Süddeutsche Zeitung

Nationalmannschaft:Kein Platz für Boateng

  • Bundestrainer Joachim Löw verzichtet für das möglicherweise entscheidende Länderspiel gegen die Niederlande auf Jérôme Boateng.
  • Boateng spricht von einem "guten Gespräch" mit dem Bundestrainer. Er wolle in München an seiner Fitness arbeiten.
  • Löw sagt aber auch, er habe Boateng mitgeteilt, dass er auf seiner Position "Alternativen habe, gerade mit jüngeren Spielern."

Von Sebastian Fischer

Es ist drei Wochen her, dass der FC Bayern zu einer Pressekonferenz lud, um seine Kritiker zu beschimpfen, doch das Spektakel wirkt weiter nach. Einerseits, weil Uli Hoeneß nun bei einer Veranstaltung in Dresden über seinen möglichen Rückzug als Präsident in ein paar Jahren sprach - und dabei auch zugab, der Auftritt der Bayern-Bosse habe "einen etwas pathetischen Anstrich" gehabt, weil Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das Grundgesetz zitierte. Zum anderen rief am Freitag eine Entscheidung des Bundestrainers Joachim Löw einen Punkt ins Gedächtnis, über den sich Hoeneß und Rummenigge besonders aufgeregt hatten: dass die Leistung der Verteidiger Mats Hummels und Jérôme Boateng als "Altherrenfußball" bezeichnet worden war.

Boateng, 30, steht nicht im Aufgebot der Nationalelf für die letzten Länderspiele des Jahres gegen Russland und die Niederlande: "Ich habe ihm gesagt, dass wir auch auf seiner Position viele Alternativen haben, gerade mit jüngeren Spielern", sagte Löw. Er wolle nun in München "weiter an meiner Fitness arbeiten", schrieb Boateng in den sozialen Netzwerken, so sei er mit Löw "nach einem sehr guten und vertrauensvollen Gespräch" verblieben. Doch sofort wurde spekuliert, Boateng könne wie Sami Khedira, 31, dem Generationswechsel zum Opfer fallen und nur noch Nationalspieler auf Abruf sein.

Boateng spielte für Deutschland zuletzt beim 0:3 in Amsterdam, das folgende 1:2 in Frankreich verpasste er angeschlagen. Für die Bayern hat er in dieser Saison zehn von 17 Pflichtspielen bestritten. Wer ihn beim 2:0 gegen Athen am Mittwoch beobachtete, der sah einen Spieler, der mit seinem Körper zu kämpfen schien, der nach Zweikämpfen nicht selten humpelte, der zwar noch immer präzise Diagonalpässe spielte und Kopfballduelle gewann, der aber nicht mehr agil wie früher wirkte.

"Das ist ein Novum, aber das heißt nicht, dass er in Zukunft nicht wieder dabei sein wird", sagte Trainer Niko Kovac in der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Borussia Dortmund. Der Bayern-Coach wird dort womöglich auf den angeschlagenen Arjen Robben verzichten müssen; Boateng könnte er einsetzen. Doch in der Liga spielte zuletzt stets der schnellere Niklas Süle, 23, neben einem der älteren beiden Innenverteidiger - und Tempo wird am Samstag sicherlich nützlich sein.

Ob das Spiel auch für seine Zukunft entscheidend sei, wurde Kovac erneut gefragt. "Ich spüre keinen Druck", sagte er. Hoeneß, der am Mittwoch noch erklärt hatte, der FC Bayern sei diesmal Außenseiter, sagte am Donnerstag übrigens: "Dortmund spielt erstaunlich gut. Aber nicht so gut, wie wir könnten."

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Quelle:
SZ vom 10.11.2018/schm
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