Bielefelds Edmundsson:"Jeder auf Färöer" sieht seinen Treffer

DSC Arminia Bielefeld v 1. FC Koeln - Bundesliga

Gestatten, Edmundsson! Bielfelds Stürmer aus Färöer feixt nach seinem Siegtreffer.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Joan Simun Edmundsson ist der erste Färinger Torschütze der Bundesliga-Historie. Seinen überraschenden Schuss aufs kurze Eck bezeichnet er als Absicht - was seinen Trainer lachen lässt.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld

Ein Mann von den Färöer ist der neue Held von Ostwestfalen. Joan Simun Edmundsson, 29, ist seit Samstag, genauer: seit seiner Einwechslung in der 67. Minute der erste Färinger in der Bundesliga und seit der 78. Minute dieser Partie zwischen Arminia Bielefeld und dem 1. FC Köln auch schon der erste färingische Torschütze in Deutschlands höchster Liga. Mit seinem Treffer zum 1:0 (0:0)-Sieg bescherte er den Bielefeldern im ersten Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren gleich den ersten Saisonsieg. Nach dem 1:1 zum Auftakt in der Vorwoche bei Eintracht Frankfurt haben die Arminen jetzt schon vier Punkte auf dem Konto. Die Kölner hingegen verloren auch die zweite Saisonpartie und stehen ohne Punkt da. "Beschissen ist das", sagte Abwehrmann Rafael Czichos.

Auf den Färöer-Inseln zwischen Schottland und Island werden die knapp 50 000 Bewohner diese tabellarische Konstellation bereits bestens kennen, denn Edmundsson verriet nach dem Spiel, dass "jeder auf Färöer Bundesliga guckt" - natürlich seinetwegen. Bei Newcastle United hat er seine Profikarriere vor zehn Jahren begonnen und war in den vergangenen beiden Spielzeiten auch schon der erste Färinger, der in der zweiten deutschen Liga mitgespielt hat. In diesem Sommer ist das Land Färöer also nun mit ihm zusammen sozusagen in die Bundesliga aufgestiegen - mit ihm und der Stadt Bielefeld, in der ungefähr sieben Mal so viele Menschen leben wie auf den vielen kleinen Inseln dort droben im eiskalten europäischen Nordmeer.

4145 Tage, neun Jahre und vier Monate lang, hat Bielefeld auf dieses Bundesliga-Heimspiel gewartet. Seit dem Abstieg 2009 spielte die Arminia drei Jahre sogar in der dritten Liga und stand mehrfach vor dem wirtschaftlichen Aus. Vor diesem Hintergrund hätte der Samstag eigentlich ein offizieller Feiertag sein müssen in Bielefeld, die Geschäfte geschlossen, die Straßen geschmückt, die Fahrt des Mannschaftsbusses zum Stadion hätte gesäumt sein sollen mit zigtausenden Menschen, die ihre Hüte in die Luft werfen. So viel zur Phantasie.

Die Realität in Coronazeiten sah natürlich anders aus. Auf dem nahegelegenen Siegfriedplatz als traditionellem Sammelpunkt vieler Fans war kaum etwas los, und auch aus Vorgärten rund um die mitten in einem Wohngebiet gelegene Arena wurden von Anwohnern keine belegten Brötchen und gekühlten Getränke mehr verkauft. 5460 Zuschauer durften die historische Partie im Stadion verfolgen.

"Eddy hat einen besonderen Humor, den muss man verstehen", sagt Trainer Neuhaus

Diese 5460 ausschließlich Bielefelder Sympathisanten machten schätzungsweise Stimmung für 10 920, weil wohl jeder das Gefühl hatte, einen fehlenden Fan mitersetzen zu müssen. Und sie hätten vielleicht auch schon vor der 78. Minute sogar Stimmung für 16 380 gemacht, wenn ihre gut positionierte, erstaunlich selbstbewusste und proaktiv um Ballbesitz bemühte Arminia es geschafft hätte, schon vor dem färingischen Fanal ein bisschen Torgefahr auszustrahlen. Dem war aber nicht so. Die einzige Minichance hatte Köln kurz vor der Pause, als Czichos direkt vor dem Tor ein durchflatternder Freistoß von Ondrej Duda versprang. Bis zur 78. Minute fehlte dem Spiel eigentlich jegliches Spektakel.

Es musste also 17.03 Uhr werden, ehe die Bielefelder Fans sangen: "Der DSC ist wieder da." Denn in diesem Moment hatte Edmundsson das erste Bundesliga-Heimtor für den DSC Arminia seit Mai 2009 geschossen. Es war eigentlich gar keine richtige Chance gewesen, denn der 29-Jährige hatte zwar einen langen Ball des eigenen Torwarts Ortega erlaufen, war dabei aber derart weit rechts im Strafraum und so nahe an die Torauslinie abgetrieben, dass niemand so richtige Torgefahr witterte - auch Kölns Torwart Timo Horn offenbar nicht, der von Edmundssons direktem Torschuss aus spitzem Winkel wohl überrascht wurde. Horn berührte den Ball zwar noch minimal, von seinem Bein rutschte dieser aber direkt ins Tor.

"Klar war das Absicht", grinste Linksfuß Edmundsson über sein Tor mit Rechts in brüchigem Deutsch, "ich bin beidfüßig, das war mit dem Außenrist, mit Spin." Sein Trainer Uwe Neuhaus musste über diese Aussage später lachen. "Eddy hat einen besonderen Humor, den muss man verstehen."

"Glücklich", nannte Neuhaus den Sieg seiner Arminen und wollte als bodenständiger Ruhrgebietswestfale angesichts der vier Punkte auch nicht gleich überschäumen. "Wir wissen das einzuordnen." Die Stimmung dürfte in Färöer am Samstagabend überschwänglicher gewesen sein.

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