Biathlon-WM in Ruhpolding ist eröffnet:Ouvertüre mit Peitschenknall

Mit Goaßlschnalzern und viel bayerischer Tradition eröffnet Ruhpolding seine Biathlon-WM. Ein magischer Moment wie die singende Liz Görgl zum Start der Alpin-WM in Garmisch fehlt - dafür formulieren die Athleten sehr offen ihre Gold-Absichten.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Als Magdalena Neuner die Bühne betritt, rauscht ein erstes kleines Jubelgewitter durch Ruhpolding. Viele weitere sollen in den kommenden Tagen folgen, das Geschrei dürfte sogar deutlich lauter werden, sollte die aktuell weltbeste Biathletin bei der WM tatsächlich in einem der Wettbewerbe als Erste über den Zielstrich sprinten.

-

Magdalena Neuner bei der Eröffnungsfeier in Ruhpolding

(Foto: AFP)

Neuner lässt daran derzeit kaum Zweifel, auch nicht bei der Eröffnungsfeier: In gelber Jacke und blauer Mütze winkt sie ins Publikum, posierte gelassen neben WM-Maskottchen Beppo, wirkt dabei so selbstsicher wie an den Tagen zuvor, das ganze nur rund 20 Stunden vor ihrem ersten WM-Start in der Mixed-Staffel (15:30 Uhr, Liveticker auf SZ.de). Gold, so die Botschaft, das wird schon klappen.

Die Biathlon-WM 2012 ist damit eröffnet. Um 20:23 Uhr gibt Anders Besseberg, seines Zeichens Präsident des Weltverbands IBU, die Losung vor: "Diese elf Tage sollen ein Highlight sein, nicht nur für die Athleten. Ich wünsche allen unvergessliche Momente und tolle Wettkämpfe." Wieder Jubel. Das kleine Dorf Ruhpolding hat sich monatelang auf diesen Moment vorbereitet.

Es ist eine stimmungsvolle Eröffnungsfeier - wenn auch keine rauschende Festivität. Knapp 10.000 Menschen sind auf den Marktplatz gekommen, was für Ruhpolding eine sehr anständige Zahl ist. Nach und nach werden die Nationalteams auf die Bühne gerufen, nicht nur die großen Delegationen aus Deutschland oder Norwegen, sondern auch die Mini-Teams aus Brasilien (drei Starter) oder Andorra (eine Starterin).

Was die Biathlon-Exoten am Mittwochabend präsentiert bekommen, haben sie in dieser Form womöglich noch nie gesehen. Goaßlschnalzer lassen ihre Fuhrmannspeitschen knallen, nicht nur einmal wird geschuhplattelt. Das hat etwas charmant-heimeliges, versprüht jedoch nicht annähernd den Glanz, wie es den Organisatoren der Garmischer Ski-WM vor einem Jahr gelungen war: Als die österreichische Spitzenfahrerin Elisabeth Görgl in großartiger Manier den WM-Song "You're the hero" sang und tausendfach offene Münder hinterließ.

Wer wird der Star der WM?

Solche Momente fehlen am Mittwochabend. Minder stolz sind die Ruhpoldinger trotzdem nicht. Sie werden die größte Biathlon-WM aller Zeiten ausrichten - mit 45 teilnehmenden Nationen und rund 210.000 erwarteten Zuschauern. Filmchen von den vergangenen Heim-Weltmeisterschaften 1979, 1985 und 1996 werden gezeigt, Begriffe wie "Biathlon-Mekka" fallen immer wieder. Wer bitteschön soll eine perfekte Biathlon-WM ausrichten, wenn nicht die Ruhpoldinger?

Bürgermeister und WM-OK-Chef Claus Pichler fasst die allgemeine Stimmungslage zusammen: "Biathlon - die Wintersportart Nummer eins. Und Ruhpolding ist der Veranstaltungsort Nummer eins." Er freue sich "auf die schönste WM, die die Welt je gesehen hat".

Damit fügt sich Pichler gut in die Aussagen der Aktiven ein, denn leise Töne werden dieser Tage in Ruhpolding eher selten formuliert. Beispielsweise vom Franzosen Martin Fourcade. Sein großes Selbstvertrauen ist erklärbar, schließlich befindet sich Fourcade in exzellenter Form, ist amtierender Weltmeister und führt den Gesamtweltcup an. "Ich will in jedem Rennen eine Top-Position", erklärt Fourcade mit sehr ruhiger, fast monotoner Stimme: "Ich bin noch ein paar Tage Weltmeister. Das will ich auch nach der WM sagen können."

Sein großer Konkurrent, der Norweger Emil Hegle Svendsen, hält dagegen: "Ich hoffe schon, dass ich bei dieser WM der große Star werden kann." Wurden auch andere Athleten vom Selbstbewusstsein der Magdalena Neuner angesteckt? Die wenige Tage vor der WM verschmitzt verkündete, nicht weniger als sechs Goldmedaillen gewinnen zu wollen?

Ganz kurz hat sich Neuner am Mittwochabend noch vor die Kameras gestellt. Der Einmarsch mit den ganzen anderen Athleten sei Ehrensache. Sie sei "froh, dass die WM endlich losgeht", sagt Neuner, bevor sie mit den Teamkollegen schleunigst ins deutsche Quartier entschwindet. Dabei lächelte sie - ganz unaufgeregt und selbstsicher, natürlich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: