Borussia Dortmund:In der Schaukelsaison

Borussia Dortmund: Das nächste Champions-League-Spiel im Visier: Dortmunds Trainer Edin Terzic.

Das nächste Champions-League-Spiel im Visier: Dortmunds Trainer Edin Terzic.

(Foto: Ina Fassbender/AFP)

Auch nach dem 2:4 in München hat der BVB noch alle Chancen, die Saison zumindest irgendwie zu retten. Langfristig sucht der Klub genau die Stabilität, die dem Konkurrenten Leipzig aktuell die Meisterchance wahrt.

Kommentar von Martin Schneider

Der Tag nach dem Spitzenspiel ist traditionell der Tag, an dem über das Spitzenspiel debattiert wird, und der Sonntag war da aus diskurstheoretischer Sicht definitiv ein Gewinn. Man konnte sich leidenschaftlich darüber austauschen, ob der BVB sich in München nun eher gut oder eher schlecht verkauft hatte, für beide Positionen gab es ungefähr gleich viele Argumente. Und allein die Tatsache, dass es gleich viele Argumente gab, war eigentlich schon wieder ein Argument pro BVB, denn die vergangenen Bundesliga-Spiele in der Arena gingen 0:6, 0:5 und 0:4 aus, da ließ sich nicht viel streiten.

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass für die Dortmunder gerade nicht so entscheidend ist, wie sie sich in München "verkaufen", hochoffiziell bestätigt durch Trainer Edin Terzic, der zugab, Erling Haaland auch aus Schonungsgründen ausgewechselt zu haben. Das Champions-League-Spiel gegen Sevilla und die damit verbundenen Millionen fürs Weiterkommen sind wichtiger als ein Moralpunkt beim FC Bayern.

Der BVB befindet sich aktuell in einer Art diffuser Zwischenphase. Zum einen steht der angesichts der Kaderstärke und Gehaltstruktur recht desaströse sechste Tabellenplatz, zum anderen ist ein zarter Aufwärtstrend erkennbar. Die Saison ist noch zu retten, mit dem DFB-Pokal sogar ein Titel möglich, das Verpassen der Champions League aber definitiv mehr als eine theoretische Option. Die Leistungsschwankungen der Mannschaft haben die Spannweite eines Wanderalbatrosses: An guten Tagen kann sie jeden schlagen, an schlechten gegen jeden verlieren.

Der Schaukelzustand hat beim BVB aber auch gewissermaßen System. Irgendwas ist immer, angefangen beim Zerwürfnis mit Thomas Tuchel über das Zwei-Peter-Jahr mit Bosz und Stöger über Lucien Favre, den man fachlich schätzte, aber ..., bis zu Terzic, der nun die Saison retten soll, im Sommer dann aber durch Marco Rose ersetzt wird, der gerade die Saison in Gladbach kaum noch retten kann.

Der Gegenentwurf zu Dortmund ist gerade Leipzig, ein Klub, der mit einem individuell schlechteren Kader seine Möglichkeiten stabil ausschöpft. Das Team von Julian Nagelsmann gewinnt konstant gegen (fast) alle schwächeren Teams und lässt Punkte gegen bessere Gegner wie Paris, Liverpool, Bayern - und Dortmund, die RB in Leipzig in einer mitreißenden Halbzeit herspielten.

Das ist auch eine Erkenntnis aus diesem Spitzenspieltag: Der BVB muss aufpassen, dass man auch in Zukunft mit dem Begriff "Spitzenspiel" Bayern gegen Dortmund meint und nicht Bayern gegen Leipzig. Für diese Saison ist die Zuschreibung klar, da steigt das Spiel um die Schale am Ostersamstag in Leipzig. Aber langfristig hat der BVB natürlich weiter alle Möglichkeiten, die Nummer zwei im deutschen Fußball zu bleiben - allein der immer unglaublicher werdende Haaland ist eine Trumpfkarte, die entweder auf dem Feld oder am Verhandlungstisch sticht. Allzu viele Schaukelsaisons sollte sich Dortmund aber dafür nicht mehr leisten.

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