Biathlon-WM in Südkorea:Klubmeisterschaft im Restschnee

Die deutschen Biathleten ärgern sich über schlechte Streckenverhältnisse und russische Dopingsünder. Nur eine ist glücklich: Sie ist Sprint-Weltmeisterin.

Volker Kreisl

Eine der Wortführerinnen war sie vor dem Start dieser Biathlon-Weltmeisterschaft gewesen, und auch danach blieb Kati Wilhelm bei ihrer Meinung: "Einer WM ist das hier unwürdig." Die schwere und unberechenbare Loipe, die hohe Sturzgefahr der Strecke von Pyeong Chang kritisierten die Deutschen davor und danach, Wilhelm hatte sogar gehofft, dass der Sprint verschoben wird. Nach dem Rennen sagte sie: "Jetzt ist es mir natürlich ganz recht, dass gestartet wurde." Nach dem Rennen war sie Weltmeisterin.

Biathlon-WM in Südkorea: Biathlon-Sprintweltmeisterin Kati Wilhelm auf der Strecke: "Einer WM ist das hier unwürdig."

Biathlon-Sprintweltmeisterin Kati Wilhelm auf der Strecke: "Einer WM ist das hier unwürdig."

(Foto: Foto: Getty)

Hinter Kati Wilhelm wurde Simone Hauswald Zweite, ergänzte wurde dieser Doppelerfolg mit den Rängen sechs und zehn für Andrea Henkel und Magdalena Neuner, die mit grob einer Minute Rückstand in das Verfolgungsrennen am Sonntag gehen. Den Männern des DSV gelang kein derartiger Start, sie mussten sich im Sprint vier Norwegern auf den Plätzen eins bis vier geschlagen geben. Ole Einar Björndalen war der Schnellste und ist nun mit elf Titeln erfolgreichster WM-Teilnehmer. In Pyeong Chang folgten hinter ihm Lars Berger, Halvard Hanevold und Alexander Oz. 53 Sekunden Rückstand hatte Michael Greis als Siebter. Michael Rösch war knapp eineinhalb Minuten langsamer als Björndalen und belegte Rang 14, Christoph Stephan und Alexander Wolf landeten auf den Plätzen 22 und 54.

Eine besondere Genugtuung

Erfolge sind die deutschen Biathletinnen gewohnt, im Weltcupgeschäft wie bei Großereignissen, aber die Gold- und Silbermedaille, die sie hier zur Eröffnung holten, gibt ihnen besondere Genugtuung. Wilhelm vergoss bei der Siegerehrung ein paar Tränen, es war schließlich ihr ersehnter erster WM-Einzeltitel seit acht Jahren, seit ihrer ersten Saison im Biathlonweltcup. Sie sagte: "Ich habe lange darauf gewartet und habe viele schlechte Weltmeisterschaften hinter mir."

Zudem hatte sie bewiesen, dass sie sich mit den Tipps ihres neuen Lauftrainers auch auf schwierige Bedingungen einstellen kann. Kollegin Hauswald, deren jahrelange Phase mit den vielen vierten Plätzen erst in diesem Winter endete, lächelte. Sie war ja als eine der Ersten im Ziel und lächelte schon eine halbe Stunde lang in der Wartezone, dann bei der Siegerehrung, später in der Pressekonferenz.

Ihre Mutter ist Koreanerin, Simone Hauswald tritt hier in ihrer zweiten Heimat an, die sie allerdings erst allmählich kennen lernt. "Ich bin heute morgen schon gut aufgewacht, und habe es dann einfach laufen lassen", sagte sie. Lange sah es ja sogar nach dem Titel für Hauswald aus, und so stand sie in der aufkommenden Kälte und freute sich, wartete auf die letzten Läuferinnen und lächelte natürlich auch in koreanische Kameras.

"Alles ganz normal bei uns"

Dennoch überwogen am ersten WM-Tag die ernsten Gesichter. Nach der Überführung ihrer drei Teamgefährten traten die Russen an, als wäre nie etwas passiert, gaben Kusshändchen in die Kamera und enthielten sich jeder Meinung zu dem noch nicht übersehbaren Dopingsumpf im eigenen Verband. "Alles ist ganz normal bei uns", sagte Bronze-Gewinnerin Olga Zaitsewa über die Stimmung im Team, und über ihre abgereisten Teamkolleginnen: "Ich will sie nicht verurteilen." - "Es ist schwierig, denen den Antidopinggedanken zu vermitteln", erklärte Wilhelm, nachdem sie dies auf dem Podium mit angehört hatte.

Dies war der eine Punkt der Empörung, der andere betraf die Streckenbedingungen, die teils wegen des Tauwetters, teils wegen mangelnder Schneereserven entstanden waren. Wieder häuften sich Stürze in der langen Abfahrt vor der Stadioneinfahrt, aber auch die, die durchgekommen waren, ärgerten sich.

Tiefe Rillen bildeten sich in dem schmutzigen Restschneegemisch, darunter lauerten Eisplatten. An anderen Stellen verhinderte die Unterlage den gewohnten Laufstil. "Das ist die beschissensten Strecke, auf der ich in meinem Leben gelaufen bin", sagte Alexander Wolf. Michael Greis fand: "Du fühlst dich wie bei einer Klubmeisterschaft im Frühling, wo du auf den letzten Resten des Schnees rumrutschst." Am Sonntag geht die Klubmeisterschaft mit den Verfolgungsrennen weiter.

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