Isaac Bonga bei den LA Lakers:Plötzlich in magischer Gesellschaft

Deutschland Frankfurt am Main Fraport Arena 23 02 2018 Basketball WM Qualifikationsspiel Deu; Isaac Bonga

Nationalspieler und bald auch NBA-Profi: Isaac Bonga wechselt zu den Lakers.

(Foto: imago/HMB-Media)
  • Große Ehre für den jungen deutschen Basketballer Isaac Bonga: Der 18-Jährige bekommt einen Vertrag bei den LA Lakers in der NBA.
  • Dort könnte er bald mit LeBron James und dem deutschen Nachwuchsmann Moritz Wagner zusammenspielen.

Von Jonas Beckenkamp

Isaac Bonga machte zuletzt eine illustre Bekanntschaft, er traf einen Menschen, dessen Charisma und Verdienste für den Basketball überall in der Welt bekannt sind: Earvin "Magic" Johnson. Für einen 18-Jährigen aus Deutschland ist das keine Selbstverständlichkeit, schließlich ist Magic einer aus einer anderen Welt. Er hat in Los Angeles die "Showtime" mitbegründet, jenen Spielstil der Lakers in den 80ern, als es nicht nur ums Gewinnen ging, sondern um Basketball als funkelnde Unterhaltungskunst.

Der Nachwuchsspieler Bonga und der Ex-Profi Magic plauderten im Trainingszentrum der Lakers, der Deutsche spielte ein wenig vor - und dann folgte der Moment, der das Leben des Jungen aus Frankfurt nachhaltig verändern dürfte. Bonga wird ein LA Laker, er ist jetzt nur noch wenige Schritte von seinen ersten Auftritten auf dem Glitzerparkett der NBA entfernt. Wie der Traditionsklub aus Kalifornien am Freitag mitteilte, unterschrieb Bonga einen Dreijahresvertrag als "Rookie" - so nennen die Amerikaner Einsteiger ins Karussell der größten Athleten der Welt.

Und wenn für ihn alles gut läuft, kann er dort sogar bald dieselbe Position wie der immer noch gefeierte Magic spielen: die des Playmakers, des Dirigenten und Passgebers. Dass es für Bonga nach dem Draft, der jährlichen Talenteziehung, so schnell geht, kommt etwas überraschend. Eigentlich waren viele Beobachter eher davon ausgegangen, dass der Mann vom Bundesligisten Fraport Skyliners aus Frankfurt noch ein Jahr ins Praktikum geht, um sich zu entwickeln.

2,06 Meter misst Bonga, genauso groß ist sein berühmter Vorgänger

Mit 18 ist fast kein Aufbauspieler schon so weit, in der NBA das Spiel der Muskeltypen und Veteranen zu lesen und zu lenken. Und so darf sich Bonga eher als Lehrling verstehen denn als sofortiger Showtime-Regisseur. Schließlich wird in der kommenden Saison kein Geringerer als LeBron James der neue Anführer der Lakers sein. Sein erster Vertreter wird der junge Lonzo Ball (einer der berühmten Ball-Brüder) - Bonga blieben damit immerhin ein paar Ersatzminuten im Spielaufbau. Fest steht aber: Die Lakers und ihr "President of Basketball Operations" Magic Johnson glauben an den deutschen Teenager, der in Neuwied am Rhein als Sohn kongolesischer Einwanderer geboren wurde.

Sie haben Bonga schon länger im Auge, und vielleicht liegt ihre Begeisterung auch ein wenig daran, dass der Junge aus Germany eine Gemeinsamkeit mit dem berühmten Magic hat: seine Größe. 2,06 Meter misst Bonga offiziell, genauso groß ist auch sein berühmter Vorgänger bei den Lakers. Für einen Spielmacher ist das selbst in den USA außergewöhnlich groß - in der von Körperlichkeit und Tempo dominierten NBA könnte Bonga also durchaus bestehen.

Arbeiten muss er indes noch an seinem Wurf aus der Distanz und seiner Ballkontrolle beim Dribbling. Doch die Aussichten darauf, dass die Lakers sein Talent schärfen, sind nicht schlecht. Magic Johnson schaut immer wieder persönlich in der Trainingshalle vorbei. Gut möglich, dass er auch bei Bonga noch Fähigkeiten herausarbeitet, die es für den Alltag im Spitzenbasketball braucht: Übersicht, Ruhe, das Gefühl für Rhythmus und die richtigen Entscheidungen mit dem Ball.

Bonga an der Seite von Moritz Wagner

Bereits an diesem Samstag soll Bonga in der Testphase der sogenannten Summer League in Las Vegas erstmals zum Einsatz kommen. Er wird in dieser Nacht also direkt mit einem anderen Deutschen bei den Lakers zusammenspielen: dem Center Moritz Wagner, der ebenfalls gerade in die NBA stößt. Der 21-jährige Berliner Wagner war beim diesjährigen Draft von den Lakers als 25. Pick gezogen worden und galt ebenso als einer der Lieblings-Nachwuchsspieler von Magic Johnson. In der Summer League hatte er bereits einen starken Auftritt, als er vergangene Woche mit 13 Punkten und 13 Rebounds gegen Golden State glänzte.

Bonga, der zweitjüngste des Draftjahrgangs, kam als 39. in der Talente-Lotterie zu den Philadelphia 76ers, ehe er noch am Abend der Ziehung in New York Ende Juni Teil eines Tauschgeschäfts mit den Lakers wurde. Er und Wagner stehen noch nicht endgültig im Kader der Lakers für die kommende Saison - aber ein paar ordentliche Auftritte in der Testspielphase, die den ganzen Sommer über andauert, sollten genügen, um einen Platz im Team zu bekommen. Die Anzeichen, dass es beide packen, stehen also gut.

Die Skyliners erhalten eine Entschädigung von rund 600 000 Euro

Am Ende rentiert sich der NBA-Wechsel Bongas auch für seinen Heimatklub in der Basketball-Bundesliga: Die Skyliners erhalten laut Medienberichten eine Ausbildungsentschädigung von rund 600 000 Euro. Sollten Bonga und Wagner den Sprung in den endgültigen Lakers-Kader schaffen, würde das einen Trend bestätigen: Deutsche sind aktuell en vogue im amerikanischen Profi-Basketball. Neben Dirk Nowitzki und Maximilian Kleber bei den Dallas Mavericks sowie Dennis Schröder bei den Atlanta Hawks und Daniel Theis bei den Boston Celtics wären dann weitere deutsche Spieler in der neuen NBA-Spielzeit dabei. Bei Paul Zipser haben die Chicago Bulls eine Option auf die Verlängerung des Vertrages, auch Isaiah Hartenstein dürfte einen Kontrakt bei den Houston Rockets bekommen.

Und auch die deutsche Nationalmannschaft, in der Bonga bereits debütierte, profitiert von den NBA-Karrieren junger Profis wie Wagner oder Bonga. "Für beide hoffe ich, dass ihre neuen Klubs die richtige Adresse sind, um ihren weiteren Weg optimal gehen zu können", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss kürzlich. "Die steigende Anzahl deutscher Spieler in der NBA ist auch ein Indiz für die in den vergangenen Jahren deutlich verbesserte Nachwuchsarbeit im deutschen Basketball auf allen Ebenen."

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