BMX bei Olympia:In zwei Sekunden von Null auf 60

Die deutschen BMX-Fahrer streben nach einer Medaille - und auch sonst hat der Wettbewerb der akrobatischen Radler einiges zu bieten: Weite Sprünge, Über-Kopf-Aktionen und fliegende Jungs sorgen für Spektakel. Doch vor dem Viertelfinale am Donnerstag bemängelt der Bundestrainer, dass die Sportart hierzulande noch immer zu unprofessionell betrieben wird.

Jürgen Schmieder, London

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Die deutschen BMX-Fahrer streben nach einer Medaille - und auch sonst hat der Wettbewerb der akrobatischen Radler einiges zu bieten: Weite Sprünge, Über-Kopf-Aktionen und fliegende Jungs sorgen für großes Spektakel. Doch vor dem Viertelfinale am Donnerstag bemängelt der Bundestrainer, dass die Sportart hierzulande noch immer zu unprofessionell betrieben wird.

Von Jürgen Schmieder, London

Es ist natürlich vollkommener Blödsinn, Bicycle Moto Cross als Trenddisziplin oder gar Spaßsportart zu bezeichnen. Die Sportgeräte gibt es seit fast 50 Jahren, Anfang der 70er Jahre wurden in Kalifornien die ersten professionellen Rennen ausgetragen, bei den Olympischen Spielen 2008 war BMX erstmals im offiziellen Programm dabei.

Olympics Day 12 - Cycling - BMX

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Wer am Mittwoch die Teilnehmer während der Qualifikation die Strecke hinab jagen sah, der erkannte, dass das mit Spaß auch nicht wirklich viel zu tun hatte: Die Fahrer rasten von einer acht Meter hohen Startrampe, sie beschleunigten von null auf 60 Stundenkilometer in weniger als zwei Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit betrug mehr als 65 km/h.

London 2012 - Radsport BMX

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Die Sprünge, bei denen die Zuschauer johlten, waren keine Show, es ging schlicht darum, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen. Der schnellste Fahrer, Raymon van der Biezen (Bild) aus den Niederlanden, brauchte gerade einmal 37,779 Sekunden für die 440 Meter lange Strecke. "Das ist eine schwierige Strecke, auf der man auch stürzen kann, wenn man nicht höllisch aufpasst", sagte van der Biezen nach seiner Fahrt.

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Aber natürlich muss man BMX eine Trenddisziplin nennen, denn nur so lässt sich die Entwicklung hierzulande beschreiben: Der deutsche Sport verpasst ja in schöner Konsequenz die meisten Trends, so eben auch in dieser Radsportdisziplin. In den 80er Jahren flitzte fast jeder Junge mit einem BMX-Rad durch die Gegend, es gab sogar einige Rennstrecken. Dann waren Mountainbikes en vogue, es gab die Renaissance des Rennrades. "Die Sportart ist bei uns zehn Jahre lang verschlafen worden", sagt Bundestrainer Simon Schirle, einer von zwei hauptamtlichen Trainern des, die sich der Bundes Deutscher Radfahrer leistet.

Olympia 2012: BMX

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Seine Schützlinge Luis Brethauerm (Bild) und Maik Baier kamen in der Qualifikation am Mittwoch auf die Plätze 19 und 29. Brethauer nennt die Bedingungen in Deutschland im Vergleich zur Konkurrenz einfach nur "grottenschlecht". Während etwa die Amerikaner die Rennstrecke von London einfach daheim in Kalifornien nachbauten, um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten, wurde das Training für Brethauer, 19, und Baier, 23, zum Nomadentum. Es gibt in Deutschland keine einzige Strecke im olympischen Format, es existiert genau eine Acht-Meter-Startrampe.

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Die steht in Cottbus, also übten die beiden (im Bild: Maik Baier) dort deutschen Teilnehmer ihre Starts dort. "Der Start ist das A und O bei einem Rennen. Wer in der ersten Kurve vorne liegt, gewinnt das Rennen zu 80 Prozent", sagt Schirle. Ansonsten fuhren sie nach Dänemark, Holland und in die Schweiz, um die Bedingungen bei Olympia zu simulieren. "Es ist, als würden die Beachvolleyballer im Sandkasten trainieren", sagt Schirle.

Olympics Day 12 - Cycling - BMX

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Brethauer (Bild) und Baier können nun Werbung machen für ihren Sport und für den Bau einer adäquaten Trainingsstrecke in Stuttgart. "Man kann noch so hart trainieren, ohne Wettkampfstrecke daheim fehlt die Routine, um mit der Spitze mitfahren zu können", sagt Brethauer. Die wirksamste Werbung wäre natürlich der Gewinn einer Medaille, das weiß auch Brethauer: "Wir gehören zwar zu den Außenseitern, könnten aber auf die Medaillenränge fahren."

Latvia's Maris Strombergs competes in the men's BMX seeding run during the London 2012 Olympic Games at the BMX Track in the Olympic Park

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Er trifft im Viertelfinale am Donnerstag unter anderem auf den amtierenden Weltmeister Sam Willoughby und Peking-Maris Strombergs (Bild), den Olympiasieger von 2008, nur zwei Fahrer erreichen das Halbfinale. Willoughby und Strombergs übrigens haben sich auf Strecken im Olympia-Format vorbereitet.

© SZ.de/jbe/ebc
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