Es wird jetzt eng für den VfL Bochum. Ganz eng für einen Klub, der von sich selbst freilich glaubt, dass er stets noch mal Reserven mobilisieren kann, wenn es supereng ist (siehe Relegation gegen Düsseldorf 2024). Nach dem 1:1 (0:1)-Unentschieden am Sonntag gegen Union Berlin ist es nun allerdings so: Sollte der VfL am kommenden Freitag beim 1. FC Heidenheim verlieren, dann wäre er abgestiegen. Eine fünfte Bundesliga-Saison nacheinander bekäme Bochum dann nicht. Und auch seinen Trainer Dieter Hecking würde er dann verlieren, denn Hecking hat einen Anschlussvertrag ausschließlich für den Fall des Klassenerhalts unterschrieben.
Das Unentschieden gegen Berlin mit der Wirkung einer Niederlage nahm seinen Anfang, als Union-Stürmer Benedict Hollerbach in der 17. Minute einen 20-Meter-Schuss auch deshalb im Bochumer Tor unterbrachte, weil der VfL-Spieler Maximilian Wittek abfälschte.
Nach der Pause spielte Bochum Alles oder Nichts: mit Philipp Hofmann, Moritz Broschinski, Myron Boadu und Georgios Masouras standen vier Stürmer auf dem Feld. Nach knapp einer Stunde traf Tom Krauß nur den Pfosten. Danach musste das Spiel für acht Minuten unterbrochen werden. Der Berliner Diogo Leite hatte einen Schuss des Bochumers Matus Bero an den Kehlkopf bekommen, musste lange behandelt und schließlich auf einer Trage vom Feld gebracht werden. Die Berliner waren danach von der Rolle.
Nach dem Ausgleich zum 1:1 keimte Hoffnung
In der 67. Minute gab es nach Video-Entscheidung Elfmeter für Bochum, weil Leopold Querfeld den eingewechselten Danny de Wit auf der Strafraumlinie am Trikot gezogen hatte. Bero scheiterte mit dem Strafstoß am Torwart Frederik Rönnow, verwandelte aber den Nachschuss zum 1:1. Hoffnung keimte.
Doch das Spiel wurde immer chaotischer. Bochums Abwehrspieler Bernardo hätte in der 80. Minute mit einem verunglückten Rückpass zum Torwart Timo Horn beinahe ein Eigentor geschossen. Horn rettete rennend auf der Linie. Auf der anderen Seite hätte de Wit in der siebten Minute der Nachspielzeit um ein Haar den Bochumer Siegtreffer geschossen, doch Rönnow fischte den Ball artistisch aus der Ecke.
„Die Mannschaft hat alles reingeworfen“, sagte bei Dazn der Trainer Hecking. „Hätten wir kein halbes Eigentor geschossen, dann hätten wir gewonnen.“ Man fahre jetzt nach Heidenheim, um zu siegen. „Natürlich können wir in Heidenheim gewinnen“, sagte Hecking trotzig, „wir arbeiten weiter dran.“
Die Vorgeschichte des Spiels, der Feuerzeug-Wurf aus dem Hinspiel, hatte am Sonntag keine Auswirkungen. Als die ersten Unioner weit vor dem Spiel den Rasen betraten, gab es Pfiffe aus dem Bochumer Block. Die Union-Fans präsentierten eine 20 Meter lange Zaunfahne, auf der neben einem gemalten Feuerzeug stand: „Feuer und Flamme für Union“.
Am schlimmsten war für die Bochumer, dass sie einen Tag zuvor wegen eines Kieler Siegs gegen Gladbach auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht waren. Seit sie Anfang März beim FC Bayern gewonnen hatten, haben sie aus sechs Spielen nur einen Punkt geholt – den gegen Union. Am kommenden Freitag kommt es in Heidenheim zum Showdown. „Es ist noch lange nicht zu Ende“, sagt der Torwart Horn.