Sportpolitik:Gegenkandidat für BLSV-Präsidenten
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"Insgesamt herrscht bei den Finanzen viel zu wenig Transparenz": Der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller fordert bei den Wahlen des BLSV Amtsinhaber Jörg Ammon heraus. Er will "ein Umdenken" im Verband bewirken.
Beim Verbandstag des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) am 23. und 24. Juni stehen Neuwahlen an, und der aktuelle Präsident Jörg Ammon hat nun einen Gegenkandidaten. "Es herrscht zu viel Unruhe im BLSV", sagt Harald Güller zur Begründung. Der 60-jährige Landtagsabgeordnete (SPD) sei in den vergangenen Monaten von etlichen Funktionären angesprochen worden, "weil im Verband vieles unrund läuft und sie der Meinung sind, dass das Präsidium so nicht weitermachen kann".
Güller stammt aus Neusäß, ist Mitglied im Landessportbeirat und dort Vorsitzender des Finanzausschusses, zudem sportpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Er tritt bei den Landtagswahlen Anfang Oktober nicht mehr an. "Nachdem ich gemerkt habe, wie aktiv sich viele Funktionäre eingebracht haben, die unter dem Amtsinhaber keine Aufgaben übernehmen wollen, war mir klar, dass da etwas passieren muss", sagt Güller, der nach der Arbeit im Landtag eigentlich andere Aufgaben übernehmen wollte. Doch "ein Umdenken" im BLSV sei dringend nötig.
Neben konkreten Themen wie der schwierigen Finanzierung der Sportschule Oberhaching oder der vier Sportcamps in Bayern sieht Güller auch übergeordnete Aufgaben auf sich zukommen. "Insgesamt herrscht bei den Finanzen viel zu wenig Transparenz", sagt er, dadurch sei an vielen Stellen im BLSV ein "Konfrontationskurs entstanden". Im vergangenen Herbst berichtete die SZ, dass der BLSV zwischen 2014 und 2018 rund neun Millionen Euro für die Digitalisierung des Dachverbands ausgegeben hat, allein 4,3 Millionen wurden an eine einzelne Beraterfirma gezahlt, die kurz vor der Ausschreibung gegründet und gleich nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses liquidiert worden war. Drei Präsidiumsmitglieder hatten Strafanzeige gestellt. Präsident Ammon beruft sich darauf, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde. Die drei Präsidiumsmitglieder wurden kürzlich suspendiert.
Güller will nun "frischen Wind" in den Verband bringen, wo er "Defizite in der Kommunikation" sieht und das Fehlen eines wertschätzenden Umgangs miteinander. Zu Güllers Kandidatenteam für das Präsidium gehören die Anwältin und Schiedsrichterin Monika Pieczonka, 31 (kandidiert als Vizepräsidentin Recht/Personal), der Steuerberater und Vereinsvorsitzende Volker Schüßler, 50, aus Deggendorf (Vize Finanzen), der langjährige BLSV-Kreisvorsitzende Günther Jackl, 51, aus Unterfranken (Vize Breitensport und Bildung) und der ehemalige Skilangläufer Hubert Schwarz, 62, aus Oberaudorf (Vize Leistungssport).
"Das sind lauter erfahrene Sportler, zum Teil langjährige und verdiente Funktionäre", erklärt Güller und verweist darauf, dass eine junge Frau als Vizepräsidentin zudem "außergewöhnlich für die BLSV-Führungsetage" wäre. Bei den Wahlen an Tag zwei des Verbandstags stimmen mehrere hundert Delegierte aus den Sportkreisen ab, dazu die Kreis- und Bezirksvorsitzenden sowie Vertreterinnen und Vertreter der Sportfachverbände sowie der Sportbeirat. Für den ersten Tag ist eine Rede von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geplant, dem eine persönliche Nähe zum aktuellen Präsidenten Ammon nachgesagt wird.