Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, dass es recht ruhig zugeht im Haus des Sports in München, zumindest, wenn man die Nachrichten auf der Webseite des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) aufruft. Diese hat in den vergangenen Monaten zwar einen aufwändigen Relaunch erfahren, wird aber mit wenig aktuellem Inhalt gefüllt. Unter dem Reiter "News" findet man eine Mitteilung vom 12. April, dass Sportvereine einen Energiepreiszuschuss beantragen können, dass die Bayerische Sportjugend eine neue Homepage hat (4. April). Und dann noch ein Interview mit dem Ministerpräsidenten Markus Söder (27. März), das mit der Frage beginnt: "Welche Bedeutung haben Sportvereine in Ihren Augen für das gesellschaftliche Leben in den bayerischen Städten und Gemeinden?"
Nichts zu lesen ist allerdings über weitreichende Personalentscheidungen beim BLSV. Dabei wurden bereits am 8. März nach SZ-Informationen drei Präsidiumsmitglieder vorübergehend suspendiert, die Vizepräsidenten Klaus Drauschke und Harald Stempfer sowie der Vertreter des Sportbeirats, Alfons Hölzl. Alle stehen in ihrer jeweiligen Eigenschaft noch auf der Homepage.

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Der BLSV bestätigt den Schritt auf Nachfrage. Man sei gezwungen gewesen, aufgrund der "Verstöße (...) Ordnungsmaßnahmen zu ergreifen", heißt es, auch wenn man einräumt, dass einer der beiden Beschlüsse des Verbandsrechtsausschusses, auf die man sich beruft, noch gar nicht rechtskräftig sei. Den Beschluss zur vorläufigen Suspendierung habe das bis dahin neunköpfige Präsidium getroffen, zusätzlich habe der Aufsichtsrat ein Verfahren zur Amtsenthebung eingeleitet.
Ammon beruft sich darauf, dass das Verfahren gegen ihn vergangenes Jahr eingestellt wurde
Hintergrund ist ein seit Jahren schwelender Streit. Im November 2021 hatten die drei Präsidiumsmitglieder Strafanzeige gegen den BLSV-Präsidenten Jörg Ammon gestellt. Zentraler Kritikpunkt waren die enormen Kosten von mehr als neun Millionen Euro, die beim BLSV zwischen 2014 und 2018 für Digitalisierungsmaßnahmen entstanden sind. Allein 4,3 Millionen Euro wurden für Beraterkosten mit einer einzigen Firma abgerechnet, die kurz vor der Auftragsvergabe gegründet und kurz nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses liquidiert worden war.
Ammon beruft sich darauf, dass das Verfahren vergangenes Jahr eingestellt wurde, und sieht das Vertrauensverhältnis im Präsidium offenkundig als nachhaltig beschädigt an. Ende Juni steht der Verbandstag an, das Präsidium wird neu gewählt. Womöglich muss deshalb aus der vorläufigen Suspendierung auch keine dauerhafte mehr werden; Ziel des verbliebenen Präsidiums ist mutmaßlich, die hausinterne Opposition bis zu den Wahlen möglichst unsichtbar zu machen.