In einer auffälligen Dopingprobe von Bob-Anschieber Simon Wulff ist ein bei Wettkämpfen verbotenes Stimulanzmittel festgestellt worden. Dies hat die internationale Testagentur ITA mitgeteilt. Nachdem der Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD) Wulff vorsorglich freigestellt hat, ist offen, ob dem Anschieber von Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich nun weiterreichende Konsequenzen drohen.
Bei Wulff sei die Substanz Methylhexanamin in einer Probe gefunden worden, teilte die ITA mit, die in diesem Fall das Ergebnis-Management übernommen hat. Die Substanz ist in sogenannten Schlankmachern und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten und zählt mittlerweile zu den am häufigsten gefundenen Stimulanzien in Dopingproben. Gemäß dem Welt-Anti-Doping-Code und den Anti-Doping-Regeln des Bobweltverbandes IBSF wurde keine vorläufige Sperre gegen den Athleten verhängt, der während des laufenden Verfahrens weiter an Wettkämpfen teilnehmen darf. Mit der Freistellung von Wulff will der BSD mögliche Sanktionen gegen das Team im Nachhinein ausschließen. Friedrich wird deshalb den Zweierbob-Weltcup in St. Moritz an diesem Wochenende mit Alexander Schüller bestreiten.
Der deutsche Verband weiß seit eigener Angabe erst seit Mittwoch von der auffälligen Probe. „Der auffällige Test stammt vom 7. Dezember in Altenberg“, sagte der Vorstandsvorsitzende und Generalsekretär des Bob- und Schlittensportverbandes für Deutschland (BSD), Thomas Schwab, auf Anfrage. Nach Aussage von Schwab wird der 24 Jahre alte frühere Leichtathlet die Öffnung der B-Probe beantragen, zudem bekommt er anwaltlichen Beistand. „Wir unterstützen den Sportler und das Team mit allen Mitteln, solange es kein Urteil gibt. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung“, sagte Schwab.
Die bei Wulff nachgewiesene Substanz ist im Training erlaubt, im Wettkampf aber verboten. Stimulanzien wie Methylhexanamin tragen zur kurzfristigen Steigerung der körperlichen oder psychischen Leistungsfähigkeit bei, sie können in Nahrungsergänzungsmitteln und auch in Teesorten vorkommen.Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) warnt seit 2010 auf ihrer Webseite vor der Substanz. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi war die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle positiv auf das Mittel getestet und für zwei Jahre gesperrt worden, der Internationale Sportgerichtshof Cas verkürzte die Sperre später auf sechs Monate. Sachenbacher-Stehle hatte den positiven Test mit der Einnahme eines verunreinigten Teepulvers erklärt.
Wulff, der die 100 Meter im vorigen August in Dresden in 10,06 Sekunden und damit der viertschnellsten Zeit eines Deutschen überhaupt gelaufen war, hatte sich erst vor der laufenden Saison dem Team des viermaligen Olympiasiegers Friedrich angeschlossen. Der Dresdner hatte sich die Olympiateilnahme 2026 zum Ziel gesetzt. In dieser Saison gewann Wulff mit Friedrich bereits Weltcups im Zweierbob in Altenberg und in Sigulda (Lettland) sowie belegte im Viererbob in Winterberg am vergangenen Wochenende Platz zwei. Was bei einer Verurteilung mit den Ergebnissen von Friedrich passierten würde, ist noch unklar.