BLSVEin Grundstück in bester Lage

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In die Jahre gekommen: das „Haus des Sports“ am Georg-Brauchle-Ring.
In die Jahre gekommen: das „Haus des Sports“ am Georg-Brauchle-Ring. (Foto: BLSV/oh)

Der Bayerische Landes-Sportverband plant, das „Haus des Sports“ in München zu verkaufen und nach Oberhaching umzuziehen. Dabei spielen finanzielle Aspekte die größte Rolle.

Von Stefan Galler und Christoph Leischwitz

Das „Haus des Sports“ scheint selbst nicht mehr besonders rüstig zu sein, möglicherweise sind seine Tage bald gezählt. Was freilich auch daran liegt, dass sich sein langjähriger Bewohner noch einmal verjüngen will. Am kommenden Wochenende feiert der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) seinen 80. Geburtstag, und er kündigt an, sich beim Festakt „so jung und modern wie nie“ zu präsentieren. Interessanterweise finden die Feierlichkeiten, bei denen Ministerpräsident Markus Söder als Schirmherr auftritt, schon gar nicht mehr im Haus des Sports am Münchner Georg-Brauchle-Ring statt, sondern in der Sportschule in Oberhaching. Dort, wohin der BLSV mit seiner Zentrale in Zukunft gerne dauerhaft unterkommen würde.

Auf SZ-Nachfrage bestätigte der bayerische Dachverband, der 57 Sportfachverbände und rund 11 500 Vereine vertritt, diese Pläne. „Das Haus des Sports ist über 40 Jahre alt“, heißt es in der Antwort, „wesentliche Teile müssen für eine langfristige, nachhaltige wie auch wirtschaftliche Nutzung saniert und modernisiert werden.“ Modernere Arbeitszeitmodelle hätten zudem die Anforderungen an ein Bürogebäude verändert. Und so befasse man sich seit etwa einem Jahr mit der häuslichen Zukunft. Zwei Gutachten seien in Auftrag gegeben worden, am kommenden Samstag sollen dem Verbandsausschuss die Ergebnisse präsentiert werden. Danach soll eine Machbarkeitsstudie folgen. „Die eine der beiden Varianten wäre eine Sanierung des Hauses des Sports, die zweite Variante wäre ein Neubau am Standort der Sportschule Oberhaching.“

Der BLSV war 1985 in das Gebäude unweit des Olympiazentrums gezogen

Die Gebäude dort sind zwar auch nur rund zehn Jahre jünger als jene in Moosach, aber dort ist schon seit Längerem eine Renovierung geplant. Vor der Pandemie war dafür ein Finanzbedarf von 16 Millionen Euro angegeben worden – beim bayerischen Innenministerium, das seine Hilfe angekündigt hatte. In einem internen Rechnungsprüfungsbericht des BLSV aus dem vergangenen Jahr, der der SZ vorliegt, wird von geschätzten Gesamtkosten in Höhe von mindestens 70 Millionen Euro ausgegangen. Dem Vernehmen nach lautet die aktuelle Idee, lediglich auf einem Teil des Geländes ein Verwaltungsgebäude zu errichten. In der Sportschule Oberhaching sind der BLSV und der Bayerische Fußball-Verband (BFV) gleichberechtigte Eigentümer, eine komplette Übernahme durch den Dachverband erscheint deshalb unwahrscheinlich.

Der BLSV war 1985 ins Gebäude unweit des Olympiazentrums gezogen und hatte dafür jahrzehntelang Miete an eine Schweizer Versicherung gezahlt, ehe er das Verwaltungsgebäude im November 2006 für 18 Millionen Euro kaufte. Einerseits käme ein Abschied überraschend, weil man erstens ungern eigenen Grund aufgibt, zumal die Instandhaltung in den vergangenen Jahren viel gekostet haben dürfte. Schon vor zehn Jahren hatte der BLSV auf Nachfrage bestätigt, dass im Gebäude Asbest verbaut sei; Sanierungsmaßnahmen waren im Herbst 2022 laut BLSV-Aussage „etagenweise“ noch im Gange gewesen. Im Zuge der damals als sehr kostspielig kritisierten Digitalisierung des BLSV waren zu jener Zeit auch Glasfaserkabel verlegt worden.

Trotzdem könnte sich ein Umzug lohnen, vor allem dann, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Euro der Verkauf des Grundstücks in solch einer guten Lage bringen könnte – das auszurechnen, dürfte Teil der Machbarkeitsstudie sein. Immer wieder ist aus den Einzelsportverbänden zu hören, dass der BLSV mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat. In Oberhaching ist der BLSV bereits Miteigentümer. Übrigens wollte sich der Verband schon unter dem damaligen Präsidenten Günther Lommer im Jahr 2006 mit seiner Zentrale lieber in Oberhaching ansiedeln, die Gemeinde hatte dies aber abgelehnt, mit der Begründung, man wolle das Gelände für künftige Sportanlagen freihalten. Nun sagt Oberhachings Erster Bürgermeister Stefan Schelle: „Wenn neben den anstehenden umfangreichen Sanierungen auch Erweiterungen oder gar die Ansiedlung des Haus des Sports angedacht sind, dann wird die Gemeinde Oberhaching diese Planungen selbstverständlich sehr konstruktiv und lösungsorientiert begleiten.“

Die Renovierung der Sportschule Oberhaching würde staatlich gefördert werden. Es wäre sicherlich ein Idealfall für den BLSV, wenn der mögliche Bau einer neuen Zentrale in einer staatlichen Förderung aufgehen würde.

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