Was Franziska Preuß noch umwerfen kann? Diese Frage kam Beobachtern des Einzels am Dienstag in Lenzerheide durchaus in den Kopf, als die Deutsche drei Mal eiskalt ihre fünf Schüsse abfeuerte. Zwischenbilanz: alles im Schwarzen. Beste Aussichten also auf ihre vierte WM-Medaille im vierten Rennen, aber manchmal können Kleinigkeiten alles ändern: Als ihr vor dem entscheidenden Schießen ihre Position von einem Betreuer mitgeteilt wurde, verlor Franziska Preuß die Konzentration.
Julia Simon aus Frankreich hatte sich im vierten Schießen einen Fehler geleistet, Preuß wusste um ihre eigene Premium-Situation. Würde sie nur ein letztes Mal alles machen wie zuvor, könnte sie höchstwahrscheinlich ihren zweiten Titel aus der Schweiz mitnehmen. Gedanken, die sie aber an der Umsetzung hinderte, Preuß wurde mit zwei Strafminuten diesmal nur Zehnte. „Ich wollte es eigentlich nicht wissen und das hat mich dann ein bisschen von meinem Plan abgebracht“, sagte sie anschließend zur Informationsübergabe, wirkte aber nicht wirklich zerknirscht: „Es ist jetzt kein Beinbruch.“
Und schließlich hieß die neue Weltmeisterin dann doch: Julia Simon. Ella Halvarsson aus Schweden gewann fehlerfrei mit Silber ihre erste WM-Medaille überhaupt und vergoss im Ziel viele Freudentränen, während sich Simons Landsfrau Lou Jeanmonnot mit einer Strafminute Bronze sicherte. Preuß war am Sonntag noch als Weltmeisterin in der Verfolgung beschwingt aus dem Stadion marschiert, nachdem ihr im Sprint schon Silber und mit der Mixed-Staffel Bronze gelungen war. Das hilft über manches Ärgernis hinweg.