RB Leipzig bei Celtic:Reif für die Prüfung

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Plötzlich auf großer Bühne: Nach der Verletzung von Stammkeeper Gulacsi ist Janis Blaswich letzter Mann bei den Leipzigern. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Torwart Janis Blaswich von RB Leipzig hatte lange auf einen großen Auftritt gewartet. Nun steht der bevor: in der Champions League, im Celtic-Park von Glasgow - vor 60 000 schottischen Fans.

Von Frank Hellmann, Leipzig

Es wäre interessant, Einblick in die Chatprotokolle zu bekommen, die zuletzt zwischen Janis Blaswich und Marc-André ter Stegen entstanden sind. Die Torhüter von RB Leipzig und des FC Barcelona schreiben sich regelmäßig, was sich aus ihrem Werdegang erklärt: Blaswich, 31, und ter Stegen, 30, kommen nicht nur aus derselben Generation, sondern auch aus derselben Ecke; der eine aus Willich am Niederrhein, der andere direkt aus Mönchengladbach. Beide haben das Torwarthandwerk dort gelernt.

Blaswich kam 2006 ins Nachwuchsleistungszentrum von Borussia Mönchengladbach, wo ter Stegen schon im Kindesalter untergekommen war und früh als Ausnahmetalent galt. Die Rollenverteilung in der zweiten Mannschaft war insofern keine Überraschung: Ter Stegen gab den Stamm- und Blaswich den Ersatztorwart, ehe der Fußballlehrer Lucien Favre mitten im Abstiegskampf 2011 das Eigengewächs ter Stegen zu den Profis beförderte. Die gemeinsame Zeit möchte Blaswich bis heute nicht missen. "Ich habe mir viel von ihm abgeschaut", sagt er. "Wir sind befreundet und versuchen uns zu sehen, wenn es passt." Zuletzt beim Länderspiel in Leipzig hatte es mit einem Wiedersehen geklappt, danach gab es erneuten Schriftverkehr.

Blaswich hat zuletzt gezeigt, dass er diese Aufgabe meistern kann

Blaswich, der in seiner Jugend für den großen Gigi Buffon schwärmte, wartete (anders als Kumpel ter Stegen) vergeblich auf seinen Profi-Einsatz mit den Gladbachern. Und das, obwohl sein Vater Ludger als Nachwuchs-Torwarttrainer für die Borussia arbeitet. Zwischenzeitlich wurde er an die Drittligisten Dynamo Dresden und Hansa Rostock verliehen. Nun aber ist auch der 1,93-Meter-Mann endlich da, wo er immer hin wollte.

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Die Auswärtspartie von RB Leipzig bei Celtic Glasgow (Dienstag 21 Uhr/Liveticker SZ.de) wird das Karriere-Highlight für einen Keeper, der durch den Kreuzbandriss von Peter Gulacsi plötzlich ein gefragter Mann ist. "Natürlich habe ich mir das erträumt", sagt er, "aber man wünscht nie dem anderen eine Verletzung." Alle RB-Kicker trugen vor der Bundesligapartie beim FSV Mainz (1:1) Aufwärm-T-Shirts mit der Nummer eins. Vorne aufgedruckt: "Come back stronger."

Stärke aber muss auch Blaswich beweisen, wenn er im Glutofen Celtic Park vor 60 000 brüllenden Schotten bestehen will. Kapitän Willi Orban findet zwar auch deutsche Stadien schön, "aber da war ich ja überall schon. In Schottland wird es noch einmal etwas anderes - da müssen wir uns warm anziehen."

Zudem begleiten schlechte Erinnerungen die Glasgow-Reise: Anfang Mai verspielten die Sachsen bei den Rangers den Einzug ins Europa-League-Finale. Nun, gegen Erzrivale Celtic, sollen sich alle gegen die Wucht der Zuschauer auf den Rängen stemmen. Trainer Marco Rose fordert "maximales Selbstvertrauen und gegenseitige Unterstützung". Ein Rückhalt und Ruhepol im Tor hilft da immer.

Leipzigs Nummer 21 hat bereits Hinweise dafür geliefert, dass er cool genug ist. In Mainz hatte er zwar mehrmals die Fäuste benutzt, statt den Ball zu fangen, aber sonst gab es am Tormann in der himmelblauen Arbeitskleidung nichts auszusetzen. "Er strahlt Ruhe und Klarheit aus, macht es auch mit dem Ball ordentlich", lobte Rose. Vordermann Marcel Halstenberg fand sogar: "Es sieht so aus, als wenn er schon mehrere Jahre bei uns ist, und so führt er sich auch auf." Das Selbstbewusstsein hat sich Blaswich in vier Jahren beim niederländischen Erstligisten Heracles Almelo erarbeitet. "Eine wichtige Zeit für mich", sagt er, "sie hat mich als Sportler und Mensch weitergebracht."

Blaswich ahnt, dass ihm in der "Paradise" genannten Kultstätte von Celtic mehr abverlangt werden dürfte als zuletzt beim Champions-League-Debüt, als er im Heimspiel (3:1) ohne Aufwärmphase eingewechselt wurde. Der Pokalsieger hat zwar am Wochenende den vertraglosen Norweger Örjan Nyland, 32, verpflichtet, der zwischen 2015 und 2018 beim FC Ingolstadt die Bälle hielt, doch um seinen Status als neuer Stammkeeper muss Blaswich nicht fürchten. Nyland sei nur Backup, stellte Rose klar: "Ein erfahrener Torhüter, der seine Rolle kennt." Diesmal dürfte er nicht mal nachnominiert werden. Denn Leipzig hat noch einen Nachwuchskeeper, Timo Schlieck. Der 16-Jährige steht bei der Uefa auf der sogenannten Liste A.

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