Hummels fand: "Wir müssen vor der Halbzeit mit mindestens einem, vielleicht sogar mit zwei Toren in Führung liegen." Nach der Pause, so Hummels weiter, "haben wir es fantastisch gemacht. Wir haben gelitten, wir haben gefightet". Adeyemi, Brandt, Reyna und Moukoko mussten deshalb am Ende nicht um ihre vergebenen Chancen trauern.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als unter Trainer Marco Rose, inzwischen bei RB Leipzig, in der Champions League nach teilweise blamablen Spielen das Aus schon in der Gruppenphase kam, ist diesmal der FC Sevilla bereits ausreichend distanziert, und das letzte Spiel beim FC Kopenhagen hat, abgesehen von der Siegprämie (1,5 Millionen Euro), eher statistischen Wert. Dortmunds meistens Bester, Jude Bellingham, dieses Mal nur von Hummels noch übertrumpft, sagte nachher: "Das Weiterkommen bedeutet mir sehr viel. Dass wir das im letzten Jahr nicht geschafft haben, war einer der bittersten Momente in meiner bisherigen Zeit als Fußballer."

Am Samstagabend geht es für Bellingham und Co. allerdings erneut darum, nicht früh auszuscheiden - dieses Mal aus dem Rennen um die Meisterschaft. Dortmund muss bei Eintracht Frankfurt antreten, das seit einigen Wochen beeindruckend gute Form zeigt. Dass sich dort ausgerechnet der ehemalige Dortmunder Mario Götze als Spielmacher gerade vehement für seine Rückkehr in die Nationalelf empfiehlt, also für eine WM-Nominierung von Hansi Flick, macht die Sache vermutlich nicht einfacher für den BVB.

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