Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Kovac darf mit Boateng rechnen

  • Innenverteidiger Jérôme Boateng bleibt nach SZ-Informationen wohl beim FC Bayern.
  • Mehrfach hatte es Sticheleien mit Klubboss Karl-Heinz Rummenigge gegeben.
  • Die Bayern hätten einem Verkauf unter Umständen zugestimmt - die angedachte Ablösesumme dürfte aber kein Interessent aufbringen.

Von Christof Kneer

Niko Kovac hat die WM in Russland bisher genau verfolgt, kraft Amtes ist er ja verpflichtet, die neuesten Trends im Blick zu behalten. In seinem Fall kommen als Argument aber noch jene nicht mehr vollständig im Turnier vertretenen Mannschaften dazu, die ihm emotional nahe gehen: die Mannschaft aus Deutschland, jenem Land, in dem er geboren ist; das Team aus seinem zweiten Heimatland Kroatien, das er zwei Jahre trainierte; und die Elf des FC Bayern, die allerdings nicht sehr prägend ist bei dieser WM. Die deutschen Bayern sind raus, der Pole Robert Lewandowski ist raus, die Niederländer (Robben) und Österreicher (Alaba) waren nie drin. Aber Correntin Tolisso, der Franzose, ist zum Beispiel noch dabei.

Im Schatten der WM beginnt an diesem Montag eine neue Ära, von der noch niemand sagen kann, ob es auch wirklich eine neue Ära wird. Am Montag steigt der Meister aus München wieder ins Training ein, dieser Montag wird nach Lage der Dinge der Tag sein, an dem Uli Hoeneß es endgültig begreift: Jupp Heynckes kommt nicht mehr. Dafür kommt jetzt Niko Kovac.

Noch haben die Bayern nicht alle Personalien geklärt

Kovac, 46, hat eine schöne und schwere Aufgabe vor sich, er darf jetzt eine Mannschaft trainieren, die viel gewinnen wird, aber auch viel gewinnen muss. Immerhin hat er die schlaustmöglichen Vorbereitungen auf den neuen Job getroffen, indem er die Bayern mit seinen Frankfurtern im Pokalfinale so cool ausgekontert hat, als wären die Bayern die deutsche Nationalelf. Kovac muss jetzt nur einen Titel verteidigen.

Aber Kovac weiß, dass ihn die WM auch im neuen Amt beschäftigen wird. So wird er in drei Wochen etwa eine Menge Spieler in Empfang nehmen müssen, die nach dieser WM debattenbeladen aus dem Urlaub heimkehren, von Neuer über Kimmich, Hummels, Boateng und Rudy bis hin zu Müller und Zugang Goretzka. Der zweite Neue, Serge Gnabry, ist dagegen vom ersten Trainingstag an dabei, er hat die WM praktischerweise verletzt verpasst.

Noch sind nicht alle Personalien geklärt, noch steht nicht fest, ob Vidal und Thiago in München bleiben, auch Lewandowskis neuer Berater dürfte sich noch mal bemühen, mit einem Verkauf seines Klienten eine herrliche Provision einzustreichen. Dafür darf Kovac wohl mit Jérôme Boateng rechnen, der dem Klub nach SZ-Informationen erhalten bleibt - trotz jüngst erneuerter Sticheleien zwischen dem Spieler und Klubchef Karl-Heinz Rummenigge. Die Bayern hätten einem Verkauf wohl zugestimmt, aber sie haben offenbar eine Ablösesumme im Sinn, die zurzeit keiner der Interessenten für einen knapp 30-Jährigen mit einschlägiger Verletzungshistorie aufbringen wird. So hat sich Boateng entschieden, erst mal auf den neuen Trainer Kovac zu vertrauen - von dem ihm sein Halbbruder Kevin-Prince aus Frankfurt nur das Beste erzählt hat.

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SZ vom 02.07.2018/chge
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