Bildstrecke:Beim Barte des Metzelder

Ein durchwachsener Torwart, starke Flügel und ein treffsicherer Stürmer aus Polen: die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik. Von Christof Kneer und Philipp Selldorf.

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Jens Lehmann

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Jens Lehmann

Als er im Stadion ankam, hatte er Stöpsel im Ohr und den Blick eines Mannes, der den Ernst des Lebens kennt. Was er wohl hörte? Angeblich eine CD mit Grüßen seines neuen Freundes Oliver Kahn. Beruhigt hat ihn das nicht: Nach 40 Sekunden rief er den ersten Schreckmoment für die Deutschen hervor, als er eine Flanke zu fangen versuchte und mit Per Mertesacker kollidierte - ein überflüssiger Versuch, die Torwartdebatte gleich im Handstreich zu erledigen. Ein, zwei Wackler im Timing, aber auch eine schöne Parade bei einem scharfen und bestimmt flatternden Schrägschuss des polnischen Muttelfeldspielers Lobodzinski (30.). In der zweiten Halbzeit machte er keinen Fehler mehr und schnappte sich sämtliche Flatterbälle.

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Philipp Lahm

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Philipp Lahm

Von der ersten Minute an in Weltmeisterschafts-Form, auch wenn ihm nach sechs Minuten versehentlich kein Tor gelang. Defensiv wie offensiv gleich präsent, wie beim Führungstor bestens zu besichtigen war: Erst schnappte er nach Christoph Metzelders Fehlpass einem Polen den Ball weg und leitete dann sofort jenen Gegenangriff ein, der über Gomez, Klose und Podolski zum Tor führte. Behauptet immer, er sei auf rechts noch einen Tick besser als links - wo er Recht hat, hat er Recht. Hat sein Spektrum durch den Seitenwechsel das entscheidende Bisschen erweitert: Er muss nicht immer nach innen kurven, um den noch etwas besseren Fuß zum Einsatz zu bringen.

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Per Mertesacker

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Per Mertesacker

Wirkt dank seiner Statur auch weiterhin nicht wie ein 100-Meter-Weltmeister, steht aber zuverlässig besser als Nebenmann Metzelder, den er ein-, zweimal dank seines sehr langen Beins vor Schlimmerem bewahrte. Der Bremer Mertesacker war wie ein guter Schiedsrichter: Man sah wieder nicht viel von ihm, und das ist ein gutes Zeichen.

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Christoph Metzelder

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Christoph Metzelder

Trägt neuerdings wieder Bart, will ihn wachsen lassen bis zum Ende der Mission Europameisterschaft. Hat zwar dadurch nicht mehr Spielpraxis, wirkt aber furchteinflößender. Gegen Österreich sicher schon in Topform, zumindest, was die Haare im Gesicht anbetrifft. Ansonsten weiter mit erheblichem Nachholbedarf - fällt in dieser physisch akzentuierten Mannschaft deutlich ab. Dass er in diesem Halbjahr nur ein Meisterschaftsspiel bestritt, kann auch der Bart nicht überdecken. Bei der besten polnischen Chance in der ersten Halbzeit durch Zurawski traf er genau die falsche Entscheidung - er spekulierte auf eine kurze Hereingabe, die dann aber leider lang geflogen kam. Den Instinkt für Raum und Situation hat er nicht verloren, aber sein Tempo ist auf diesem Niveau nicht wettbewerbsfähig. Muss sich erheblich steigern - es werden bessere Gegner kommen.

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Marcell Jansen

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Marcell Jansen

Leidenschaftlich wie gewohnt, zügelte dem defensiv unerfahrenen Vordermann Podolski zuliebe immer wieder seinen Vorwärtsdrang. Musste seiner defensiven Aufgabe mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, das bremste auch seinen Hang zum Aktionismus. Zwar passierte auf der Seite des FC-Bayern-Verteidigers einiges, was dem Bundestrainer Sorgen machte, er genügte aber absolut den höheren Ansprüchen. Lahm braucht sich keine Sorgen zu machen, dass er wieder auf seinen alten Posten zurückkehren müsste: Jansen bleibt der richtige Erbe.

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Clemens Fritz

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Clemens Fritz

Weigert sich weiterhin standhaft, ein Bernd-Schneider-Vertreter zu sein. Könnte allenfalls bei einem Stimmenwettbewerb als glaubwürdiger Schneider-Imitator durchgehen, spielt aber ein ganz anderes Spiel. Ist kein halbrechter Mittelfeldspieler, kein Mann fürs kunstvolle Klein-Klein, sondern eher einer für den Großraum. Preschte immer wieder dynamisch über den Flügel nach vorn, harmonierte gut mit Hintermann Lahm. Kurz nach der Halbzeit gegen Schweinsteiger ausgewechselt.

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Torsten Frings

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Torsten Frings

Versteht sich im traditionellen Sinn als Führungsspieler. Fühlt sich für die Mannschaft verantwortlich und gibt dafür eine Menge Eitelkeit auf; er würde schon auch ganz gerne mal glänzen, er unterlässt es aber der guten Sache zuliebe. Der Bremer hat sich längst mit seiner Rolle als knurrige Autorität in der Defensive angefreundet. Gibt eine Art modernen Libero - vor der Abwehr, natürlich.

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Michael Ballack

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Michael Ballack

Schonte Stammtorwart Jens Lehmann, indem er beim Warmschießen ständig drüberschoss - das kann nur Absicht gewesen sein. Ansonsten siehe unter Frings: uneitel, autoritär, hilfsbereit - und unverzichtbar mit seiner in England erworbenen Wettkampfhärte. Trägt zwar keinen Sheriff-Stern, aber diktiert Recht und Ordnung im deutschen Spiel. Als kreativer Gestalter trat er allerdings diesmal nicht so hervor wie neulich gegen Serbien. Hatte zu viel damit zu tun, den widerspenstigen Gegner zu zähmen.

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Lukas Podolski

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Lukas Podolski

Betrat den Platz in Klagenfurt sehr gut gelaunt, mischte sich dort gleich unter seine Freunde - auf der polnischen Gegenseite. Im Spiel orientierte er sich aber sofort Richtung neue Heimat. Der Arbeitsplatzwechsel vom Sturm ins Mittelfeld tut ihm gut: Anstatt sich in der Rolle des zweiten Angreifers in einem unbestimmten Raum zu verlieren, nutzt Podolski die Seitenlinie zu seiner Linken als Navigationshilfe. Das ermöglichte ihm, sein Spiel zu strukturieren und dabei Gebiete zu erschließen, die ihm ansonsten fremd geblieben sind. Praktizierte in der Defensive eine Art learning by doing: probierte mal diesen, mal jenen Defensivlaufweg - immer wieder war sogar ein richtiger dabei.

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Miroslav Klose

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Miroslav Klose

Der lange Schatten des immerglücklichen Luca Toni begleitete ihn aus München nach Klagenfurt: Anstatt nach drei Minuten sein Solo selbst abzuschließen, nahm er in alter Samaritermanier Gomez mit - und spielte den entscheidenden Pass zu ungenau. Aber seine karitative Seele fand schnell Erleichterung: Einen Samaritersteilpass von Gomez nutzte er zu einem Samariterquerpass zu Podolski. Der braucht das Tor ja am dringendsten. Abgesehen von diesen frühen markanten Augenblicken machte sich Miroslav Klose ziemlich dünn und nahm eine Haltung im Ungefähren an.

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Mario Gomez

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Mario Gomez

Hatte am Samstag offenbar bei seinem portugiesischen Quasi-Namensvetter Nuno Gomes zugesehen, wie man den Ball mit Gefühl in die Gasse legt: Sein Steilpässchen vor dem 1:0 war sehr, sehr portugiesisch. Kämpfte ansonsten wie drei Engländer, war ständig gefährlich und nahm sich die Freiheit einer sehr eigenwilligen Interpretation der Mittelstürmerrolle. Ließ sich zurückfallen, wich aus, passte und hatte Übersicht wie ein Italiener - Mario Gomez' Vater ist aber Spanier.

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Bastian Schweinsteiger

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Bastian Schweinsteiger

Wartete sehr ungeduldig auf seinen Einsaie Fitnesstrainer mussten ihn zur Gymnastik anhalten, weil er den Ball nicht liegen lassen konnte. Nach einer Stunde durfte er überraschenderweise den Platz von Clemens Fritz übernehmen. Die Effizienz, die seinem Spiel zuletzt gefehlt hat, ließ er auch diesmal in den meisten Aktionen vermissen, aber er wird sich vor dem Einschlafen damit trösten können, dass er tragenden Anteil an Podolskis 2:0 hatte.

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Thomas Hitzlsperger

Kam für Gomez mit dem Auftrag, die 2:0-Führung zu sichern. Podolski durfte sich dank seiner Einwechslung im Sturm erholen. Fiel durch einen gekonnten Fernschuss auf.

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Kevin Kuranyi

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Kevin Kuranyi

Kam in der Nachspielzeit, um noch Zeit zu schinden. Nahm auf das Spiel keinen Einfluss mehr.

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