Bochum im DFB-Pokal gegen BVB:Alle Bälle Richtung Leuchtturm

Bochum im DFB-Pokal gegen BVB: In der Luft eine Wucht: Bochums Philipp Hofmann (links) gewinnt im Schnitt sieben Kopfballduelle pro Partie.

In der Luft eine Wucht: Bochums Philipp Hofmann (links) gewinnt im Schnitt sieben Kopfballduelle pro Partie.

(Foto: Martin Meissner/AP)

Der Bochumer Mittelstürmer Philipp Hofmann ist der vielleicht kopfballstärkste Spieler der Liga - und möchte im DFB-Pokal jetzt auch Borussia Dortmund erschrecken.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Der Luftraum über dem Bochumer Stadtteil Grumme wird am Mittwochabend hell erleuchtet sein, und die Überwachung dieses Luftraums obliegt dem Sportkameraden Philipp Hofmann. Beim VfL Bochum hegen sie keinerlei Sicherheitsbedenken wegen chinesischer Spionageballons oder privater Drohnen, sondern ausschließlich wegen der Anreise des gefährlichen Ruhrpott-Nachbarn Borussia Dortmund.

Hofmann ist Bochums Mittelstürmer und dank 1,95 Metern Körperlänge sowie einer ausgeprägten Sprungkraft der derzeit vielleicht kopfballstärkste Spieler der Bundesliga. Er gewinnt mit Abstand die meisten Kopfballduelle (im Schnitt sieben pro Ligaspiel), hat für Bochum bereits drei Kopfballtore erzielt und ist nur zu bereit, seine aeronautischen Fähigkeiten auch im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den BVB einzusetzen (20.45 Uhr, ZDF). Diese Einsfünfundneunzig sind freilich nur ein statistischer Wert. Dem Empfinden seines Trainers Thomas Letsch nach ist Hofmann "gefühlt zweizwanzig" und diese Körpergröße kann getrost offiziell verwendet werden, denn Letsch trainiert täglich mit Hofmann und würde nie etwas Falsches behaupten.

Alles sei Kopfsache, sagt Hofmann herrlich doppeldeutig

Der Schwabe Letsch, 54, und der Sauerländer Hofmann, 29, sind aktuell die Helden der Castroper Straße, weil sie drauf und dran sind, den mit nur einem Pünktchen aus sieben Spielen in die Saison gestarteten VfL zum Klassenerhalt zu führen. Unter dem Taktiker Letsch, seit Mitte September Nachfolger von Thomas Reis, haben die Bochumer bislang alle fünf Heimspiele gewonnen sowie ein Auswärtsspiel beim FC Augsburg. Nicht unerwähnt bleiben dürfen in der Zwischenbilanz allerdings sechs Auswärtsniederlagen mit schwindelerregend vielen Gegentreffern.

"Alles Kopfsache!", urteilt über das Heim-Auswärts-Dilemma staubtrocken der Stürmer Hofmann. Eine herrliche Doppeldeutigkeit! In Hofmann vereinen sich kopfballerische und mentale Stärke. Aber auch am Boden ist der tätowierte Hüne ergreifend selbstlos und gewinnt in der Bundesliga die drittmeisten Zweikämpfe. Da diese Zweikampf-Statistik allerdings vom Dortmunder Jude Bellingham angeführt wird, könnten sich für das nächtliche Pokalderby im gleißenden Flutlicht womöglich auch Kampfsport-Fans erwärmen.

Ob Dortmunds fußballerische Feingeister die Festung Ruhrstadion erobern können, dürfte nicht zuletzt von Hofmann abhängen. In seinen ersten sieben Ligaspielen für den VfL hat er bloß einen einzigen Treffer erzielt, aber seit Letsch Trainer ist und Hofmanns Mitspielern predigt, den Leuchtturm im Strafraum immer schön mit Flanken zu befeuern, ist dieser in den jüngsten elf Spielen mit sechs Toren auffällig geworden.

Zuvor war Hofmann ausschließlich in der zweiten Liga unterwegs

Hofmanns schnelle Eingewöhnung in den Bochumer Erstliga-Fußball ist umso bemerkenswerter, da er in seiner Karriere zuvor nie höchstklassig, sondern 209 Mal zweitklassig aufgetreten war - in Paderborn, Ingolstadt, Kaiserslautern, Fürth, Braunschweig und Karlsruhe. Mit seiner ruhrpotttauglichen Körperlichkeit aber hat er sich bei den Fans ruckzuck beliebt gemacht und zeigt sich gegenüber langjährig verdienten VfL-Kollegen erfrischend frech: "Bringt die Bälle in die Box!", befehle er seinen Mitspielern immer wieder, berichtet Hofmann zuletzt schelmisch. Mit dieser Aufforderung werden ihm überdies Siegchancen beim Ruhrgebiets-Stabreim-Award eingeräumt.

Mit Borussia Dortmund an diesem Mittwoch und dem Bundesliga-Gastspiel beim FC Bayern am Samstag stehen Bochum und Hofmann nun gleich zwei hoch emotionale Fußballspiele bevor. Der BVB zählt für einen wie ihn, der jahrelang bei Schalke 04 ausgebildet worden war, zu den Lieblingsrivalen, und dem FC Bayern hat Hofmann sogar mal einen Titel geklaut. 2012 erzielte er im A-Jugend-Finale um die deutsche Meisterschaft das Schalker 2:1-Siegtor gegen die Münchner. Jetzt arbeitet Hofmann in Bochum weiter am Status "Held des Ruhrgebiets".

Zur SZ-Startseite
05.11.2022, Fussball 1. Bundesliga 2022/2023, 13. Spieltag, Hertha BSC Berlin - FC Bayern München, im Olympiastadion Ber; Manuel Neuer

SZ PlusExklusivManuel Neuer
:"Ich hatte das Gefühl: Mir wird mein Herz rausgerissen"

Erst das frühe WM-Aus in Katar, dann der Skiunfall am Tegernsee: FC-Bayern-Kapitän Manuel Neuer hat schwierige Wochen hinter sich. Aber es gibt Dinge, die ihn "wirklich umgehauen haben". Ein Gespräch über körperliche und andere Verletzungen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: