Biathlon-Weltcup in Östersund:Wechselhafter Wind

Biathlon Weltcup

Gemischte Gefühle: Biathlet Erik Lesser in Östersund.

(Foto: Johan Axelsson/dpa)

Solides Tempo, aber viele verwehte Kugeln: Die deutschen Biathlonteams hadern zum Saisonstart mit ihren Schießfehlern, nur Franziska Preuß kommt fehrlerfrei durch und wird Vierte.

Von Volker kreisl, Östersund/München

Wem nach einem anstrengenden Rennen beim Umziehen der Stoff reißt, dem dürfte zumindest eines nicht fehlen - Energie. Aber wenn der schicke neue Biathlon-Anzug dann nicht mehr verwendbar ist, wie der Thüringer Biathlet Erik Lesser später in der ARD zugab, dann könnte das womöglich auch an anderen Faktoren liegen. Zu dicke Muskeln? Fehlendes inneres Gleichgewicht? Oder schwache Konzentration?

Lesser war am Samstag freilich zusammen mit Franziska Preuß Zweiter in der Single-Mixed-Staffel geworden. Er wirkte entspannt, und vermutlich hatte das Malheur höchstens mit den Unzulänglichkeiten in der noch jungen Saison zu tun. Denn alles muss sich noch einspielen, nicht nur die Abläufe in der Umkleide, sondern auch in der Spur: die Renneinteilung, das wohldosierte Selbstbewusstsein, oder auch die richtige Einschätzung des Windes.

Trotz Rang zwei in der Sprintstaffel zum Auftakt haperte es bei den deutschen Teams vor allem an Letzterem an diesem Wochenende. Die Fahnen flatterten im Stadion von Östersund in Schweden hin und her, vor allem Benedikt Doll hatte sich öfter vertan. Kaum hatte er die Richtung des Windes abgeschätzt, so sagte er, "kam der wieder woanders her." Die große Mixed-Staffel war schon am Samstag mit einer Strafrunde und 14 Fehlschüssen auf Platz sieben gelandet. Und auch der zweite Platz in der kleinen Sprint-Mixedstaffel war getrübt, denn Lesser hatte mit drei Nachladern einen sicheren Sieg vergeben. Im Einzelsprint über zehn Kilometer verpasste dann nicht nur Lesser (33./vier Fehler) eine bessere Platzierung wegen Fehlschüssen, sondern auch Doll (24./4) und Simon Schempp (32./2). Johannes Kühn aus Reit im Winkl wiederum war Sechster geworden, ein gutes Ergebnis. Er wäre allerdings aufgrund seiner starken Laufleistung auf dem Podium gelandet, hätte er nur einen seiner beiden Fehlschüsse auf die Scheibe gebracht. Am besten im gesamten Team hatte sich also Franziska Preuß an diesem ersten Wochenende präsentiert. Neben Platz zwei im Single-Mixed schaffte sie es auch zu einem tadellosen Auftritt im ersten großen Einzel-Formvergleich - beim Sprint über 7,5 Kilometer am Sonntag. Preuß setzte trotz aller Böen sämtliche Kugeln ins Schwarze. Sie lag lange auf Rang drei, ehe sie doch noch von der Tschechin Marketa Davidova von den Podiumsplätzen verdrängt wurde; zweitbeste Deutsche war Denise Herrmann als Sechste. "Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden", hatte Preuß schon am Samstag gesagt.

Für alle gilt, dass die Saison noch drei Monate dauert, und die Topform erst zum Höhepunkt, der WM Mitte Februar in Antholz/Südtirol, erreicht sein muss. Spätestens dann sollten sämtliche Abläufe vor, im und nach dem Rennen sitzen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: