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Bode Miller:Nur eine Million Fragezeichen

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Publikumsliebling Bode Miller träumt von einem Comeback in den Ski-Weltcup. Er sei bereit für eine Rückkehr. Doch es gibt Zweifel. Nicht zuletzt, weil Miller selbst zweifelt.

Bode Miller kam gut zwei Stunden zu spät, was bei einer Reise von Kalifornien nach Kitzbühel schon mal passieren kann. Höflich entschuldigte sich der Amerikaner, lachte, wirkte aufgekratzt und keineswegs wie die maulfaule, mürrische Kratzbürste, die er im Verlauf seiner bewegten Karriere als Ski-Rennläufer gewesen war. Miller setzte sich, blickte vergnügt in die Runde der anwesenden Journalisten, versprach klare Antworten und hinterließ dann doch wieder viele Fragezeichen.

"Ja. Absolut", entgegnete Miller auf die Frage, ob er denn wieder Rennen fahren werde. "Ja, das ist das Ziel", beteuerte er, als er bestätigen sollte, zu planen, wieder im Weltcup mitzufahren. Allerdings, schränkte Miller ein, müsse sich dieses Ziel "mit einer Million anderen Zielen vereinbaren lassen". Also, was nun?

Entscheidet am Ende Millers Frau?

Miller, 39, Olympiasieger 2010, vierfacher Weltmeister, Publikumsliebling, seit zwei Jahren ohne Wettkampfpraxis, redete viel über die Skier, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Er hat in die kleine Firma aus dem Bundesstaat New York investiert, die diese Ski baut. Seine Ski, wie er mehrfach betont, die besten Ski, die er jemals gefahren hat. Miller kritisiert die etablierte Skiindustrie, die ja nichts Neues entwickle, nur noch Massenware produziere, keine Qualität. "In den letzten acht Jahren meiner Karriere hatte ich keinen Ski, von dem ich sagen konnte, das ist der beste Ski auf dem Planeten", sagte Miller. Seine Ski, wie sollte es auch anders sein: ein Premiumprodukt.

"Es ist aufregend, zumindest in Erwägung zu ziehen, mit Skiern meiner eigenen Firma zu fahren", sagte Miller. Und: "Es gibt viele Fragezeichen. Kann ich noch Weltcup-Rennen gewinnen? Ich bin bereit rauszugehen und das rauszufinden." Ob es tatsächlich so weit komme, könne er aber nicht sagen. Diese eine Million Dinge eben. "Meine Frau ist der Boss." Miller wurde im November vergangenen Jahres zum vierten Mal Vater. Sollte er tatsächlich wieder starten, dann nur in Abfahrt und Super-G - und "nur, wenn ich Rennen gewinnen kann".

Miller müsste mit hohen Startnummern fahren

Am Samstag wollte sich Miller mit Sasha Rearick treffen, dem Cheftrainer des US-Skiteams, um ein paar der eine Million Dinge zu klären. "Ich hoffe, dass er zurückkommt, und ich hoffe, dass wir dann eine komplette Vorbereitung hinbekommen. Das wird der Schlüssel sein", hatte Rearick im Dezember gesagt.

Miller fuhr kein Rennen mehr, seit er sich beim WM-Super-G am 5. Februar 2015 bei einem Sturz eine Sehne in der rechten Wade durchtrennt hatte. Ob das noch einmal etwas wird? Im November trainierte in Colorado mit der US-Mannschaft. Er war langsam und es kamen Zweifel auf: an seiner körperlichen Verfassung und an der Renntauglichkeit seiner Skier. Im Weltcup müsste er zudem erst einmal mit astronomisch hohen Startnummern fahren - und um sich für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang zu qualifizieren, müsste er besser sein als vier mannschaftsinterne Konkurrenten. Ist das möglich? "Warum nicht?", entgegnete Rearick. "Es ist Bode Miller."

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SZ vom 22.01.2017 / SID
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