Milos Pantovic im DFB-Pokal:Der Kunstschütze lupft wieder

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Milos Pantovic erzielt das Tor zum 2:1, natürlich per Bogenlampe. (Foto: Maik Hölter/Imago/Team 2)

Der VfL Bochum zieht ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein - großen Anteil daran hat Doppeltorschütze Milos Pantovic, dem erneut ein spezieller Treffer gelingt.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Die Vorstellung, dass der VfL Bochum am 21. Mai im Endspiel um den DFB-Pokal stehen könnte, haut Milos Pantovic nicht gerade aus den Stutzen. "Ich glaube, da hat's im Fußball schon Krasseres gegeben", sagte der 25 Jahre alte Serbe am Dienstagabend, während die handverlesenen 750 Fans auf der Tribüne abwechselnd "Wir fahren nach Berlin" und "Ohne Dortmund fahr'n wir nach Berlin" sangen. Der VfL Bochum hat durch einen 3:1-Sieg gegen den FSV Mainz 05 erstmals seit 2016 den Einzug ins Viertelfinale geschafft, während zur gleichen Zeit der benachbarte Rivale BVB beim FC St. Pauli ausschied. Das war ganz nach dem Geschmack der Bochumer. Und zu verdanken haben sie das auch Milos Pantovic.

Bereits in der vorangegangenen Pokalrunde hatte der offensive Mittelfeldspieler mit expliziten Stürmerqualitäten zwei Treffer zum schließlich im Elfmeterschießen erwirkten Sieg gegen den FC Augsburg beigetragen. Im Achtelfinale drehte er nun mit zwei Toren binnen drei Minuten eine Mainzer Führung in jenen Bochumer 2:1-Vorsprung, den Eduard Löwen zum Endstand vervollständigte. Doch Pantovic ist nicht nur Bochums Pokalheld. Er ist jetzt auch der treffsicherste und eleganteste Kunstschütze im deutschen Fußball.

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Gegen Hoffenheim hatte er Anfang November in der Bundesliga aus 66 Metern getroffen, gegen Freiburg Ende November aus 45 Metern - und jetzt gegen Mainz überlupfte er den aus seinem Tor eilenden Torwart Robin Zentner vom Strafraumrand aus zur wegweisenden 2:1-Führung. "Ich hab's ganz gern, wenn der Torwart aus seinem Tor kommt", witzelte Pantovic nach dem Spiel. Manches Tor erzielt er so artifiziell und stilvoll, dass er demnächst mit Gastauftritten im örtlichen Kunstmuseum rechnen muss. "Im Endeffekt ist es egal, wer die Tore macht", behauptete Pantovic nach dem Triumph, aber genau das ist es in diesem Fall ja eben nicht. Pantovic' Treffer sind speziell.

Eine einzige Minute spielte Pantovic für die Profi-Elf des FC Bayern

Das liegt womöglich auch an seiner Ausbildung. 2007 kam der gebürtige Münchner mit elf Jahren zum FC Bayern, er durchlief dort die Jugendteams und spielte anschließend in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Nur ein einziges Mal und nur für eine einzige Minute durfte Pantovic bei den Profis der Bayern mitspielen: Am 17. Oktober 2015 wechselte ihn der damalige Trainer Pep Guardiola beim 1:0-Sieg in Bremen in der zweiten Minute der Nachspielzeit für Arturo Vidal ein. Dadurch sicherte sich Pantovic einen Anteil am Münchner Meistertitel 2016.

Er ist somit der einzige deutsche Meister im aktuellen Bochumer Kader. Beim VfL haben sie immerhin zwei belgische Meister (Erhan Masovic und Saulo Decarli mit dem FC Brügge), einen griechischen Meister (Vasilios Lampropoulos mit AEK Athen), einen schottischen und dänischen (Cristian Gamboa mit Celtic Glasgow und FC Kopenhagen), einen japanischen (Takuma Asano mit Sanfrecce Hiroshima) und einen niederländischen (Zugang Jürgen Locadia mit PSV Eindhoven). Als deutschen Meister haben sie nur: Pantovic.

Mit seinen Kunstschüssen sorgt der Serbe in dieser Saison immer wieder für Aufmerksamkeit, und das könnte sich auf die Verhandlungen auswirken, die der VfL mit ihm zu führen hat, denn Pantovic' Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus und ist noch nicht verlängert. Ob er bleibt, hängt auch von den Namen der interessierten Klubs ab. Das Problem für den VfL: Pantovic wäre ablösefrei.

Bochums Pokaltraum gedeiht derweil in einer außergewöhnlichen Konstellation. Sämtliche Pokalsieger der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte sind bereits ausgeschieden, und erstmals seit 16 Jahren stehen weder Bayern München noch Borussia Dortmund im Viertelfinale. Es gibt also eine Chance für Bochum. Gewonnen hat der Klub den Pokal nie, 1988 (0:2 gegen Eintracht Frankfurt) und 1968 (1:4 gegen den 1. FC Köln) stand der VfL immerhin zwei Mal im Endspiel. Insofern wäre ein Gastspiel am 21. Mai in Berlin mindestens so krass wie die Tore von Milos Pantovic.

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