Blatter-Unterstützer bei Fifa-Wahl:Frankreich brüskiert Uefa

65th FIFA Congress in Zurich

Nicht mal der eigene Landsmann auf Linie: der französische Uefa-Chef Michel Platini.

(Foto: dpa)
  • Von wegen einig gegen Sepp Blatter: Frankreichs Verband scherte aus dem Uefa-Lager aus und wählte den 79-jährigen Schweizer.
  • Franz Beckenbauer lobt Blatter als "starke Persönlichkeit".
  • Wladimir Putin gratuliert Blatter und bietet Zusammenarbeit an.

Während der Pressekonferenz in Zürich musste der Eindruck aufkommen: Alle sind gegen Sepp Blatter. Frage um Frage donnerte auf den 79-Jährigen ein zu den Ermittlungsverfahren gegen die Fifa und hochrangige Mitglieder. Doch der zum fünften Mal zum Fifa-Chef wiedergewählte Schweizer kann auch auf Unterstützer verweisen. Mitunter aus überraschenden Ecken.

So brüskierte der französische Verbandspräsident Noël Le Graët seinen Landsmann Michel Platini. Uefa-Chef Platini hatte Blatters Gegenkandidaten Prinz Ali bin al-Hussein unterstützt und für ihn die Stimmen aus seinen europäischen Verbänden gezählt. Doch Le Graët sagte nun: "Ich habe für Joseph Blatter gestimmt. Zwischen ihm und Prinz Ali war es für mich die bessere Wahl."

Beckenbauer kritisiert Uefa

Dass Frankreich aus der Anti-Blatter-Strategie ausscherte, ist ein harter Schlag für die Uefa. In diesem Licht verwundert die Chancenlosigkeit von Prinz Ali kaum. Der hatte zwar beachtliche 73 Stimmen bekommen, doch um Blatter zu stürzen, hätte er 105 benötigt. So zog sich der Jordanier vor dem zweiten Wahlgang zurück.

Auch aus Deutschland meldete sich ein Blatter-Freund: Franz Beckenbauer, ehemaliges Fifa-Exekutivmitglied und Wahlmann bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 und 2022. "Blatter ist ohne Zweifel eine starke Persönlichkeit, die ein gewaltiges Standing in der Welt besitzt", sagte Beckenbauer in der Thüringer Allgemeinen.

Die europäischen Gegenspieler Blatters kritisierte Beckenbauer. "Die Uefa hat ja noch nicht einmal einen eigenen Kandidaten vorzuweisen. Wenn ich etwas ändern will, dann muss ich eine Alternative anbieten." Blatter habe letztlich leichtes Spiel gehabt. "Er hat ja im Grunde immer nur die Europäer gegen sich, sofern die überhaupt in der Lage sind, geschlossen aufzutreten."

Putin lobt Blatters Professionalität

Beckenbauer unterstützt Blatter in dessen Argumentation, dass niemand alle Mitglieder in der Fifa kontrollieren könne. "Es ist das System, nicht der Einzelne", erklärte er am Samstag bei einem Sponsorenterminvor dem DFB-Pokalfinales in Berlin. Der Weltverband sei eine "Ansammlung von Funktionären", die auch ein Fifa-Chef unmöglich alle kennen könne. "Er wird nicht unbedingt wissen, wer die Leute sind, die in den Verbänden gewählt wurden - aus Samoa oder Virgin Islands oder sonst was."

Kritiker werden einwenden, dass Blatter seine nun verhafteten Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo sowie den früheren Vizepräsidenten Jack Warner durchaus kenne. Für Beckenbauer allerdings steht fest: Zu "Unebenheiten" werde es weiter kommen, "solange es Menschen gibt mit dieser Einstellung und diesem Charakter".

Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte Blatter offiziell zur Wiederwahl. Putin sei zuversichtlich, dass "die Erfahrungen, der Professionalismus und das hohe Ansehen Blatter helfen werden, zur weiteren Verbreitung und weiteren Beliebtheit des Spiels in der ganzen Welt beizutragen", teilte der Kremlchef in Moskau mit.

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