Süddeutsche Zeitung

Boateng im Interview:"Ich will mir nicht vorwerfen lassen, dass ich in der Sonne eine Sonnenbrille trage"

Im Interview spricht Jérôme Boateng über sein Image, sein Verhältnis zu den Bayern-Bossen, seinen geplatzten Wechsel nach Paris und warum er Mitspielern Vorwürfe im Fall Özil macht.

Von Christof Kneer und Benedikt Warmbrunn

Für Jérôme Boateng war der vergangene Sommer nicht der angenehmste Sommer seines Fußballer-Lebens. Erst das Aus mit der Nationalmannschaft bei der WM in Russland - und dann sagten ihm die Bosse des FC Bayern offen, dass er gehen könne, wenn es ein Angebot gibt. Das Angebot kam aus Paris, aber Boateng blieb dann doch, und spricht nun ausführlich über diese Zeit. Er wirft Bayern-Präsident Uli Hoeneß und dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge unter anderem fehlende Unterstützung vor. "Mir ist es wichtig, noch mal klarzustellen, dass ich voll auf den FC Bayern fokussiert bin. Und dass ich es andererseits aber auch nicht so schön finde, wenn überall Sachen über mich behauptet werden und man dann keine öffentliche Unterstützung vom Verein bekommt", sagt er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Er wolle deshalb auch nochmal das Gespräch mit beiden Chefs suchen.

Davon unabhängig kämpft Boateng um sein Image, er möchte da ein bisschen was geraderücken. Wegen seines extrovertierten Kleidungsstils wurde ihm in der Öffentlichkeit vorgeworfen, er konzentriere sich mehr auf Mode als auf Fußball. "Was mich wahnsinnig gestört hat, waren Aussagen wie direkt nach der WM", sagt der 30-Jährige. "Ich will mir nicht vorwerfen lassen, dass ich in der Sonne eine Sonnenbrille trage, und auch nicht, dass ich Brillen rausbringe." Er habe "jedes Mal vor einer Bayern-Vorbereitung noch eine private Vorbereitung gemacht". Boateng sagt: "Ich kann von mir behaupten, dass ich top-professionell lebe." Er verstehe darum nicht, warum er und die Führung des FC Bayern sich ein bisschen fremd geworden sind. "Ich weiß nicht, woran es liegt. Dass ich ein anderes Erscheinungsbild und andere Interessen habe als andere, das ist ja legitim, glaube ich", sagt Boateng.

Ein Wechsel zu Paris Saint-Germain war für ihn "eine konkrete Option". So konkret, dass auch seine Familie Bescheid wusste und er mit dem neuem Trainer von PSG, Thomas Tuchel, ausführlich über die mögliche gemeinsame Zukunft redete. "Wir haben darüber gesprochen, wie er über Fußball denkt, was seine Idee in Paris ist und auch, welche Rolle ich darin ausfüllen könnte - das hat mir alles hervorragend gefallen." Doch der Wechsel scheiterte, weil der FC Bayern nicht zufrieden mit der gebotenen Ablösesumme der Franzosen war und offenbar auch aufgrund des eigenwilligen Verhandlungsgebarens des PSG-Sportdirektors Antero Henrique, dem sowohl die Bayern als auch die eigenen Leute in Paris Vorwürfe machen.

Diese Tatsache habe der Innenverteidiger dann "akzeptiert und auch respektiert". Ein entscheidender Faktor, warum er über den Verbleib bei den Bayern nicht unglücklich ist, sei vor allem der Austausch mit Trainer Niko Kovac. "Er hat mir gesagt, dass er total auf mich setzt. Wenn ich fit bin, hat er gesagt, dann sei ich für ihn einer der besten Verteidiger weltweit, wenn nicht sogar der beste", sagt Boateng.

Im Gespräch äußert sich Boateng ebenfalls über die Gründe für die schlechte WM der Nationalmannschaft ("An ein paar Vorwürfen ist also schon etwas dran: Der Teamspirit war definitiv nicht so gut wie 2014") aber vor allem spricht er über die Erdogan-Affäre. Er beklagt das Schweigen vieler Nationalspieler zum Rücktritt des Teamkameraden. "Wo waren die Mitspieler, die sich bei Mesut bedankt haben? Anscheinend haben viele sich nicht zu äußern getraut, weil sie gedacht haben, dass das bei den deutschen Fans nicht so gut ankommt", sagt Boateng.

Welche Rolle die Affäre gespielt hat und welche Gründe er noch für das WM-Scheitern in Russland sieht, lesen Sie im kompletten Interview mit SZplus.

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