VfL Bochum:Relegation ohne Riemann

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Bochums Torhüter Manuel Riemann ist in der Relegation nicht dabei - der VfL schreibt von "unüberbrückbaren unterschiedlichen Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen". (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Vor den Spielen gegen Fortuna Düsseldorf streicht der VfL Bochum seinen Stammtorhüter aus dem Kader. Überhaupt hat der Klub Schwierigkeiten, vor den beiden Spielen Zuversicht zu finden.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Vergangene Woche hat auf der Bühne des ausverkauften Bochumer Schauspielhauses ein Bayer in Tracht für Empörung gesorgt. Christoph 'Stofferl' Well, einer von drei musizierenden Well-Brüdern in der Entourage des Kabarettisten Gerhard Polt, sang mit diabolischem Grinsen, dass dem abstiegsbedrohten VfL Bochum womöglich bald Lokalderbys gegen die SG Wattenscheid in der fünften Liga drohen. Da raunte protestierend sogar das bestens gelaunte Kulturpublikum.

Fünf Tage später raunte am Samstag auch das Bochumer Fußballpublikum - jedoch mitnichten gut gelaunt. Eine 1:4-Klatsche im Gastspiel bei Werder Bremen bedeutete für die Bochumer, dass sie am finalen Spieltag und wegen des späten Tores von Union Berlin gegen Freiburg buchstäblich sogar in letzter Minute noch auf den 16. Tabellenplatz abrutschten und nun zwei Relegationsspiele um den Klassenverbleib gegen den Zweitligadritten Fortuna Düsseldorf bestreiten müssen: am Donnerstag in Bochum und nächsten Montag in Düsseldorf. Drei Jahre nach der Rückkehr in die Bundesliga droht dem VfL der siebte Abstieg aus der Bundesliga. Mehr haben nur Bielefeld (acht) und Nürnberg (neun).

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Erst gerettet, dann nicht - und schließlich doch die Erleichterung: Die Berliner schaffen durch ein Nachschusstor in der Nachspielzeit den Klassenverbleib. Es ist das emotionale Ende einer Saison, die in der Champions League begann und fast in der Relegation endete.

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Nach der desaströsen Partie in Bremen, bei der den Bochumern schon ein wie auch immer erkämpftes Remis zur Rettung genügt hätte, zeugten die Worte der Beteiligten nicht gerade von Zuversicht. Von einer "grausamen Leistung" sprach bei Sky der Sportdirektor Marc Lettau. Kapitän Anthony Losilla klagte: "Wir haben versagt!" Und Spielmacher Kevin Stöger schimpfte: "Ich bin sauer, denn wir gehen mit der besten Ausgangslage in den Spieltag und liefern dann eine derart schlechte Leistung ab - das ist inakzeptabel, da muss sich jeder Spieler hinterfragen."

Man konnte das Gefühl bekommen, den chronisch leidgeprüften VfL Bochum hat es teils aus lähmender Vorahnung, teils aus Tradition unweigerlich in den Sog der Relegation hinabgezogen. Bereits kurz nach dem Abpfiff in Bremen sagte Trainer Heiko Butscher: "Wir haben uns mit Fortuna Düsseldorf natürlich schon beschäftigt." Überdies begann eine halbe Stunde nach dem Spiel im Internet ebenso bereits der Vorverkauf für das Relegationshinspiel wie auch die Bewerbungsphase für die Mitglieder des VfL-Kinderklubs, als Einlaufkind in der Relegation zu fungieren: "Der Bobbi-Klub verlost die Plätze an 25 Bobbi-Klub-Mitglieder zwischen sieben und zehn Jahren." Der Bobbi-Klub ist für die Relegation also gewappnet - sind es die Fußballer auch?

Weder Liga noch Trainer sind klar - keine guten Voraussetzungen für die Kaderplanung

Was sich beim VfL durch den Trainerwechsel Anfang April, als A-Jugend-Coach Butscher für Thomas Letsch übernahm, überhaupt nicht geändert hat, ist die Unberechenbarkeit dieser Mannschaft. Siegen gegen Hoffenheim (3:2) und bei Union Berlin (4:3) folgten an den letzten Spieltagen Klatschen gegen Leverkusen (0:5) und in Bremen (1:4). 23 seiner 33 Punkte hat der VfL im heimischen Ruhrstadion geholt, was die Hoffnungen für das Hinspiel am Donnerstag erhöht. Nur zehn Punkte haben die Bochumer auswärts gesammelt, was die Befürchtungen für das Rückspiel in Düsseldorf prägt. Fortunas bis dato letzte Pflichtspielniederlage war ein 0:4 im Pokalhalbfinale Anfang April in Leverkusen gegen jene Mannschaft, gegen die die Bochumer daheim 0:5 verloren.

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Am Ruhrstadion war man über Pfingsten um Ruhe bemüht, trainierte normal. Wie sehr es hinter den Kulissen rumort, war an der Entscheidung vom Montag abzulesen, dass der Verein den Torwart Manuel Riemann für die beiden Relegationsspiele aus dem Kader nimmt. Der VfL schrieb in einer Mitteilung von "unüberbrückbaren unterschiedlichen Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen". Man werde das nach dem Saisonende aufarbeiten. Schon länger, auch unter Letsch, war Riemann auf dem Feld immer mal wieder mit destruktiven Gesten aufgefallen und hat gelegentlich gar versucht, sich aktiv in die Auswechselpläne einzumischen.

Kontraproduktiv erscheint derweil auch die unstete Lage, in die sich der Klub durch die Trainerentlassung Anfang April gebracht hat: Kein Spieler weiß, in welcher Liga und dann unter welchem Trainer kommende Saison gespielt wird. Für Patrick Osterhage (zum SC Freiburg) sind es die letzten beiden Spiele im VfL-Trikot, womöglich auch für Keven Schlotterbeck, Ivan Ordets, Kevin Stöger, Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei (alle Vertragsende). Auch das dürfte im fußballerischen Überlebenskampf wenig hilfreich sein.

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