BVB in der Champions League:Bloß Okay-Fußball

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Zwei Überflieger: Jude Bellingham und Erling Haaland feiern ihre Co-Produktion zum 2:0 gegen Besiktas Istanbul. (Foto: Alex Grimm/Getty)

Zum Auftakt in die Champions League agiert Borussia Dortmund lange souverän gegen Besiktas. Doch im Pfeifkonzert von Istanbul bleiben zwei Mankos: die Chancenverwertung. Und: die Abwehr.

Von Ulrich Hartmann

97 Minuten lang hatten die Fußballer von Borussia Dortmund am Mittwochabend ihr Tor sauber gehalten. Sie freuten sich schon, endlich einmal wieder zu Null zu spielen. Doch ihr Auftaktspiel zur Champions League bei Besiktas Istanbul dauerte mit drei Minuten Nachspielzeit in der ersten Hälfte sowie sieben Minuten in der zweiten insgesamt 100 Minuten. Drei Minuten vor dem Abpfiff fiel dass Gegentor doch noch. Francisco Montero traf per Kopf zum 1:2 (90+4.). Abwehrspieler Manuel Akanji stampfte wütend mit dem Fuß auf. Gewonnen haben die Dortmunder trotzdem. Das 2:1 (2:0) durch Tore von Jude Bellingham und Erling Haaland war kein Hurra-Fußball, bloß Okay-Fußball. "Der Sieg war heute das Wichtigste", sagte Bellingham und nannte das Spielen vor enthusiastischen Besiktas-Fans: "Ein Vergnügen!"

Gut 20 000 heimische Zuschauer im halbleeren Stadion hatten fanatisch eine Mannschaft angefeuert, in deren Startelf mit dem Torwart Ersin Destanoglu nur ein einziger Türke stand. Dafür saßen neun türkische Spieler auf der Bank, unter ihnen der vormalige Düsseldorfer Kenan Karaman, der später eingewechselt wurde. Beim BVB standen in Mahmoud Dahoud, Julian Brandt, Marco Reus und dem Saison-Startelf-Debütanten Mats Hummels auch nur vier deutsche Spieler in der Startelf. Die Freude, dass Hummels als Abwehrchef zurückkehrte, war aber keine Frage der Nationalität. Wegen Knieschmerzen hatte der 32-Jährige zuvor in zwei Bundesligaspielen insgesamt nur 17 Minuten mitgespielt.

In der 6. Minute fuhr Hummels sogleich ein Schreck in die Glieder. Istanbuls Mittelstürmer Michy Batshuayi ließ ihn aussteigen, scheiterte aus kürzester Distanz aber am BVB-Torwart und Champions-League-Debütanten Gregor Kobel. Der Belgier Batshuayi hat im ersten Halbjahr 2018 in 14 Pflichtspielen für den BVB neun Tore geschossen.

Dortmund zeigte miserable erste 20 Minuten. Schrille Fanpfiffe in den Ohren und einen staubtrockenen, stumpfen Rasen zu Füßen, gelang den Dortmunder kaum ein sauberer schneller Pass. Kein Wunder, dass sie ihre 1:0-Führung in der 20. Minute mit einem langen, hohen Ball (Dahoud) und einer Volley-Direktablage (Thomas Meunier) auf den 18 Jahre alten Jude Bellingham vorbereiteten, der aus spitzem Winkel flach einschoss.

Haaland erzielt sein 21. Tor im 17. Champions-League-Einsatz

In der dritten Minute der Nachspielzeit erhöhte der nun dominante BVB auf den 2:0-Pausenstand. Diesmal dribbelte sich Bellingham nach einem Einwurf von links elegant in den Besiktas-Strafraum vor und passte den Ball ins Zentrum, wo Haaland aus fünf Metern zu seinem 21. Tor im 17. Champions-League-Spiel (für Salzburg und Dortmund) einschob.

Auf Fragen nach den neun Gegentreffern in vier Bundesligaspielen hatte der Trainer Marco Rose vor dem Spiel mit säuerlichem Blick reagiert. Zwecks besserer Argumentation in Sachen Balance wäre ihm diesmal wichtig gewesen, zu Null zu spielen. Deshalb brachte er nach der Pause Axel Witsel für Julian Brandt und drückte die Raute flach - mit Dahoud und Witsel als Doppelsechs.

Double-Sieger Besiktas zeigte sich nicht gewillt, von Rose als Exempel statuiert zu werden. Doch die Räume wurden eng gegen einen BVB, der vorne Chancen verplemperte und sich hinten ungewohnt zugeknöpft gab - bis zur Nachspielzeit.

Eine Kuriosität gab es noch: In seinem zweiten Champions-League-Spiel erhielt der 16 Jahre alte Youssoufa Moukoko ab der 70. Minute die Chance, sich zum jüngsten Champions-League-Torschützen der Historie zu schießen. Stattdessen musste er sich damit begnügen, als jüngster Champions-League-Spieler Gelb zu erhalten - für eine Schwalbe.

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