Der ostwestfälische Traditionsklub Arminia Bielefeld hat katastrophale Zeiten hinter sich. Binnen drei Jahren belegte er in der Bundesliga den 17. Platz, in der zweiten Liga den 16. Platz und in der dritten Liga den 14. Platz. Im Frühjahr hatte man Glück, nicht noch ein drittes Mal nacheinander abgestiegen und jetzt Viertligist zu sein.
In dieser Saison taucht die Arminia aus ihrer Versenkung wieder auf – so ist man das gewohnt bei diesem Klub. Als derzeitiger Dritter der dritten Liga besiegte man am Dienstagabend im DFB-Pokal-Achtelfinale den Bundesliga-Sechsten SC Freiburg mit 3:1. Bielefeld stand bereits als einziger Drittligist im Achtelfinale und entsprechend nun auch in jenem Viertelfinale, das am übernächsten Sonntag ausgelost und Anfang Februar gespielt wird. Mehr als drei Millionen Euro an Pokalprämien hat die Arminia bereits eingespielt. Im kommenden Jahr würde sie gerne in die zweite Liga zurückkehren.
Spielen die Bielefelder weiter so ansehnlich wie im Pokal, dann könnte das gelingen. In der ersten Runde hatten sie den Zweitligisten Hannover 96 mit 2:0 besiegt und in der zweiten Runde mit demselben Ergebnis den Bundesligisten Union Berlin. „Arminia – wenn du siegst, ist es so wunderbar“, hatten die Fans auf einem meterlangen Banner gereimt. Was klingt wie ein alter Vereinsschlager, ist auf keinem Tonträger erhältlich. Man erkennt an dem Spruch jedoch: Selbst nach deprimierenden Jahren und sogar in den Niederungen kann man im Fußball immer wieder neue Freude entwickeln.
Christopher Lannert (28.), Julian Kania per Handelfmeter (36.) und Louis Oppie (81.) bei einem Gegentor durch Michael Gregoritsch (63.) erzielten die Treffer für jene Bielefelder, deren Kader vom Sportgeschäftsführer Michael Mutzel zusammengestellt und auch diesmal vom Trainer Michél „Mitch“ Kniat gut vorbereitet worden war.
Die Liebe zur Arminia war in Bielefeld schon immer unabhängig von der Liga
„Am meisten stolz macht mich, dass wir uns diesen Sieg nicht mit Angsthasenfußball irgendwie erlogen, sondern eine richtig gute Leistung gezeigt haben“, sagte Kniat. Tatsächlich spielte Bielefeld gegen Freiburg auf Augenhöhe und verdiente sich den Erfolg – man profitierte allerdings auch davon, dass Florent Muslija für die Gäste schon in der 18. Minute einen Foulelfmeter verschossen hatte.
Mit Elfmetern haben die Breisgauer seit neun Monaten so ihre Probleme, denn Muslijas Fehlschuss war bereits der sechste Elfmeter, den die Freiburger seit April vergeben haben: fünf in der Bundesliga und einen im Pokal, je zwei von Lucas Höler und Vincenzo Grifo sowie je einen von Roland Sallai und nun Muslija. Die Breisgauer drohen ein Ostwestfalen-Trauma zu entwickeln, denn in der Vorsaison waren sie in der zweiten Pokalrunde daheim gegen den Zweitligisten SC Paderborn ausgeschieden.
26 000 Zuschauer auf der ausverkauften Alm sahen die Pokalsensation, gut 20 000 kommen im Schnitt aber auch zu den Drittliga-Heimspielen. Die Liebe zur Arminia war in Bielefeld schon immer unabhängig von der Liga. Am kommenden Sonntag gastieren die Arminen zum Spitzenspiel beim punktgleichen Zweiten Dynamo Dresden. Dort würden sie ihre akute Euphorie gern gewinnbringend einsetzen.