Süddeutsche Zeitung

Bochum gewinnt im Elfmeterschießen:Joker Riemann entscheidet

Augsburg unterliegt dem VfL Bochum erst im Elfmeterschießen - weil der eingewechselte Torhüter den letzte Versuch macht. Beim FCA spricht Vorstandschef Klaus Hofmann Trainer und Manager das Vertrauen aus.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Fünf magische Minuten haben dem FC Augsburg zunächst genügt, um sich nach einem 0:2-Rückstand in die Verlängerung des Pokalspiels beim VfL Bochum zu retten. Doch entscheiden musste das Elfmeterschießen, und da war die Magie den Augsburgern dann nicht mehr hold. Nach je vier verwandelten Elfmetern jagte Arne Maier als fünfter Schütze den Ball über das Tor und sah anschließend den kurz zuvor extra fürs Elfmeterschießen eingewechselten VfL-Torwart Manuel Riemann einschießen zum Bochumer 7:6 (2:2, 2:2, 1:1)-Sieg.

Augsburg hat damit, wenn auch unglücklich, das vierte von zuletzt fünf sieglosen Pflichtspielen verloren und ist ausgeschieden. Dem Trainer Markus Weinzierl und dem Sportchef Stefan Reuter hat das sichtlich weh getan, um ihre Jobs fürchten müssen sie aber nicht. Für Vertrauen hatte der Präsident Klaus Hofmann vor dem Spiel gesorgt, indem er der Augsburger Allgemeinen mitteilte: "Eine Personaldiskussion gibt es nicht, weder auf der Position des Geschäftsführers Sport noch auf der des Trainers."

Die Aufstellungen hatten zu Spielbeginn zwei Beispiele dafür geliefert, dass es im Fußball oft anders kommt als gedacht. Bochums Trainer Thomas Reis brachte nach dem 2:0-Sieg seiner Mannschaft am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt nicht etwa das unveränderte Winning Team, sondern sechs neue Spieler. Weinzierl hingegen veränderte seine Startelf nach der 1:4-Niederlage in Mainz nicht wie erwartet radikal, sondern nahm lediglich zwei Spieler heraus. Für Carlos Gruezo kam im Mittelfeld Tobias Strobl, den Mittelstürmer Sergio Cordova ersetzte Andi Zeqiri.

Es war dann auch tatsächlich gleich zu erkennen, dass diese Augsburger etwas gutmachen wollten. Sie spielten frank und frei nach vorne. Allerdings: Die erste Bochumer Ecke in der 12. Minute brachte sofort Ungemach, und es dürfte dem Bochumer Trainer eine Freude gewesen sein, dass drei seiner sechs neuen Startelfspieler an dieser 1:0-Führung beteiligt waren. Konstantinos Stafylidis spielte rechts aus der Ecke heraus einen flachen Doppelpass mit Gerrit Holtmann und flankte dann weit hinüber zum zweiten Pfosten, wo Milos Pantovic den Ball völlig frei ins Tor hineinstocherte.

Wettschießen aufs Tribünendach

Die Augsburger blieben zwar gut strukturiert, vergaben durch Zeqiri und Strobl zwei hoffnungsvolle Abschlüsse allerdings derart hoch und weit, dass man hätte denken können, es gebe im Team eine Wette, wer den Ball zuerst aufs Tribünendach drischt. Falls das wirklich so war: Niemand hat die Wette gewonnen.

In der zweiten Halbzeit machten es die Augsburger viel besser, allerdings erst, nachdem die Bochumer in der 53. Minute auf 2:0 erhöht hatten. An diesem zweiten Treffer von Pantovic waren zwei weitere neu ins Team gekommene Spieler beteiligt: der Torwart Michael Esser per langem Abschlag und Christopher Antwi-Adjei als Vorlagengeber.

Am Tiefpunkt bei 0:2 angelangt, zogen sich die Augsburger binnen fünf Minuten zunächst am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Reece Oxford traf zwei Minuten später per Kopfball zum 1:2 (55.) nach einem Freistoß von Maier - und Ruben Vargas weitere drei Minuten später per Abstauber zum 2:2 (58.) nach einem Torschuss des womöglich im Abseits stehenden Zeqiri; in der zweiten Pokalrunde gibt es noch keinen Videoassistenten. Das eröffneten ihnen eine neue Perspektive: Licht am Ende des Tunnels.

Weil das Spiel ein flotter Schlagabtausch blieb, war die Verlängerung ein willkommener Bonus für die 15 220 Zuschauer - auch wenn aus dem Spiel heraus kein Tor mehr fiel und dieser vorbildlich prickelnde Pokalabend im ultimativen Ausschuss-Verfahren entschieden werden musste.

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