Süddeutsche Zeitung

Bob:Herrscher im Eiskanal

Francesco Friedrich hat den Thron im Bobsport erobert und ist Rekordweltmeister. Er gewann am Sonntag bei den Weltmeisterschaften auf seiner Hausbahn in Altenberg das Rennen im Viererbob.

Francesco Friedrich hat den Thron im Bobsport erobert. Er gewann am Sonntag bei den Weltmeisterschaften auf seiner Hausbahn in Altenberg das Rennen im Viererbob, führte einen deutschen Dreifacherfolg an und darf sich nun Rekordweltmeister nennen - gleichauf mit dem Italiener Eugenio Monti, der seine neun WM-Erfolge vor einem halben Jahrhundert gefeiert hatte, zwischen 1957 und 1966. "Wir haben das gerade so über die Klinge gebracht", sagte Friedrich: "Es war sehr schwierig bei den Bedingungen.

Am Ende stand die Eins - das zählt." Der Entscheidung war eines der engsten Rennen der vergangenen Jahre vorausgegangen. Nur fünf Hundertstelsekunden lag Friedrich nach vier Läufen vor Johannes Lochner, weitere 18 Hundertstelsekunden dahinter kam Nico Walther auf Rang drei. Der Bronze-Gewinner erklärte unmittelbar nach dem Rennen seinen Rücktritt: Er sei nicht mehr bereit, sich nach diversen Stürzen ständig ans Limit zu wagen.

Noch enger war es nur 2017 zugegangen, als Friedrich und Lochner am Königssee zeitgleich Weltmeister wurden. Damals sorgte Walther als Dritter für den ersten Dreifacherfolg in den mehr als 90 Jahren der WM-Geschichte. In Altenberg wiederholte das Trio nun dieses Kunststück. Doch das wurde am Sonntag überstrahlt vom historischen Sieg des Sachsen, mit dem gleich mehrere Bestmarken fielen. Mit neun Titeln im Vierer- und Zweierbob liegt Friedrich nun gleichauf mit Monti. Zudem sicherte er sich wie einst der Oberhofer André Lange dreimal nacheinander die Goldmedaille im Viererbob. Den dritten Doppeltriumph aus Zweier- plus Vierer-Titel schaffte Friedrich als Erster überhaupt.

Das alles ist bemerkenswert, aber wohl nicht das Ende der Geschichte. Friedrich ist 29 Jahre, für einen Bobpiloten ist das noch kein Alter. Der Rekord, der ihm noch fehlt, sind die vier Olympiasiege von André Lange. Gut möglich, dass Friedrich noch die Winterspiele in Peking 2022 und in Mailand 2026 bleiben, um das zu erreichen.

In Altenberg sprach allerdings lange Zeit einiges dafür, dass die Serie endet. Zur Wettkampf-Halbzeit lagen die ersten fünf Piloten innerhalb von neun Hundertstelsekunden. Kurz vor dem Finale setzte über dem Erzgebirge Regen ein, der wenig später in Schnee überging. Friedrich kam dennoch fehlerfrei durch die schwere Rinne - und war so nicht zu schlagen.

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Quelle:
SZ vom 02.03.2020 / sid
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